Wenn aus einem Paar eine Familie wird oder wenn eine bestehende Familie sich durch die Ankunft eines weiteren Kinders vergrößert, ist das immer wieder ein kleines Wunder der Natur. Doch gleichzeitig treten viele Fragen und Unsicherheiten auf. Jetzt will es jeder „alles ganz richtig“ machen. Damit das „Unternehmen Familie“ gelingt und dem Neugeborenen der Start ins Leben möglichst sanft und freundlich gestaltet werden kann, werden viele helfende Hände gebraucht – in der Schwangerschaft und nach der Geburt.

Hier setzt das Angebot des Diakonischen Werks Husum namens „Familie leben“ an, das aktuell jährlich rund 130 Familien in südlichen und mittleren Nordfriesland erreicht. Dieses Projekt wurde vor zehn Jahren „geboren“, wie Susanne Baum, Geschäftsbereichsleiterin „Beratung und Therapie für Familien“ im Rahmen einer kleinen Feierstunde humorvoll resümierte: Der „zahlende Vater“ sei zunächst die „Aktion Mensch“ gewesen, die „Mutter“ das DW Husum. Später habe sich die „Elternschaft“ gewandelt: Statt „Aktion Mensch“ sei die „Kompass gGmbH“, eine Trägerin der Kinder- und Jugendhilfe im Kreis Nordfriesland eingetreten, dazu die Lebenshilfe Husum und die IUVO, eine Tochtergesellschaft der Gruppe Norddeutsche Gesellschaft für Diakonie, die Jugend- und Eingliederungshilfen bietet.

Daniel Thomsen, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie und Bildung beim Kreis Nordfriesland, sagte in seinem Grußwort: „Wir haben uns vor zehn Jahren auf den Weg gemacht, um Familien mit Kleinkindern zu unterstützen, beispielsweise beim Zurechtfinden im Behördendschungel. Je früher Hilfen einsetzen, umso besser gelingt das Familienleben.“ Etwas „Bindungsförderndes“ – nämlich einen großen, „gebundenen“ Blumenstrauß überreichte mit humorvollem Lächeln der Leiter des Kreis-Jugendamtes Peter Raben – „als Vater, der anfangs keinen Unterhalt gezahlt“ habe. Der Geschäftsführer des DW Husum, Volker Schümann, befand: „Es ist ein gut gelungenes Kind“, und Jörg Paysen von der Kompass gGmbH ergänzte: „Eine mutige Elternschaft, die mit Wertschätzung gemeistert wird.“ „Es gibt auf allen Seiten viele Ressourcen“, so Susanne Hermerding von der Lebenshilfe Husum. „Wir finden die Balance zwischen Bekanntem und Neuem.“

Thordis Harmsen und Sabine Tolkmitt bekräftigten, dass die Arbeit mit dem Schwerpunkt „Bindungsorientierung“ nur in dem bestehenden Netzwerk möglich sei. „Alle Familien kommen in freiem, eigenverantwortlichem Entschluss zu uns, alle sind willkommen. Sie entscheiden selbst über die Zeitspanne, in der sie unsere Unterstützung benötigen.“ Klienten seien Eltern mit – unter anderem – psychischen Belastungen, Suchtproblemen oder Traumata: „Häufig sind wir die Dolmetschenden bei Missverständnissen zwischen Eltern und ihren Kindern und spüren die Lasten aus der Vergangenheit der Eltern auf.“ Ein „ganzer Strauß“ von Hilfsmöglichkeiten stehe zur Verfügung. Deren Einsatz orientiere sich am Bedarf der Eltern.

Die Veranstaltung lud zum Mitsingen ein und wurde musikalisch umrahmt von Kirchenkreiskreiskantor Christian Hofmann. Im Anschluss hielt die Psychologische Psychotherapeutin  Elke Garbe aus Hamburg einen Vortrag über das Thema „Welche Herausforderungen haben Eltern, die eine traumatische Kindheit hatten und was bedeutet das für die Kinder?“ „Eine junge Mutter braucht nicht Kritik und Kontrolle, sondern Bestärkung und Unterstützung“, sagte sie eingangs. Es gehe bei Kindern nicht nur um die körperliche, sondern ganz besonders um die geistig-seelische Unversehrtheit, da gerade im letzteren Bereich große Schäden verursacht werden können. „Wo Gewalt herrscht, entstehen Traumastörungen und unlösbare Konflikte, besonders dann, wenn die Gewalt von der Bindungsperson ausgeübt wird.“ Elke Garbe erntete viel Beifall von ihrem Fachpublikum. Später ging man zu etwas „leichterer Kost“ über: Die Veranstaltung endete mit einem kleinen Imbiss.

Bild 1:
Glückwunsche von Peter Raben, Kreis Nordfriesland an Susanne Baum

Bild 2:
Sabine Tolkmitt und Thordis Harmsen, Familie leben

Bild 3:
Die Träger v.l.n.r.: Jörg Paysen, KOMPASS; Volker Schümann, DW Husum; Jana Bewernick, IUVO und Susanne Hermerding, Lebenshilfe Husum

Bild 4:
Susanne Baum, Thordis Harmsen und Sabine Tolkmitt freuen sich über so viele Glückwünsche, Geschenke und Blumen

Weitere Beiträge