Sonja Wenzel

Im Moment kommen, bedingt durch die Pandemie, viele wichtige Projekte nicht recht von der Stelle, obwohl sie fix und fertig „in trockene Tücher“ gepackt sind und sofort starten könnten. Dazu gehört auch die „Qualifizierung für Ehrenamtliche“. Verantwortlich für dieses Vorhaben, das sich an Menschen richtet, die Besuchsdienst in häuslicher Begleitung oder in Senioreneinrichtungen anbieten möchten, zeichnet das Mehrgenerationenhaus des Diakonischen Werks Husum. „Leider können wir keinerlei verbindliche Termine festsetzen, an denen die insgesamt sechs Kursabende stattfinden sollen“, bedauern die Pastorin im Ruhestand und Trauerbegleiterin Barbara Wilkens und Antje Henrich, die beim Diakonischen Werk unter anderem zuständig ist für die Planung von Ehrenamtsstrategien und für die Quartiersentwicklung.

Dabei ist die „Qualifizierung für Ehrenamtliche“ gründlich ausgeplant und klug durchdacht. Sie gliedert sich – einen allgemeinen Informations-Abend vorausgeschickt –  in drei Blöcke zu jeweils zwei Kurs-Abenden. Interessierte Ehrenamtliche werden darin sorgfältig auf ihre neue Tätigkeit vorbereitet – und sollten sich möglicherweise auch auf einige Themen, die in unserer Gesellschaft immer noch tabuisiert werden, einlassen. Es wird zunächst das System ‚Seniorenheim‘ erklärt, und man erfährt viel darüber, wer mit den Senioren überhaupt täglich zu tun hat. Das können Angehörige aller medizinischen Berufe sein oder Mitarbeitende aus der Küche oder der Hausverwaltung. „Als ehrenamtlich arbeitende Person ist man ein Teil dieses Gesamtgefüges“, führt Barbara Wilkens aus. Die Hauptamtlichen in den Heimen geben sich stets große Mühe mit den Senioren und arbeiten mit einem hohen Berufsethos. Sie können dem Ziel nach „mehr Zeit für die Bewohner und Bewohnerinnen“ oftmals nicht so gerecht werden, wie sie es wünschen, weil die reinen pflegerischen Tätigkeiten viel Zeit erfordern. Auch dafür werden Ehrenamtliche sensibilisiert. „Es ist ein ständiges gegenseitiges Geben und Nehmen. Wer freiwillig diese Arbeit leistet, soll sich anerkannt fühlen und anschließend erfüllt und zufrieden nach Haus gehen können“, erklären Barbara Wilkens und Antje Henrich.

Der zweite Block befasst sich mit den altersbedingten, demenziellen Erkrankungen, die Ehrenamtliche immer wieder vor große Herausforderungen stellen können. Darüber hinaus ist auch der Verlust des Seh- und Hörvermögens ein bedeutsames Thema: „Hier werden Betroffene aus ihrem eigenen Erleben erzählen“, so Barbara Wilkens. Der dritte Abschnitt der Qualifizierung befasst sich mit dem Phänomen Altersdepression aber auch mit Abschiednehmen, Tod und Trauer. Die Auseinandersetzung mit dem Leben und Sterben, mit der eigenen Endlichkeit müssen Platz haben in der Gesellschaft. „Dieses Thema sollte nicht mit Angst besetzt sein, denn es gehört in die Realität des Lebens. Man sollte sich Schritt für Schritt trauen, darüber zu sprechen, damit der Umgang damit leichter fällt. Vielleicht gehört auch ein wenig Mut dazu, Menschen im Seniorenheim, deren Sterbeprozess eingesetzt hat, weiterhin zu besuchen und zu begleiten, besonders dann, wenn über einen längeren Zeitraum vorher ein Vertrauensverhältnis aufgebaut wurde“, betont Pastorin i.R. und Trauerbegleiterin Wilkens.

Menschen, die sich für diese Aufgabe entscheiden und später im Einsatz sind, erfahren „kollegiale Beratung“. Sie können eigene Erfahrungen und daraus resultierende Themen einbringen und besprechen. „Ich wünsche mir einen Stamm aus ‚festen Ehrenamtlichen‘ zu gewinnen, der in seinem Tun zuverlässig begleitet wird und das Gefühl haben darf, wichtig und unverzichtbar zu sein“, so Barbara Wilkens abschließend. Wer Interesse oder weitergehende Fragen hat, kann sich an das Mehrgenerationenhaus des Diakonischen Werks Husum unter der Telefon-Nummer 04841-2153 wenden. Von dort aus geschieht eine Weitervermittlung an Antje Henrich oder Barbara Wilkens.

Stehen mit dem Projekt „Qualifizierung für Ehrenamtliche“ in den Startlöchern: Antje Henrich (links) und Barbara Wilkens.

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