Axel Scholz, Leiter des Fachbereichs „Arbeit“ beim Kreis Nordfriesland und der Geschäftsführer des Diakonischen Werks Husum, Volker Schümann, hatten schon den Genuss einer kleinen „Spritztour“ mit einem der beiden nagelneuen „Velotaxis“: Es sei ein „fantastisches Gefühl“ gewesen, und die schnittigen, pedalbetriebenen weißen Fahrzeuge seien der Bevölkerung überall aufgefallen, heißt es. Bei der Radstation am Bahnhof sind seit neuestem zwei „Velotaxis“ oder „Velobikes“ aufgestellt, zwei sowohl für Fuß- und Radwege als auch für die Straße geeignete, Rikscha-ähnliche Gefährte mit Platz im „Fond“ für zwei Fahrgäste. Schutz bietet ein durchsichtiges, aufrollbares Verdeck. Die lenkende Person, muss sich keineswegs „abstrampeln“, sondern kann sich voll und ganz – unterstützt von einem Elektroantrieb – auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren.

„In Zeiten, in denen sich die Mobilität verändert, ergänzen die beiden Velobikes das sich stets an neue Gegebenheiten anpassende Angebot der Radstation“, sagte Professor Dr. Stefan Krüger,  Aufsichtsratsvorsitzender des Diakonischen Werks Husum bei der Vorstellung dieses neuen Projektes. Vieles, was in Bezug auf die persönliche Mobilität bislang selbstverständlich gewesen sei, habe sich in den letzten Monaten verändert, so Dr. Krüger. Es gehe vom Streben in die Ferne zurück in den Mikrokosmos der näheren Umgebung, die viel Schönes und Interessantes zu bieten habe: Die beiden Velobikes tragen mit ihrer energieschonenden Art der Fortbewegung maßgeblich zu einer Art der „Mobilitätsentschleunigung“ bei. Er dankte allen Unterstützern, Spendern und Sponsoren und allen, die dieses Projekt „ins Rollen“ gebracht haben und dafür sorgen, „dass es weiterrollen wird“, schloss der Aufsichtsratsvorsitzende mit einem kleinen Wortspiel.

Auch Axel Scholz lobte die „Velobikes“ als eine konsequente Weiterentwicklung der Radstation: „Zukunftsweisend und hoffentlich bald ein vertrauter Anblick im Stadtbild“, führte er aus. Eine begrüßenswerte Entwicklung wäre ihre Verbreitung im Kreisgebiet, spann er den Faden weiter, doch so schnell geht es wiederum doch nicht: „Sie tragen neben der Erweiterung und Veredelung des Angebots der Radstation auch zur Erweiterung der dort abgebildeten Lernfelder bei“, sagte Fachbereichsleiterin für „Soziales und Arbeit“, Adelheit Marcinczyk. Die Mitarbeitenden werden nun auf die neue Technik der Velobikes geschult.

Die Idee „Velotaxi“ oder „Velobike“ geht zurück auf Ines Sagner, Abteilungsleiterin Integration und verantwortlich für verschiedene Arbeitsprojekte. „Emissionsfreie Mobilität“ sei ihr Stichwort gewesen, das auch in ländlichen Gebieten umgesetzt werden könne. Dazu Adelheit Marcinczyk: „Es ist immer möglich, Ideen, die eigentlich aus Großstädten stammen und dort ihren Platz haben, auf ländliche Regionen zu übertragen; man muss es einfach ausprobieren.“ Viele Möglichkeiten außerhalb des „Ausprobierens“ bietet das Projekt „Velobike“, wie Radstations-Fachanleiter Manfred Hansen sagte: „Es sind rollende Werbeflächen. Sie tragen zur Förderung des Tourismus bei, indem die Stadt aus einem ganz neuen Blickwinkel erkundet werden kann.“ Ähnlich äußerte sich der Husumer Bürgervorsteher, Martin Kindl: „So etwas hat noch gefehlt in dem charmanten Magnet und touristischen Hotspot Husum.“ Frank Feddersen, Vorsitzender der AktivRegion Südliches Nordfriesland freute sich über das alternative, klimaschonende Mobilitätskonzept, das die Kreativität des Initiatorenteams beweise. So werde es möglich, Gelder aus der Region zurück in die Region fließen zu lassen. Er schlug auch gleich verschiedene Nutzungsmöglichkeiten der Velobikes vor: „Vielleicht werden sich eines Tages der Bürgermeister und der Bürgervorsteher per Velobike verschiedene Bauprojekte ansehen oder auf dem Wochenmarkt mit der Bevölkerung ins Gespräch kommen?!“ Wie auch immer die zukünftige Nutzung der Fahrzeuge aussehen wird: Sie fördern sanft ein Umdenken in Sachen Mobilität und haben das Zeug dazu, sich als urbanes, touristisches Erlebnis zu präsentieren.

Text und Foto: Sonja Wenzel

Das „Velotaxi“ oder „Velobike“ – nachhaltige und charmante, innerstädtische Fortbewegung in Zeiten der Mobilitätsentschleunigung: Stehend von links: Prof. Dr. Stefan Krüger, Ines Sagner, Axel Scholz und Manfred Hansen. Im Fahrzeug sitzend: Adelheit Marcinczyk und Volker Schümann, im Fond Frank Feddersen und Martin Kindl

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