27.05.2021, 18:00 Uhr
Sönke Nissen gilt im öffentlichen Gedenken weithin als Wohltäter, der sowohl seinen Wohnort Glinde, wo er 1923 starb, als auch seine nordfriesische Heimat mit dem erworbenen Reichtum unterstützt hat. 1870 in Klockries geboren, durchlief er schließlich in Hamburg eine ingenieurstechnische Ausbildung und wurde für den Eisenbahnbau in den Kolonien Deutsch-Ostafrika und Deutsch-Südwestafrika angeworben. Er sicherte sich Rechte an Diamantenvorkommen, die während der Bauarbeiten entdeckt wurden, und gelangte so innerhalb weniger Jahre zu einem großen Vermögen, welches er unter anderem für den Bau des später nach ihm benannten Sönke-Nissen-Kooges einsetzte. Sieben der dortigen, neu erschlossenen Höfe erhielten seine Erben als Gegenleistung für die Investitionen, sie wurden nach Bahnstationen aus den Kolonien benannt.
Details seiner Tätigkeit in den Kolonien sind dagegen weniger bekannt. Neue Forschungen erbrachten, dass Sönke Nissen selbst von Zeitgenossen, die in ähnlicher Weise tätig waren, als besonders rücksichtlos und brutal im Umgang mit den einheimischen Arbeitssklaven eingeschätzt wurde. Marco L. Petersen, Historiker an der Dansk Centralbibliotek in Flensburg, hat im Rahmen eines übergreifenden Forschungsprojektes zur Kolonialgeschichte der Region Schleswig in Archiven des heutigen Staates Namibia recherchiert und wird über seine Ergebnisse berichten. Christoph G. Schmidt, Direktor des Nordfriisk Instituut in Bredstedt, steuert ergänzende Beobachtungen zur Gedenkkultur in Deutschland und Europa generell, insbesondere aber zur Darstellung der Kolonialgeschichte bei.
Die Veranstaltung wird organisiert durch den Kreisjugendring Nordfriesland, das Eiderstedter Forum, das Evangelische Regionalzentrum Westküste, die KZ-Gedenk-und Begegnungsstätte Ladelund, den Kirchenkreis Nordfriesland, das Zentrum für Mission und Ökumene, das Regionale Beratungsteam gegen Rechtsextremismus Flensburg des AWO Landesverbandes SH e.V., das Diakonische Werk Husum und Fremde brauchen Freunde e.V..
Die Veranstaltung findet via Zoom statt. Eine Anmeldung unter flensburg@rbt-sh.de ist erforderlich. Der benötigte Zoom-Link wird allen Angemeldeten rechtzeitig vor dem 27.05.2021 zugeschickt.
