Eine Selbsthilfegruppe in Husum unterstützt Angehörige von Suchterkrankten, die oft viel Hilfe gebrauchen können

Angehörige von Suchtkranken fällt die Entscheidung, Hilfe für sich selbst in Anspruch zu nehmen, oft nicht leicht. Es dauert häufig geraume Zeit, bis sie fällt – aber sie ist ein bedeutsamer Schritt, weiß Monika Weiss-Menke. Sie ist Leiterin der Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke im Diakonischen Werk Husum. Der Entschluss, sich selbst Hilfe zu suchen, gebe oft neue Hoffnung und ermutige dazu, alte Verhaltensmuster zu überdenken und Lebensentwürfe neu zu ordnen.

Unterstützung gewährt dabei eine angeleitete Gruppe für Angehörige von Personen mit Suchterkrankungen, wie es sie beim Diakonischen Werk gibt. „Sie ist aus einem großen Bedarf heraus entstanden“, erklären Monika Weiss-Menke, und Sozialtherapeut Rainer Lischeski, der diese Gruppe leitet und begleitet.

Angesprochen sind enge Bezugspersonen von Suchtkranken; sie leiden oft stark unter der Sucht der betroffenen Person, sind auf diese vollständig fixiert und haben das eigene Wohlergehen und die Selbstfürsorglichkeit aus den Augen verloren.

„Die Versorgung der Suchtkranken ist gut organisiert“, erläutert Monika Weiss-Menke. Sie werden in einem funktionierenden System aufgefangen und sind getragen von einem stabilen Netzwerk. Doch die Angehörigen oder engen Bezugspersonen kommen häufig zu kurz.

Sie befinden sich in einem Dilemma, wissen die Berater aus Erfahrung: Sie möchten einerseits die Fürsorge für die Kranken übernehmen, ihr Verhalten entschuldigen und „deckeln“ oder sie vor Negativerfahrungen bewahren; das ist nervenaufreibend und stressreich. Andererseits leiden sie häufig unter Versagens- und Schamgefühlen und geben sich die Schuld an den gegenwärtigen Zuständen. Sie haben viele Kränkungen erfahren, beispielsweise durch physische und psychische Gewalt. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sie psychische Erkrankungen herausbilden, wie Angstzustände oder Depressionen, dass sie sich komplett zurückziehen oder Medikamente einnehmen, die ein Suchtpotenzial in sich bergen: „Diese Menschen sind in Not, sie müssen sich ihre Sorgen von der Seele reden“, bringt es Monika Weiss-Menke auf den Punkt.

Das Aufgehobensein in einer Gruppe aus Personen, die ein gemeinsames Schicksal verbindet, kann Entlastung und eine klarere Sicht auf die momentane Lebenssituation bringen. Im Austausch mit anderen Betroffenen unter fachlicher Begleitung können – als erste Hilfe zur inneren Stärkung – eigene Entscheidungen befördert und das System aus gedanklichen Sackgassen entwirrt werden. Die Angehörigengruppe ist auf unbegrenzte Dauer ausgelegt und trifft sich jeden Dienstag von 19 Uhr bis 20.30 Uhr im Diakonischen Werk Husum in der Theodor-Storm-Straße 7. Vertraulichkeit und Anonymität werden ausdrücklich zugesichert. Die Teilnahme an den Abenden ist kostenlos. Für Angehörige, die vor ihrem ersten Besuch besondere Unterstützung haben möchten, kann ein Vorgespräch mit einem Suchtberater oder einer Suchtberaterin sinnvoll sein. Dies kann unter der Telefon 04841/691420 vereinbart werden. hn

Angehörige und Partner von Suchtkranken müssen ihre Probleme nicht mit sich allein ausmachen
Foto: adobestock

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