Uwe Knudsen

Eine große Feier wird es nicht geben. Dennoch ist den Akteurinnen und Akteuren die Freude anzumerken, die Husumer „Praxis ohne Grenzen“ (POG) über eine lange Zeit hinweg getragen und erhalten zu haben. Die unter dem Dach des Diakonischen Werks Husum stehende Einrichtung wurde am 13. März 2013 von dem erst kürzlich verstorbenen Mediziner Dr. Seebrandt Rießen aus der Taufe gehoben und ist seither für viele Menschen zu einer rettenden Institution geworden.

Der unhaltbare Zustand, dass etliche Menschen in Deutschland keinen ausreichenden Krankenversicherungsschutz haben, veranlasste Dr. Rießen  die „Praxis ohne Grenzen“ in der Husumer Einhorn-Passage am Markt 10 einzurichten, um den Betroffenen eine medizinische Erstversorgung anbieten zu können. „Unser Modell der POG gibt es nur in Hamburg und Schleswig-Holstein. Das statistische Bundesamt geht davon aus, dass derzeit rund 700.000 Menschen in Deutschland keinen Krankenversicherungsschutz haben. Darunter sind auch rund 200.000 Privatversicherte. Sie können die meist sehr hohen Beiträge nicht mehr an die Versicherer bezahlen und erhalten deshalb im Krankheitsfall keine medizinischen Leistungen mehr. Das Bundesgesundheitsministerium geht jedoch davon aus, dass in Deutschland per Gesetz alle Bürger krankenversichert sind und sieht offenbar keinen Handlungsbedarf“, erläutert Dr. Ludolf Matthiesen, der vor drei Jahren die Leitung der POG übernommen hat. Der Husumer Mediziner ist Mitglied eines Teams, das sich aus Ärztinnen, Ärzten und aus verschiedenen sozialen Berufen stammenden Assistenzkräften zusammensetzt. Sie alle kümmern sich ehrenamtlich um eine medizinische Erstversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung. „Wir fragen nicht nach dem Warum, sondern helfen kranken Menschen, die Hilfe brauchen“, heißt es in einem von der POG herausgegebenen Prospekt.

Neben Dr. Matthiesen sind Kirsten Franzen, Birte Hermann und Catharina Freese dem POG-Team zugehörig. Alle drei sind von der ersten Stunde an mit dabei. Zudem wirken Ose Hinrichsen sowie die Mediziner Michael Maneval, Dr. Wiebke Stybalkowski, Dr. Antje Paulsen und Dr. Bernd Räth in der „Praxis ohne Grenzen“ mit.

„Zu uns kommen Menschen aus aller Herren Länder, die im Kreis Nordfriesland sowie in Teilen der Kreise Dithmarschen und Schleswig-Flensburg wohnhaft sind. Die am häufigsten vorkommenden Beschwerden sind Diabetes, Bluthochdruck, Asthma und schmerzhafte Erkrankungen. Auch Schwangere werden von uns betreut. Die Behandlung in der Praxis ohne Grenzen ist für die betroffenen Patienten kostenlos“, sagt Dr. Matthiesen, dessen Team von einem aus medizinischen Einrichtungen bestehenden Netzwerk unterstützt wird. Darunter sind das Flintbeker LADR Laborzentrum Nord, das Klinikum Nordfriesland und verschiedene Fachärzte aus Husum und Umgebung.

Das Team der POG berät und unterstützt die Patienten auch bei den Bemühungen um eine Wiederaufnahme in die gesetzliche oder private Krankenkasse.

Damit die Kosten für benötigte Medikamente, Labor- und Krankenhauskosten übernommen werden können, ist die POG auf Spenden angewiesen. Das Spendenkonto lautet: Evangelische Bank, IBAN DE40 5206 0410 0006 4121 49, Kennwort: „Praxis ohne Grenzen Husum“.

In den Räumen der Praxis ohne Grenzen Husum: (V.l.) Kirsten Franzen, Ose Hinrichsen, Catharina Freese, Birte Hermann und Dr. Ludolf Matthiesen.

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