Sonja Wenzel
„Weihnachten findet statt, auch wenn die Kirchen geschlossen sind – wir feiern mit Abstand.“ So lauteten die pragmatischen Worte von Propst Jürgen Jessen-Thiesen anlässlich einer kleinen Andacht, die trotz aller Widrigkeiten dieses speziellen Jahres im Vorgarten der Bahnhofsmission am 24. Dezember stattfand. Schließlich habe das erste Weihnachten auch nicht in einer Kirche stattgefunden, sondern im Stall von Bethlehem, auf dem Feld und Dunkelheit, in Gesellschaft von Tieren, die ein wenig bescheidene Wärme spendeten.
Eine kleine Gemeinde hatte sich zur Andacht zusammengefunden, um die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium zu hören, die der Propst vortrug. Auch Husums Bürgermeister Uwe Schmitz hatte sich eingefunden. Manche, die vorüberradelten oder -gingen, verhielten kurz, hörten ein wenig zu und strebten dann wieder geschäftig ihren eigenen Zielen zu. Und dennoch war es, als die alten, mächtigen Weihnachtslieder, wie „Oh du fröhliche“, „Tochter Zion“ und Stille Nacht“ aus dem Lautsprecher ertönten, als komme der rauschende Verkehr auf der Poggenburgstraße ein wenig zur Ruhe, als zerrte der Wind etwas weniger an den Fahnen vor dem LKN.
„Die Verhältnisse waren damals zur Geburt Jesu nicht besser als heute“, resümierte Propst Jessen-Thiesen. Und dennoch: „In Dunkelheit und Schmutz entstehen Glanz, Licht und Wärme – dies ist das Wunder, das dort passiert, wo wir es nicht vermuten.“ Zum Schluss gab es noch für jeden einen Schokolade-Weihnachtsmann zum Mitnehmen und ein Mini-Knusperhaus: „Diese Häuschen stellen seit Jahren Barbara und Egon Kring aus Garding für die Bahnhofsmission zur Weihnachtszeit her“, freute sich Erk Paulsen, Leiter der Bahnhofsmission und dankte dem Ehepaar für die Mühe und das Engagement. Freude bereiten ist doch auf vielerlei Weise möglich, auch wenn die äußeren Umstände Grenzen setzen. Zum Schluss ging an den Propst ein warmer Dank vieler Besucher: „Eine schöne Andacht“, hieß es allenthalben: Eine passende Stärkung der Seele in schwierigen Zeiten.