Sonja Wenzel

„Unser Hauptmaterial ist das Holz. Es ist ein sehr interessanter Werkstoff“, sagt Thomas Pevec. Er ist Tischler und Fachanleiter im Amalie-Sieveking-Haus, am Schulwald 11 in Husum. Hier hat das Diakonische Werk Husum die Werkstatt untergebracht, in der jenen Möbeln neuer Glanz verliehen wird, die bei „Möbel & Mehr“ eintreffen: Manches antike Kanapee, mancher betagte Stuhl, zerschlissen, durchgesessen, wackelig und auf den ersten Blick „verloren“, wird hier liebevoll aufgearbeitet und offenbart anschließend Charme und Patina und steht nonchalant zu den Gebrauchsspuren seines meistens sehr langen Lebens. Diese Schätzchen stehen zum Verkauf und werden im „Upcycling-Schaufenster“ im Geschäft in der Oberen Neustadt von „Möbel & Mehr“ ausgestellt. Dieses Kaufhaus steht ausnahmslos der gesamten Bevölkerung offen. Das bedeutet, es heißt jene Menschen herzlich willkommen, die den Nachhaltigkeitsgedanken in die Tat umsetzen und mit Ressourcen sparsam umgehen möchten.

Mit „Upcycling“ geht die Philosophie von „Möbel & Mehr“ noch einen Schritt weiter. Damit ist erstaunlich viel zu erreichen. Grundsätzlich geht es darum, nicht alles, was zunächst unbrauchbar zu sein scheint, gleich zu entsorgen. Das Umarbeiten von alten Möbeln ergibt pfiffige „Neulösungen“. „Upcycling“ ist ein Projekt, das das Diakonische Werk Husum gemeinsam mit dem Kreis Nordfriesland – dem Fördermittelgeber – entwickelt hat: „Wir danken dem Kreis und dem Jobcenter für die Unterstützung. So können wir Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit leben und mit Sinn erfüllen“, sagt Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. Wer die in der Werkstatt entstehenden Gegenstände betrachtet, wird überrascht sein von der Kreativität der Teilnehmenden und ihrer Fachanleiter: Fahrradschläuche ergeben erstklassige Sitzflächen für Hocker, aus Konservendosen, die an ein Gestell aus Holz montiert werden, entstehen originelle Schreibtischlampen; nicht minder aufsehenerregend ist die Wanduhr aus einer gebrauchten Fahrradfelge; aus einer mächtigen, zerlegten Holzbohle entsteht ein praktischer Küchen-Arbeitstisch, ein echtes Einzelstück. Aus ausrangierten Schulbänken, an denen sich Generationen von Schülern mit Einkerbungen und anderen Gebrauchsspuren verewigt haben, werden individuelle Tische zu unterschiedlichen Zwecken.

In diesem Zusammenhang bittet das Diakonische Werk die Bevölkerung, den Haushalt zu durchforsten und, falls eine noch brauchbare, aber nicht mehr benötigte Nähmaschine vorhanden ist, sich unter der Telefon-Nummer 04841-9811777 bei „Möbel & Mehr“ zu melden: „Wir brauchen sie für die Polsterarbeiten an Sesseln, Stühlen und Sofas. In diesem Rahmen sind auch Stoffe herzlich willkommen“, äußert Abteilungsleiter Manfred Hansen. Das Geschäft „Möbel & Mehr“ und die Werkstatt im Amalie-Sieveking-Haus sind symbiotisch miteinander verbunden: „Im Kaufhaus lernen die Teilnehmenden im kaufmännischen Bereich viel über beispielsweise Warenwirtschaftssysteme, Logistik oder Öffentlichkeitsarbeit“, so Adelheit Marcinczyk. Andererseits haben die Teilnehmenden der Werkstatt das Erfolgserlebnis, dass „ihre“ Möbelstücke ausgestellt und zum Verkauf angeboten werden. Im an die Werkstatt angegliederten Seminarraum werden Kurse mit verschiedenen Inhalten durchgeführt, teilweise mit pädagogischer Unterstützung.

Mohamad Shrbati (links) und Friedrich Nagel präsentieren Gegenstände mit Pfiff, die aus gebrauchtem Material entstanden sind.
Eine Auswahl von Möbelstücken, die als „Upcycling-Produkte“ entstanden sind.

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