Sonja Wenzel

Der große, leere Platz, der hinter dem Husumer Rathaus in das Hafenbecken mündet, wird wieder ein Stückweit lebendiger: Die historische Slipanlage ist eine der wenigen noch übrig gebliebenen Zeuginnen eines ehemals geschäftigen Werftbetriebs. Hier wurden früher große Schiffe gebaut und zu Wasser gelassen. Jetzt bekommt dieses Areal neues, authentisches Werftleben „im Kleinen“ eingehaucht mit der „Bootshütte“. Das kleine, adrette, dunkelgraue Holzgebäude ist das Zentrum des Projektes „AktivWerft – Landungsbrücken +“ des Diakonischen Werks Husum. Es wurde kürzlich mit einem kleinen Festakt eingeweiht. Initiator der Idee, das ältere, erfolgreiche Projekt „Landungsbrücken“ noch weiter auszubauen, war der damalige DW-Geschäftsbereichsleiter Dieter Pelties. Doch bis zu der Umsetzung der Idee sollten einige Jahre vergehen und es floss viel Wasser durch den Hafen. Jetzt aber werden an dieser Stelle von Ostern bis Oktober – mindestens für die zweijährige Projektdauer – Boote restauriert. Im Winter finden die Arbeiten in der Amalie-Sieveking-Halle am Schulwald statt.

Ein Antrag für das Projekt wurde bei der Aktivregion gestellt und vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sowie vom Vorstand der Aktivregion genehmigt. Auch mussten mit der Stadt Verhandlungen geführt werden, wie der Plan „Bootshütte“ in die Tat umgesetzt werden konnte. Dies war nicht ganz einfach, da bei der Nutzung der denkmalgeschützten Slipanlage viele unterschiedliche Kriterien beachtet und eingehalten werden mussten: „Es wurde ein Lärmschutzgutachten eingeholt. Wir werden nur mit Handwerkzeugen arbeiten“, so Bootsbauer und Fachanleiter Thorsten Schnoor. Außerdem war besonderes Augenmerk auf die Sichtachse über die Slipanlage und auf den Tonnenleger „Hildegard“ zu legen. Auch der krautige Bewuchs am Übergang zum Hafenwasser war nicht einfach „eben schnell mal auszurupfen“ – auch dabei mussten Bedacht und Augenmaß walten. „Die Volksbank unterstützt das Projekt „AktivWerft“ und die ‚Bootshütte‘ mit 10.000 Euro für die zweijährige Projektlaufzeit, auch die Stadt beteiligt sich finanziell“, sagte die DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk in ihrer Ansprache. Großen Dank zollte sie allen Beteiligten, die das Projekt vorangebracht, begleitet und dazu beigetragen haben, dass jetzt – voraussichtlich noch bis Ende Oktober, vielleicht sogar noch ein wenig länger – die Bootshütte die Slipanlage bereichert. Ihr besonderer Dank galt dem Kreis Nordfriesland und den Jobcentern für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung. „Es sollte aussehen wie eine historische Hütte und ist eine Art lebendiges Museum, wo Wert gelegt wird auf Geschichte und Originaltreue“, betonte Fachanleiter Helge Schmidt. „Sie besteht praktischerweise aus einzelnen Elementen, die relativ einfach auf- und abbaubar sind.“ Fachanleiter Simon Dethlefs war nach eigenem Bekunden zuständig für die Beschaffung des Baumaterials: „Ich habe selbst noch dazugelernt, vor allem, dass man Dinge so bauen kann, dass sie immer wieder verwert- und lange haltbar sind.“ Das Diakonische Werk wird laut Adelheit Marcinczyk auch mit verschiedenen Akteuren kooperieren und sich an der Erhaltung der Slipanlage beteiligen: „Wir werden demnächst die alten Schwellen, auf denen die historischen Geleise liegen, gegen neue aus Lärchenholz austauschen“, so Thorsten Schnoor. „Vielleicht ist es sogar im Laufe der Zeit möglich, einen Slipwagen zu bauen, der auf den Gleisen läuft und mit dem Schiffe von bis zu vier Tonnen Gewicht über eine ebenfalls historische Winsch zu Wasser gelassen werden können“, blickte Fachanleiter Schnoor ein wenig in die Zukunft.

Nichtsdestoweniger können jetzt in der Bootshütte Schiffe von bis zu neun Metern Länge und 90 Zentimetern Tiefgang restauriert werden. Dies alles ginge nicht ohne die – außer den Fachanleitern – wichtigsten Personen, den Teilnehmenden: Zurzeit sind sieben Teilnehmende in dem Projekt „AktivWerft – Landungsbrücken +“ beschäftigt, mindestens für ein halbes Jahr, doch kann die Zeit individuell verlängert werden. Es handelt sich dabei um eine Qualifizierungsmaßnahme, um die Menschen dabei zu unterstützen, wieder am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Hans-Joachim Feddersen (60) ist einer der Teilnehmenden: „Die Arbeit, auch und gerade mit viel jüngeren Menschen macht mir großen Spaß und gibt mir unendlich viel“, sagt er. Angenehm sei für ihn die Tagesstruktur, die durch die Arbeit entstehe – und: „Es ist wunderbar zu sehen, wie etwas Schönes und Nützliches unter den eigenen Händen wächst und gedeiht.“

Zur Information: Besonderer Dank gilt den verantwortlichen Mitarbeitenden der Aktivregion, des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), des städtischen Bauamtes, Husums Bürgermeister Uwe Schmitz, der Denkmalschutzbehörde des Kreises Nordfriesland, ebenso Peter Empen, der sich für eine Spende der Volksbank einsetzte, sowie den Verantwortlichen der Volksbank und der Jobcenter des Kreises Nordfriesland. Für die Verpflegung während der Einweihungsveranstaltung zeichnete Frauke Tramm von der Bahnhofsmission mit ihrem Team.

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