Sonja Wenzel

Seit Anfang des Jahres ist die Streetwork des Diakonischen Werks Husum vom „Pavillon“ am Busbahnhof in das „Eishaus“ am Westfriedhof umgezogen: Ein älteres Gebäude „mit Falten im Gesicht“, das innen durch eine Art von spät-industriellem Charme besticht.

Nun ist die unmittelbare Umgebung dieser Anlaufstelle für junge Menschen „aufgehübscht“ worden: Vor dem Eingang wurde erst kürzlich eine Sitzbank aufgestellt, die flankiert wird von Blumenkästen. Das Besondere an dieser Bank ist, dass sie ein Statement abgibt: „Kein Platz für Rassismus“ heißt es auf der über die Sitzfläche hinaus verlängerten Lehne und: “Viel Platz für Vielfalt“ ist in bunten Lettern am anderen Ende der Bank eingraviert. Auch der Hof auf der Rückseite des Gebäudes ist mit Blumenkästen und zwei Bänken ansprechend gestaltet worden. Eine davon ist sogar überdacht und bietet Schutz gegen „Nässe von oben“. Als „Winterarbeit“ im Rahmen des Zusatzjob-Projekts „Aktiv-Werft“ sind die neuen Sitzgelegenheiten und Blumenkübel in der Werkstatt der „Landungsbrücken“ am Husumer Schulwald entstanden. Die Pflanzkästen werden mit robusten Kräutern und kleinen Büschen bestückt. Es sei mehr als nur Möbelbau: „Mit der Platzgestaltung haben wir uns große Mühe gegeben“, sagte Tischler und Fachanleiter Simon Dethlefs bei der Aufstellung der beiden Ensembles. „Hier war viel Handwerk nötig. Es begann mit der Holzauswahl, der Behandlung und Verarbeitung der Rohstoffe. Alle Teilnehmenden haben verantwortungsvolle Aufgaben übernommen.“ Er dankte für die engagierte Mitarbeit der Teilnehmenden. Außerdem sei es eine „politische“ Bank, die Denkanstöße liefern könne.

Die beiden Streetworker Erik Hähling und Kevin Petersen freuen sich über die Aufwertung der Gebäudeumgebung und dankten allen für die „reibungslose Kooperation“. Ein besonderes Lob wurde Magdalena Müller vom Bauamt der Stadt Husum zuteil, denn sie hat maßgeblich bei der Suche nach einer neuen Bleibe für die Streetwork mitgeholfen. „Wir können solche Projekte nicht allein stemmen, sondern sind auf die Mithilfe aller Akteure angewiesen, besonders von denjenigen, die mit Hand angelegt und zum Gelingen der Produkte beigetragen haben“, sagte DW-Geschäftsführer Volker Schümann. Vor dem brisanten Hintergrund der aktuellen politischen Lage ergänzte er: „Wir nehmen alle Menschen an, zeigen unsere Haltung nach außen und vertreten unseren Standpunkt: Alle sind Gottes Geschöpfe. Falsch wäre es, ein ganzes Volk zu verurteilen.“ Die finanziellen Mittel wurden vom Stadtteilbüro des Quartiersmanagement „Obere Neustadt“ zur Verfügung gestellt, das als Teil von „TOLLERORT – entwickeln & beteiligen“ (https://tollerort-hamburg.de/) aus Hamburg Menschen auf unterschiedlichen Handlungsebenen motivieren möchte, Perspektiven für ihre Stadträume zu entwickeln. Die Teilnehmenden waren stolz auf ihre Arbeit: „Zuerst war es nur eine Zeichnung, aber Stück für Stück konnten wir abends sehen, was wir tagsüber geschafft hatten“, hieß es. Jens Frank, Abteilungsleiter für Qualifizierungsprojekte beim Diakonischen Werk Husum, ist glücklich über das „Mehr“ an Natur im urbanen Raum. Er wies darauf hin, dass auf dem Gelände ein weiterer „Kleinstgarten im Stadtbereich“ – mehrere übereinandergestapelte Hochbeete – eingerichtet und vom Projekt „Grün und bunt – mittenmang“ gepflegt wird.

Neue Sitzmöglichkeit „mit Statement“ vor dem Eishaus, in dem die Streetwork untergebracht ist. Von links: Leiter der Aktiv-Werft, Thorsten Schnoor, Magdalena Müller, Volker Schümann und Simon Dethlefs.

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