Es gibt darin zwar keine Wohnungen zu mieten – aber seit einem Jahrzehnt ist das Mehrgenerationenhaus für viele Menschen aus Husum und Umgebung „die zweite Heimat, ein Ort des Austauschs und des Wohlfühlens sowie ein öffentliches Wohnzimmer“, wie dessen Leiterin Heike Bayer in ihrer Ansprache während einer kleinen Jubiläums-Feierstunde sagte. Das Mehrgenerationenhaus (MGH), eine Einrichtung des Diakonischen Werks Husum, erfährt von Anfang an die wohlwollende Unterstützung der Stadt Husum, des Kreises Nordfriesland und nicht zuletzt auch von der Bundesregierung: Der von Sylt stammende Bundestagsabgeordnete Ingbert Liebing hat sich dafür eingesetzt, dass die Finanzierung des MGH kürzlich bis zum Jahre 2020 gesichert wurde. Auf dem Weg zur „Schaffung eines Ankerpunktes“ werde das MGH seit Jahren intensiv von vielen ehrenamtlich Engagierten tatkräftig unterstützt, wie Heike Bayer fortfuhr. „Die tägliche Arbeit des Hauses besteht in der Kommunikation, darin, Menschen anzusprechen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“ Mittlerweile sei das MGH interkulturell und engagiert sich im Projekt „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“.

Bürgervorsteher Peter Empen überbrachte die Glückwünsche der Stadt und gratulierte zur Aufnahme in ein neues Bundes-Förderungsprogramm: „Das haben Sie verdient. Das Mehrgenerationenhaus ist so farbig wie verschieden, so kompetent wie verlässlich, und das alles unabhängig von Herkunft, Alter, Geschlecht und der persönlichen Geschichte. Es reagiert auf die hier vorhandenen Zustände, auf die Bedarfe und Ausgangslagen.“ Auch Ingbert Liebing äußerte sich ähnlich: „Eine großartige Einrichtung, die von den Mitarbeitenden und den Ehrenamtlichen lebt – sie sind die Macher.“ Das MGH habe eine Erfolgsgeschichte, die Gemeinschaft und Gemeinsinn schaffe und den Gedanken, andere zu unterstützen, in die Tat umsetze. Hier werden Generationen zusammengebracht in einer Weise, die die private Lebensgestaltung kaum noch zulasse. Neu hinzu komme ein so dramatisches wie dynamisches Thema: Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen lernen einander sprachlich und kulturell zu verstehen. „Sie machen daraus Begegnung und Zusammenhalt, was in dieser Zeit wichtiger denn je ist.“ Beide Redner dankten den Ehrenamtlichen für ihre Arbeit.

Mit Fragen wie „Sind die Generationen noch füreinander da?“ beschäftigte sich die anschließende Gesprächsrunde, bestehend aus Ingbert Liebing, Irene Fröhlich und Jutta Birkelbach. Heike Bayer moderierte das Gespräch. Jutta Birkelbach, ehrenamtlich tätig im Projekt „Wellcome“, erklärte, das Projekt habe sie gereizt: „Eine verschiedenartige Gesellschaft erfordert ebensolche Hilfen. Ich habe unterschiedliche Familienstrukturen kennengelernt – da müssen viele Stellen eingebunden sein.“ Die Dankbarkeit, die sie erfahre, stärke sie und gebe ihr „viel Input“. Irene Fröhlich ist eine der maßgeblichen Initiatorinnen des genossenschaftlichen, Generationen übergreifenden Wohnprojekts „Statthus“, das in der alten Pestalozzischule am Trommelberg errichtet wird. „Wir wünschen uns noch Familien mit Kindern in unserem Projekt“, sagte sie. Es müsse die Bereitschaft zu lebendiger Nachbarschaft vorhanden sein.

Damit ein Miteinander und das „Unternehmen Familie“ gelingen könne, brauche es Menschen, die Begegnung unterstützen: In Mehrgenerationenhäusern, Krippen und Kitas. Aber auch jene, die daheim verantwortungsvolle Erziehungsarbeit leisten, verdienen Anerkennung und die Akzeptanz eines abweichenden Lebensentwurfs. Vieles könne der Staat unterstützen, die menschliche Komponente jedoch nicht ersetzen, meinte Liebing. Ein Leben ohne ehrenamtliches Engagement kann sich Irene Fröhlich nicht vorstellen. Gleichwohl könne es nicht angehen, dass sich der Staat aus allem herausziehe: „Das Ehrenamt darf nicht der Ausputzer sein.“ Nach Liebings Worten mache das Ehrenamt die Gesellschaft wärmer und reicher und sei für viele Menschen ein Stückweit Lebenserfüllung.

Volker Schümann, Chef des DW Husum, dankte Heike Bayer und ihrem Team für die Organisation dieser gelungenen Veranstaltung, den Finanzierern, der Stadt, dem Kreis Nordfriesland und dem DW-Aufsichtsrat. Außerdem äußerte er einen Wunsch in Liebings Richtung: „Nordfriesland ist nicht immer im Blick der großen Politik. Wir würden uns freuen, wenn Sie bestimmte Dinge im Bundestag weitertragen, damit auch Partei-übergreifend an uns gedacht wird.“

Weitere Beiträge