Sonja Wenzel
Insgesamt sind es 15 Personen, alle hochmotiviert und bestrebt, so schnell wie möglich in ihrer neuen Heimat beruflich durchzustarten: Sie nehmen an dem speziell für Migranten und Migrantinnen ausgelegten Projekt „MIQUA – next step“ des Diakonischen Werks Husum teil, das den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt spürbar erleichtern soll. Das Projekt läuft zunächst noch bis zum Ende dieses Jahres und wird in enger Zusammenarbeit mit den Jobcentern der Kreisverwaltung bewältigt.
Erst kürzlich fand ein Treffen der beteiligten Akteure statt, um das Erreichte zu diskutieren und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Mit von der Partie war auch Jennifer Schneider, Mitarbeiterin der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB) in Kiel. Letztere unterstützt das Projekt mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziell. „Die Zusammenarbeit mit der IB gestaltete sich von Anfang an angenehm und unkompliziert. Dafür sind wir sehr dankbar“, so DW-Bereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. „Es gilt, die Zielgruppe sinnvoll zu fördern und in Arbeit zu bringen. Ein wichtiges Bindeglied sind dabei die Fallmanager“, erläuterte Lars Treptow vom Jobcenter Nordfriesland. Dort ist er Ansprechpartner für Neubürger und -bürgerinnen. „Das Projekt startete im späten Winter zu akuten Coronazeiten. Alle haben mit angepackt. So konnte die Arbeit in weiten Teilen gut funktionieren. Wir haben das Schulungsmaterial zu den Teilnehmenden – gewissermaßen an den Gartenzaun – gebracht und konnten sie auf diese unkonventionelle Weise kennenlernen“, erzählte Jens Frank vom Diakonischen Werk, der in die Projektarbeit mit eingebunden ist. Alle seien außerordentlich kooperativ, flexibel, haben sich „schnell eingefuchst“ und die Erreichbarkeit über das Mobiltelefon sichergestellt, fuhr er fort. Der Sprachunterricht habe in Absenz, aber über „fragile, technische Konstrukte“ recht gut dargestellt werden können.
Verschiedene Module, unter anderem Familie und Erziehung, Sprache, Beruf oder PC-Kompetenz, sind Inhalte des Projekts. Die Maßnahme „auf Distanz“ zu stemmen, sei zunächst durch die Corona-bedingten Zwänge ein ziemlicher Kraftakt gewesen, sagte DW-Mitarbeiterin Miriam Langer. Coachings wurden zunächst telefonisch vorgenommen. Vieles habe mit großem technischem Aufwand erklärt und übersetzt werden müssen. Es sei eine „bunt gemischte Gruppe“, in der Armenisch, Arabisch, Farsi, Albanisch, Tigrinya (Amtssprache in Eritrea, Anm. d. Red.) gesprochen werde und in der Lehrer oder Mediziner genauso wie Taxifahrer aufgenommen seien. Erst im Frühsommer konnten Einzelcoachings in Präsenz angeboten werden: „Diese waren Gold wert“, so Miriam Langer.
Wichtig seien auch die Erfahrungen aus einem Assessment-Center, einer gängigen Methode zur Einschätzung von Menschen in Bezug auf Personalauswahl und Personalentwicklung. „Es hat sich schnell herausgestellt, wer sich wie selbst präsentiert, es vorzieht, sein eigenes Ding zu machen oder teamfähig ist und wer wann welche Rolle übernimmt“, so DW-Mitarbeiter Olaf Neubauer. Zwei Exkursionen standen auch auf dem Plan: „Wir haben uns vor Ort mit dem Küstenschutz auseinandergesetzt und einen Friedhof besucht“, berichtete Bettina Görke. Die DW-Mitarbeiterin befasst sich im Rahmen des Projekts unter anderem mit Themen wie „Knigge im Alltag“, mit der Strukturierung des Alltags, aber auch mit dem abendländischen Rollenverständnis. „Die Eintrittskarte zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist in jeder Hinsicht die Sprache“, bekräftigte Olaf Neubauer. Die Motivation sich sprachlich zu verbessern, sei enorm. Immer wieder sowohl spannend und aufregend als auch nachdenklich machend sei die unterschiedliche Sichtweise auf verschiedene Lebensbereiche. Jedem Thema werde mit großem Interesse begegnet. Während der Projektlaufzeit haben fünf Personen eine Arbeit aufgenommen, genauso viele haben ein Praktikum absolviert. Ein Teilnehmer hat eine schulische Ausbildung begonnen. Freie Projektplätze wurden im Nu nachbesetzt: „Wir sind froh, dass die Maßnahme so gut ausgelastet ist. Positiv ist auch, dass alle Teilnehmenden auf dem richtigen Sprachniveau abgeholt werden können“, so Lars Treptow. Auch Fallmanager Frank Niewerth nimmt die positive Entwicklung in seinem Zuständigkeitsbereich wahr. „Ich bin angenehm überrascht, dass das Projekt trotz Corona so gut angelaufen ist“, meinte Jennifer Schneider. Adelheit Marcinczyk brachte es in einfachen Worten auf den Punkt: „Ich bin stolz auf die motivierten Teilnehmenden, die alle in ihrem neuen Leben Fuß fassen wollen. Ich danke allen MIQUA-Mitarbeitenden für ihr Engagement und ihre Leistung.“