Sonja Wenzel

Im Winter „Platte machen“ – das bedeutet: im Freien zu übernachten – ist für die meisten Menschen unvorstellbar; dennoch kommt es immer wieder vor und gerade bei Kälte und Wind, Schnee und Regen ist es auch für die besonders Abgehärteten und Erfahrensten unter den Wohnungslosen nur schwer zu ertragen. „Die Zahl der nicht ortsansässigen Menschen ohne Wohnung unterliegt großen Schwankungen“, sagt Jens Frank, Sozialarbeiter beim Diakonischen Werk Husum. Einige dieser Personen finden vorübergehend privaten „Unterschlupf“, und auch die Bahnhofsmission gestattet sieben Übernachtungen innerhalb eines Monats. Eine freundliche, praktikable Lösung ist in dem Zusammenhang das Winternotprogramm des Diakonischen Werks Husum: „Mit finanzieller Unterstützung der Diakonie Schleswig-Holstein konnte eine Wohnung in Husum angemietet werden, damit wir diese Menschen unterbringen können“, führt DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk aus. Es handelt sich dabei um eine mit Mobiliar ausgestattete Zwei-Zimmer-Wohnung, in der zwei Personen untergebracht werden können.

Die Wohnung verfügt standardmäßig über Heizung, Küche und Bad und bietet damit mehr, als den amtlich gewährleisteten „Erfrierungsschutz“, denn: „Wir bekommen auf diese Weise einen anderen Zugang zu den in der Wohnung untergebrachten Menschen und zeigen damit die Möglichkeit auf, dass man dauerhaft in einem festen Wohnverhältnis leben kann“, so Jens Frank. Erfolge in der Vergangenheit sind an der Tagesordnung: „Viele erkannten den Wert des festen Wohnsitzes und haben es aus dem Winternotprogramm heraus geschafft, in einer eigenen Wohnung zu leben. Insofern ist es uns sehr wichtig, jedes Jahr eine Wohnung mieten und anbieten zu können“, so Adelheit Marcinczyk. So werde stets geprüft, ob jemand übergangsweise die Wohnung nutzen könne, damit sie – mit Blick auf die Lage am Wohnungsmarkt – nicht aufgegeben werden müsse.

Freilich: Nicht jeder Wohnungslose möchte – aus verschiedenen persönlichen Gründen – die kalte Jahreszeit im Winternotprogramm untergebracht sein. In solchen Fällen kann die Wohnungslosenhilfe Ausstattungsgegenstände zur Verfügung stellen, die die Situation unter freiem Himmel erleichtern können, wie Schlafsäcke oder regendichte Bekleidung. Eines ist die Wohnung aber nicht: Eine meldefähige Adresse, an die auch private Post geliefert werden könnte. Die Einrichtung einer postalischen Anschrift ist im Bedarfsfalle unter Einbindung der Wohnungslosenhilfe zu regeln. Doch eine behutsame Begleitung der Wohnungsnutzenden durch den Sozialarbeiter Jens Frank und das Team ist gesichert: „Wir beraten und unterstützen bei diesem Schritt in ein neues, verantwortungsvolles Leben. Dazu gehört auch Assistenz bei der Rückführung in die sozialen Hilfesysteme unseres Staates, wie beispielsweise die Krankenversicherung, oder anderes.“

Wenn Sie eine Notunterkunft benötigen, rufen Sie bitte bei der Wohnungslosenhilfe an (04841 668045 / 04841 9040080 / 0176 51674327) oder kommen Sie zu den Öffnungszeiten (Mo/Mi von 8-14 Uhr, Di von 10-14 Uhr, Fr von 8-10 Uhr) in die Bahnhofsmission in der Poggenburgstraße 16.

Obdachlosigkeit und Erfrierungsgefahr müssen nicht sein: Adelheit Marcinczyk und Jens Frank bieten das Winternotprogramm des Diakonischen Werks Husum an.

Weitere Beiträge