Sonja Wenzel

„Traditionelle Zusammenhänge können mithilfe des Projekts ‚Wohnen für Hilfe‘  möglicherweise auch außerfamiliär wieder erschaffen und Menschen verschiedener Generationen zusammengeführt werden“, meint Emma Sofie Goerke, Studentin der „Sozialarbeit und Gesundheit“ im letzten Semester in Kiel. Sie hat für das Projekt „Wohnen für Hilfe“ recherchiert und es ausgearbeitet. Es ist im Diakonischen Werk Husum im Bereich der „Niedrigschwelligen Hilfen“ im Ressort „Soziales und Arbeit“ angesiedelt. Es habe „großes Potenzial“, um vergünstigt an Wohnraum zu gelangen, so die 31-Jährige. Der Dreh- und Angelpunkt von „Wohnen für Hilfe“ ist, dass gegen verbilligte Überlassung von Wohnraum alltägliche, kleine Handreichungen oder überschaubare Arbeiten vom Wohnungsnehmer geleistet werden. Pflegeleistungen sind dabei grundsätzlich ausgeschlossen.

„Viele Senioren wünschen, dass jemand im Hause ist“, sagt Emma Sofie Goerke. Auf diese Weise können gegenseitig bereichernde Wohnpartnerschaften entstehen und Lebensgemeinschaften weiterentwickelt werden. Ganz nebenbei wird so auf eine neue, unkomplizierte Weise Wohnraum geschaffen oder erweitert. Entstanden ist diese Idee vor über 25 Jahren in Darmstadt, wo „Wohnen für Hilfe“ aus einer allgemeinen Wohnungsnot heraus geboren wurde. Heute ist diese Möglichkeit der „Unterkunfts-Generierung“ keine Seltenheit mehr – zumindest nicht in großen Städten. So organisiert beispielsweise das Studentenwerk in Kiel für Studierende ebenfalls „Wohnen für Hilfe“. Emma Sofie Goerke war zeitweise daran beteiligt und weiß, wovon sie spricht. „Das Projekt eignet sich für alle Generationen. Die Zielgruppen, die zusammengeführt werden, sind beispielsweise Senioren mit Hilfebedarf im Alltag, Menschen mit Behinderungen oder Migrationshintergrund, Alleinerziehende und Familien, Auszubildende, Studierende, Personen, die eigentlich ihren Wohnsitz auf einer Insel haben und Jugendliche ab 18 Jahren“, führt sie aus. Hilfen können sich auf Einkaufen, Kochen oder Geschirrspülen beziehen, oder einfach nur auf „Gesellschaft leisten“. Auch die Hilfe bei Schulaufgaben oder bei der Erledigung der Korrespondenz ist eine Möglichkeit der Unterstützung, ebenso wie die Vornahme kleiner Reparaturen, das Erledigen von Gartenarbeit, das Versorgen des Haustiers oder die Begleitung zu Terminen und Veranstaltungen. Soll eine Wohnpartnerschaft gegründet werden, wird zunächst ein Fragebogen ausgefüllt, den die Projekt-Organisierenden auswerten und anhand dessen die Partner durch Vermittlung zusammenkommen. Sie schließen nach Einigung einen „ganz normalen“ Mietvertrag ab, allerdings zu einem reduzierten Mietpreis. Freilich wird auch vertraglich festgehalten, welche Tätigkeiten zu übernehmen sind. Ist der Mietvertrag geschlossen, stehen Projektbetreuende weiterhin als Ansprechpartner für Fragen bereit. „Es wird bei Problemen beraten, zwischen den Parteien vermittelt, und die Wünsche und Bedürfnisse werden berücksichtigt. Auch wird Hilfestellung beim Abschluss des Mietvertrags und weiteren Vereinbarungen geleistet“, so Emma Sofie Goerke. Sie ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse e.goerke@dw-Husum.de oder telefonisch unter 0151 – 548 368 56. Auch die Wohnungslosenhilfe in der Bahnhofsmission steht unter der Telefon-Nummer 04841-668045 zur Verfügung.

So können neue Wohnpartnerschaften über Generationsgrenzen hinweg entstehen: Emma Sofie Goerke präsentiert das Plakat für das Projekt „Wohnen für Hilfe“.

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