Sonja Wenzel

„Tschüss und auf Wiedersehen“ hieß es für die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks Husum beim diesjährigen Osterfrühstück, denn Propst Jürgen Jessen-Thiesen geht in den Ruhestand. Anlässlich einer kleinen Abschiedsfeier in Husums Brauhaus hielt Propst Jessen-Thiesen noch einmal eine Andacht, bei der auch viel gesungen wurde, denn: „Dieser wunderbare Raum muss mit Gesang erfüllt werden“, so der Propst. Im Mittelpunkt seiner Andacht stand „Hineni“ – das hebräische Wort für „hier bin ich“ oder „ich bin da“. Es ist ein ebenso bedeutungsvolles Wort wie „Halleluja – gelobt sei der Herr“ oder „Amen – so sei es“.

„Hineni“ sei die „wichtigste diakonische Grundhaltung“. Respekt und Verantwortung, Gemeinschaft, Gerechtigkeit und Vertrauen – diese und noch viele weitere gute Werte seien löblich, doch ohne „Hineni“ seien sie reichlich abstrakt, so Jürgen Jessen-Thiesen in seiner Ansprache. „Hineni“ bedeute Präsenz, „Da-Sein“, aber auch die Aufforderung „du kannst mich nutzen“, ich bin dir ein Gegenüber; gleichgültig, ob beispielsweise im täglichen Miteinander im Kollegenkreis, bei der Schulsozialarbeit oder bei der Ausgabe von Lebensmitteln in der Tafel: Die Haltung, die Hineni ausdrücke, sei heute mehr denn je in allen Lebenslagen wichtig und gefordert. „Sie ist an vielen Stellen verlorengegangen. Viele Menschen sind abgelenkt und überreizt, sie sind überall und nirgends unterwegs.“ Doch bevor man dem permanenten Postulat nach Hineni entsprechen könne, müsse man sich dies zunächst selbst als eine Art Schutz holen – sei es im stillen Gebet um Kraft und in der Gewissheit getragen zu werden: „Wenn ihr dies beherzigt, wird es euch verändern“, so der Propst abschließend.

„Wir hätten Sie gern länger bei uns gehabt.“ Mit diesen Worten gab Geschäftsführer Volker Schümann seinem Empfinden im Moment des Lebewohls Ausdruck. Er dankte für die vielen Jahre des vertrauensvollen Miteinanders. Die Geschäftsbereichsleiterinnen Susanne Baum, Heike Bayer, Adelheit Marcinczyk und Inken Voß-Carstensen verabschiedeten sich ebenfalls mit dankbaren und sehr persönlichen Worten. Der Propst sei all die Jahre ein „diplomatischer, strategisch denkender und handelnder sowie ein durch und durch kreativer Partner“ gewesen. „Sie haben uns stets mit dem kirchlichen Fundament verbunden“, hieß es.

„Ich danke allen Mitarbeitenden für den großen, erfolgreichen und hochgeschätzten Einsatz“, schloss der Propst und lobte alle dafür, dass der diakonische Gedanke so ernst und wichtig genommen und nicht als Anhängsel, sondern als ein Wesensmerkmal der Kirche gesehen werde. „Auch in schwierigen Zeiten haben mir Ihr Vertrauen und ein stets offenes Gespräch gutgetan. Sie haben mein Berufsleben bereichert.“

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