Beratungsstelle für „Unabhängige freiwillige Perspektiv- und Rückkehrberatung“

Die Aufgabe, die Ellen Hehnke und Miriam Langer im Januar dieses Jahres übernommen haben, erfordert eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl, Verantwortungsbewusstsein und Sachkunde: sie sind Beraterinnen bei der „Unabhängigen freiwilligen Perspektiv- und Rückkehrberatung“, die, zuständig für den Kreis Nordfriesland, im Diakonischen Werk Husum – am Schulwald – angesiedelt ist. „Wir informieren unsere Klientel völlig neutral und außerhalb der Arbeit anderer amtlicher Stellen“, betonen Ellen Hehnke und Miriam Langer. „Viele Migranten möchten wieder in ihr Heimatland zurück, weil sie sich um ihre betagten Eltern kümmern wollen oder es gibt in der Familie, die in der Heimat geblieben ist, gesundheitliche Probleme. Mitunter ist auch der Familiennachzug aus verschiedenen Gründen gescheitert oder sie sehen hier keine dauerhafte Chance für sich. Für nicht wenige Migranten ist die Trennung von der in der Heimat verbliebenen Familie schwer auszuhalten“, erzählen die beiden aus ihrer täglichen Arbeit. Unterschieden wird zwischen der „echten Freiwilligkeit“ im Sinne des Wortes und der „erzwungenen Freiwilligkeit“, die jene Fälle bezeichnet, die nach Ausschöpfung aller Möglichkeiten und Betrachtung sämtlicher Facetten vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) negativ beschieden werden und in ihre Heimat zurückkehren sollen. „Wir begleiten den konkreten Prozess der Rückführung im Vorwege. Es ist am besten, frühzeitig und nicht auf den letzten Drücker zu kommen und sich bei uns umfassend zu informieren – so haben auch wir eher Gelegenheit, noch einiges möglich zu machen.“

Die Entscheidung zurückzugehen mache sich niemand leicht. Die „Unabhängige freiwillige Perspektiv- und Rückkehrberatung“ ist eingebunden in ein festes, tragfähiges Netzwerk aus kompetenten Stellen, die verschiedene Möglichkeiten in den jeweiligen Heimatländern vor Ort ausloten und schauen, wo Unterstützung an welcher Stelle verfügbar ist: Was ist beispielsweise zu tun bei besonderen, schweren Erkrankungen der Rückkehrenden, bei Diabetes oder Dialysebedarf? Gibt es spezielle Schutzeinrichtungen für Frauen? Nur so könne die Rückkehr verträglich gestaltet werden, damit die Zurückkehrenden nicht „ins Nichts“ fallen.

Für Ellen Hehnke und Miriam Langer steht der Mensch mit seiner Individualität – außerhalb eines amtlichen Vorgangs – im Vordergrund. Hier ist Einfühlsamkeit oberstes Gebot: „Wir achten darauf, dass die Menschen in Würde zurückkehren, dass sich alle gut und versöhnlich von den hier geschlossenen Bekanntschaften verabschieden können oder auch – wenn schulpflichtige Kinder da sind – möglichst erst zum Schuljahreswechsel das Land verlassen. Wir beraten zu Reisebeihilfen, und Flugkosten oder klären über Details vor dem Abflug auf. Wir geben Informationen zu den Anlaufstellen in den Heimatländern.“

Von diesen Beratungsstellen gibt es sieben Standorte in Schleswig-Holstein – einer davon ist in der Verantwortung der AWO, der Rest ist beim Diakonischen Werk angesiedelt. Daneben gibt es eine mobile Beratungsstelle. Die beiden Beraterinnen für Nordfriesland nehmen regelmäßig an Treffen sowie an Fortbildungen teil und unterliegen der Schweigepflicht. „Wir unterstützen Betroffene, Helfende, Ehrenamtliche und Institutionen, beispielsweise Migrationsberatungsstellen.“ Sie arbeiten mit Dolmetschern zusammen, so dass es keine Missverständnisse geben kann und beraten Ratsuchende aus allen Ländern. Und es ist gleichgültig, ob jemand mit einer einmaligen Beratung bereits weiterkommt oder ob mehrere Termine notwendig sind: „Unsere kostenlose Beratung kann man mehrfach in Anspruch nehmen. Das gilt auch für Menschen, die sich in einem laufenden Verfahren befinden.“

Zum Foto:

Miriam Langer (links) und Ellen Hehnke kümmern sich mit großem Einfühlungsvermögen um Personen, die in ihre Heimatländer zurückkehren.

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