Udo Rahn (Husumer Nachrichten)

Die Hilfsbereitschaft auf Eiderstedt ist groß: Das zeigte die erste „Enga­gement-Börse für Geflüchtete aus der Ukraine“ im Tönninger Packhaus. 70 Menschen waren aus ganz Eiderstedt gekommen, um sich aus erster Hand zum Thema zu informieren und spontan Hilfsangebote zu machen. Als Ansprechpartner waren Fachleute des Amtes Eiderstedt, der Tönninger Fachstelle Migration vom Diakonischen Werk Husum, des Sozialzen­trums Südliches Nordfriesland und des Kreises Nordfriesland.

Allein zwölf Privatwohnungen, stellte Tanja Ehrlich vom Amt Eiderstedt fest, wurden spontan von Bürgern aus der Region zur Vermietung an Ge­flüchtete zur Verfügung gestellt. 30 weitere konnten bereits durch das Amt angemietet werden.

Einige waren bereit, Dolmetscheraufgaben zu übernehmen oder sich für Begleitung der Menschen zu Behörden, Fahrdiensten, Kinderbetreuung, Alltagsbegleitung, einzubringen. Etliche konnten Spenden in Form von Kleidung anbieten. „Ich freue mich total, dass soviel Hilfsangebote ge­kommen sind und so viele Interessierte“, bekannte Ehrlich.

Russland führt Krieg gegen die Ukraine. Eine bedrohliche Situation für Europa und die ganze Welt. Schon viele Frauen mit Kindern sind aus ih­rem Heimatland geflüchtet, um sich in Sicherheit vor den Bombarde­ments der Russen zu bringen. Die wehrfähigen Männer bleiben, um ihr Land zu verteidigen.

„Ich habe das Gefühl, dass eine Katastrophe die nächste jagt. 2015 kam eine Flüchtlingswelle aus dem Nahen Osten. Dann kam Corona und nun der Krieg in der Ukraine. In solchen Zeiten müssen wir zusammenstehen. Dass Sie alle hier sind, zeugt davon, dass Sie helfen wollen“ – mit diesen Worten hatte Adelheit Marcinczyk vom Diakonischen Werk die Veran­staltung eröffnet.

Und dass viel mehr Flüchtlinge aus der Ukraine hier im Norden eintreffen werden, als vorsichtig vom Bund geschätzt, machte Peter Martensen, Migrationsbeauftragter des Kreises, deutlich. Vor einer Woche seien für Nordfriesland etwa 800 Flüchtlinge prognostiziert worden. Doch inzwi­schen rechne er mit rund 2000, also eine sportliche Zahl.

Die rechtliche Situation sei so, dass es sich bei den geflüchteten Ukrai­nern nicht um Asylsuchende handele, sondern dass die Betroffenen ei­nen Aufenthaltstitel aufgrund des herrschenden Angriffskrieges erhal­ten. Die Menschen haben Anspruch auf Leistungen – ähnlich Hartz IV – über die Job-Center und werden krankenversichert. Sie dürfen sofort ar­beiten oder sich im Einzelfall auch selbständig machen.

Derzeit werden eintreffende Flüchtlinge zunächst in der Messehalle Hu­sum untergebracht, dort ist die Erstaufnahmeeinrichtung des Kreises in­stalliert worden. Bis zu 350 Menschen haben Platz. Dort werden sie regis­triert und dann in die Amtsgebiete verteilt und dort vor Ort versorgt. „Ehrenamtler werden überall gebraucht, insbesondere Dolmetscher“, so Migrationsbeauftragter Peter Martensen.

Ansprechpartner*innen für Hilfsangebote

Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine oder Vermittlung ehrenamtlicher Jobs ist Ehrenamtskoordinatorin Claudia Böskens, erreichbar unter Telefon 04861/61757-17 oder 0151/65460140.

Wenn es um Sach- oder Geldspenden geht: Telefon 04841/691410 oder per Mail: migration-eiderstedt@dw-husum.de. Für Wohnraumangebote sind zuständig beim Amt Eiderstedt: Meike Munz (04862/1000127) und Andrea Peters (04862/1000125), per E-Mail: ordnungsamt@amt-eiderstedt.de.

Viele Menschen waren gekommen, um sich darüber zu informieren, wie sie helfen können.
An verschiedenen Themenständen konnten sich die Menschen weiter informieren.

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