Sonja Wenzel
Es hat ein bisschen Ähnlichkeit mit dem schönen Grimm’schen Märchen, in dem ein kleines, rotbemütztes Mädchen ihrer Großmutter einen Korb mit erfreulichen Speisen bringt: Das Projekt „Rotkäppchen“ zielt darauf ab, gepackte Tüten mit Lebensmittelspenden der Husumer Tafel zu jenen Familien in Mildstedt zu bringen, die nicht nur auf der Schattenseite des Lebens stehen, sondern sich aus verschiedenen Gründen nicht selbst auf den Weg zur Husumer Friedenskirche machen können, um sich die Waren abzuholen. „Rotkäppchen“ ist die zündende Projektidee von sechs Masterstudierenden der Fachhochschule Kiel. Truels Reichardt, einer der Studierenden des Studiengangs „Forschung, Entwicklung und Management in sozialer Arbeit“ erklärt den Inhalt des Projekts: „Wir möchten etwas Sinnvolles unternehmen und hatten von einem ähnlichen Projekt in Nordrhein-Westfalen gehört, das allerdings nicht so umfassend war. Das hat uns auf den Gedanken gebracht, mit der Husumer Tafel und der Quartiersentwicklung Mildstedt zu kooperieren.“ Abgesehen davon, dass diese „trägerübergreifende Zusammenarbeit“ das Projekt beflügelt, funktioniert es unkompliziert und unbürokratisch: Ab Anfang Mai bis zum 31. Dezember dieses Jahres werden Truels Reichardt und eventuelle Mitstreitende jeden Mittwoch Lebensmitteltüten der Tafel Husum an Senioren oder Mobilitätseingeschränkte verteilen – vorausgesetzt, sie haben sich vorher bei der Mildstedter Quartiersentwicklerin Annett Dürkop angemeldet und können ihre Berechtigung auf Tafelspenden nachweisen. „Es ist der Charme dieses Projekts, dass die Zugangswege angenehm kurzgehalten worden sind“, freut sich Annett Dürkop.
„Wir haben im Vorwege alles abgestimmt und die Organisation besprochen – das Projekt kann losgehen“, ergänzt die Geschäftsbereichsleiterin vom Diakonischen Werk Husum, Adelheit Marcinczyk. Dass Truels Reichardt und Annett Dürkop in Mildstedt bekannt sind, freut und beruhigt ganz besonders den Leiter der AWO Mildstedt, Hans-Peter Henkens. Das Projekt sei eine „hervorragende Sache“, die gefördert werden müsse: Sie trage zu einem selbstbestimmten Leben in gewohnter Umgebung bei – auch bei wachsendem Unterstützungsbedarf. Tafelleiter Charly Häuber ist auch voller Erwartung, wie das Projekt in Mildstedt angenommen wird. Die Tüten seien immer wieder inhaltliche Überraschungen, sie werden mit dem gefüllt, was da sei: Frischwaren wie Obst und Gemüse, Milchprodukte, Backwaren und – wenn möglich – auch ein paar Dauerlebensmittel, die länger lagerfähig sind. Er betonte, dass die Tafel wöchentlich die Grundversorgung von rund 500 Menschen sicherstelle.
Auf einen besonderen Punkt brachte Truels Reichardt die Spende von Lebensmitteln, die noch völlig in Ordnung sind, aber ohne den Umweg über die Tafel ungenutzt, gewissermaßen „ungegessen“ und auch unangemessenerweise in den Abfall entsorgt würden: „Wir verhindern die Lebensmittelverschwendung, weil die Menschen, denen wir die gepackten Taschen bringen werden, einer Generation angehören, die aus allem etwas Schmackhaftes zu zaubern versteht.“ Und schließlich spielen die jungen Projektmitarbeitenden sehr gern einmal in der Woche Rotkäppchen: „Wir sind noch so jung, dass wir als Enkel durchgehen können!“
Wenn Sie berechtigt sind und sich für die Teilnahme an dem Projekt interessieren, können Sie sich mit der Quartiersentwicklerin Annett Dürkop oder mit Truels Reichardt unter der Telefon-Nummer 0172-2722371 in Verbindung setzen. Sie können sich auch gerne bei uns melden, wenn Sie im Projekt mithelfen möchten.