Sonja Wenzel

Die Qualifizierungsmaßnahme „Möbel & Mehr“ des Diakonischen Werks Husum erhielt kürzlich „hohen Besuch“: Renate Fedde, Leiterin des Jobcenters beim Kreis Nordfriesland, informierte sich vor Ort über das facettenreiche Projekt. Geld- und Auftraggeber für diese Maßnahme ist der Kreis Nordfriesland. „Möbel & Mehr“ gliedert sich, wie dessen Verantwortliche Ines Sagner ausführte, in acht Module: Empfang, Holzwirtschaft, Transport und Warenwirtschaft, Lagerarbeiten, Sperrmüll, Hausrat sowie Verkauf und Kundenberatung. Ideal ist dabei die Kombination des Projekts an den Standorten Husum und Tönning. In dieser Maßnahme befinden sich zurzeit 15 Teilnehmende. „Neben der Zuweisung in ein Modul ist es das erwünschte Ziel, dass Personen mit Vermittlungshemmnissen alle Bereiche kennenlernen“, sagte Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. „Möbel & Mehr“ ist dazu da, Leistungsbeziehende für bestimmte Tätigkeiten zu interessieren, Menschen in finanziellen Engpässen preiswerte, aber gute Möbel und Hausratsgegenstände anbieten zu können oder ihnen die Möglichkeit zu eröffnen, sich in der „Bunten Vielfalt“ ein paar schöne Kleidungsstücke für geringes Geld zu beschaffen.

Die neue „Seele“ der Maßnahme ist das „Upcycling“, das Umarbeiten von alten Möbeln in pfiffige „Neulösungen“, die die charmante Patina des „Gebrauchten“ aufweisen. Dies lässt sich bei der Holzbearbeitung besonders gut darstellen und passt obendrein in die gelebte Philosophie der Nachhaltigkeit: So ist in der angegliederten Holzbearbeitungswerkstatt bereits aus einem alten Esstisch eine robuste Werkbank entstanden. „Vorstellbar ist auch die Umarbeitung von alten Bettgestellen in Bänke“, so Adelheit Marcinczyk. „Wir können mit einer Tischkreissäge bestimmte Arbeiten ausführen, weitere notwendige Maschinen werden noch angeschafft oder können bei dem Projekt ‚Landungsbrücken‘ genutzt werden“, betonte Werkstatt-Anleiter und Tischler Helge Schmidt. „In der Holzbearbeitung können einerseits handwerkliche Fähigkeiten trainiert werden, andererseits ist es mit Upcycling möglich, sich vom bequemen Wegwerfen abzukehren und darüber nachzudenken, wie bestimmte Gegenstände umgearbeitet und einer anderen Nutzung zugeführt werden können“, sagte Renate Fedde – oder, wie DW-Geschäftsführer Volker Schümann meinte: „Mit den vorhandenen Ressourcen, unterfüttert mit lösungsorientierten Gesprächen und einem Schatz an Erfahrungen, etwas Neues machen.“ Freilich sollen, so Renate Fedde weiter, selbstproduzierte Möbel zweckdienlich sein und sinnvoll weiterverkauft werden – unter anderem, wenn „in anderen Projekten etwas Bestimmtes gebraucht wird“. Das Bestechende an „Möbel & Mehr“ im Allgemeinen sowie am Upcycling im Besonderen ist, das hier, gemäß Renate Fedde, „etwas auf freiem Feld und in der Praxis entwickelt wird und nicht mit dem Fallmanager am Schreibtisch“ und dass, so Schümann, „die Maßnahme eng verknüpft ist mit dem Husumer Raum“.

Das ideelle Herzstück von „Möbel & Mehr“ ist „beobachten, was zu den Teilnehmenden passt“ – so umschreibt es Helge Schmidt: „Wichtig ist es, die Menschen in Ruhe anzuleiten. Daneben müssen wir die Zeit mitbringen, um uns mit den Alltagsproblemen der Teilnehmenden auseinanderzusetzen.“ Zum Upcycling gehört auch das ab Oktober anlaufende „Repair-Café“, in dem mitgebrachte, eigene Gegenstände unter Anleitung repariert werden können – bei einer Tasse Kaffee und einem kleinen Schnack – denn „Möbel & Mehr“ ist schon jetzt „ein sozialer Anlaufpunkt“. Auf jeden Fall sind die Teilnehmenden und auch die ehrenamtlich Mitarbeitenden laut Ines Sagner „gut dabei“, wenn es um Nachhaltigkeit geht: Unter anderem werden Kaffee und Tee aus fairem Handel und Glas- statt Plastikflaschen bezogen oder alte Stoffe weiterverwendet, gewissenhaft wird Müll getrennt.“ Auf den Punkt gebracht bildet die Qualifikationsmaßnahme einen Betrieb ab, dessen Abteilungen wie ein gut geöltes Schwungrad ohne Knirschen laufen – und das ist nicht zuletzt das Verdienst der Teilnehmenden. „Es ist von Bedeutung nicht darauf zu achten, was die Teilnehmenden nicht können, sondern auf das, was sie können“, betonte Volker Schümann.

Von links: Renate Fedde, Ines Sagner, Tom Geißler, Helge Schmidt, Volker Schümann und Adelheit Marcinczyk

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