@ Sonja Wenzel

Alles fängt einmal klein an: Die Ev. Familienbildungsstätte (FBS) des Diakonischen Werks Husum, heute eine reputierliche, feste Institution und Anlaufstelle an vielen Orten des Kreises Nordfriesland, wurde im Oktober des Jahres 1969 geboren: „Mutige und weitsichtige Frauen der Evangelischen Frauenhilfe gründeten damals in Husums ehemaliger Pestalozzischule die Mütter- und Elternschule. Das war noch zu einer Zeit, als Ehemänner ihre schriftliche Erlaubnis erteilen mussten, wenn ihre Frauen eine Arbeit aufnehmen wollten. Diese Frauen, Mütter und Eltern schafften eine ‚analoge Plattform‘, an dem junge Familien Unterstützung in der wichtigen Phase der Familienwerdung beziehungsweise in der Familienbildung erfahren.“ Mit diesen Worten eröffnete Heike Bayer, Leiterin des Geschäftsbereichs „Bildung und Begegnung für alle Generationen“, den Festakt zum 50. Geburtstag der FBS. Die geladenen Gäste, die zum Teil noch die Anfänge der Einrichtung begleitet hatten, waren zahlreich erschienen, unter anderem der Sozialminister des Landes Schleswig-Holstein, Dr. Heiner Garg.

Im Jahre 2018 nahmen, laut Heike Bayer, rund 9.900 Personen an den Angeboten des Geschäftsbereichs „Bildung und Begegnung für alle Generationen“ teil: „Das sind auf 50 Jahre hochgerechnet etwa eine halbe Million Teilnehmende, eine für Husum beeindruckende Zahl.“ Die Angebote der FBS sind heute breit gefächert und bieten unter anderem Spiel und Dialogräume, Gespräche und Antworten auf Fragen, die zunächst alltäglich sind, aber dann doch in die Tiefe gehen, sowie mannigfaltige Unterstützung im präventiven Bereich. In 50 Jahren sind Bekanntschafts-Netzwerke und Freundschaften entstanden, ehemalige Teilnehmende an „Miniclubs“ sind mittlerweile Großeltern geworden und treffen sich heute immer noch.

In den Gründungszeiten ausgangs der 1960er Jahre war das Thema „Familie“ eher ein Nischenthema. Heute hat es eine gewichtige Bedeutung in der Gesellschaft. Dazu Minister Dr. Heiner Garg: „In den Familienbildungszentren geht es um die Keimzelle der Gesellschaft: die Familie. Es geht um das Lösen von konkreten Problemen und um die Stärkung des Einzelnen, seine Lebenssituation selbstständig zu meistern und Verantwortung für sich und andere übernehmen zu können. Hier kommen ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichsten Anliegen, Angeboten, Hilfegesuchen zusammen. Die Familienbildungsstätte hilft nicht nur bei konkreten Anliegen, sie bindet auch Menschen ein, die selbst etwas beitragen wollen. Dieser Ansatz hat sich bewährt. Als Landesregierung werden wir diesen weiter unterstützen.“ Die Familienbildungszentren seien „kindorientiert, lebens- und praxisnah und netzwerkbezogen“. Sie erfüllen ihren Auftrag mit Menschenliebe, Empathie sowie Zuwendung und stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Politik müsse die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Heike Bayer dankte dem Minister für die Anhebung der Landesmittel: „Wir können diese Mittel für die präventive Arbeit mit den Familien in Husum und im ländlichen Raum gut gebrauchen“, sagte sie.

„Familienbildungsstätten sind professionelle Netzwerke und bieten Begegnungsmöglichkeiten, die zunehmend wichtig werden“, sagte Doris Kratz-Hinrichsen vom Diakonischen Werk Schleswig-Holstein. Sie dankte für „50 Jahre aktive Arbeit und Begleitung im Sozialraum“. Daniel Thomsen, Leiter des Fachbereichs Jugend, Familie und Bildung und Peter Raben, Leiter des Kreis-Jugendamtes, hatten unter anderem ein „musikalisches Grußwort“ mit Cajón und Klavier vorgesehen: Es erklang „Über sieben Brücken musst du gehen“. „Bunt, fröhlich und lebendig“ solle es bei der FBS weitergehen. Die Einrichtung sei eine wichtige Schnittstelle und Netzwerkpartnerin, eine bedeutende Ressource in der Arbeit mit Familien, Kindern und Jugend. Der Aufsichtsratsvorsitzende Professor Dr. Stefan Krüger und Propst Jürgen Jessen-Thiesen hoben die zentrale Bedeutung der FBS hervor: „Sie ist ein Leuchtturm für Orientierung und gibt Eltern und ihren Kindern Räume, die in der digitalen Welt immer wichtiger werden.“ Mit der biblischen Geschichte und dem Wort Jesu „Lasset die Kinder zu mit kommen“ erbat der Propst den Segen Gottes für die FBS.

Es seien jetzt 50 Jahre „Dienst am Menschen in einer schnelllebiger werdenden Zeit“, formulierte es Bürgermeister Uwe Schmitz. Das zwischenmenschliche Netz sei nicht mehr so „emotional engmaschig“ ausgespannt, häufig gebe es kein ausgewogenes Familienleben mehr und die
Definition von ‚Familie‘ sei heute weiter gefasst: „Hier kommt die Familienbildungsstätte ins Spiel: „Es gibt bestimmte Bedarfe, auf die sie eingeht.“

Ute Birckner von der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (EAF) in Thüringen stellte in ihrem anschließenden Vortrag zum Thema „Neue Spielräume für Erziehende“ eine Broschüre, ein Methodenheft und Karten mit Elternfragen und deren Beantwortung vor. Sie und ihre Mitstreiterin Anna Ruffert hatten in Weimar zwei Wochen lang Fragen von Eltern gesammelt, von denen viele beantwortet werden konnten, die aber auch die große Bandbreite von Ansichten in Erziehungsfragen offenbarten.

Die musikalische Begleitung des gemeinsamen Singens lag in den Händen des Eiderstedter Kreiskantors Christian Hoffmann. Ein großes Dankeschön aller Rednerinnen und Redner richtete sich an sämtliche ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden, ohne die die Arbeit der Familienbildungsstätte nicht möglich wäre.

Gesundheitsminister Heiner Garg am Gästebaum

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