Sonja Wenzel

Unzähligen Menschen war Johannes Schaer aus Wobbenbüll wohlbekannt, ein sympathischer, zupackender und in vielen Lebensbereichen hoch engagierter Mensch. Völlig unerwartet verstarb er vor wenigen Tagen im Alter von nur 71 Jahren.

Im Jahre 1950 geboren, besuchte er zunächst die Schule in Wobbenbüll, um später auf das Gymnasium in Husum zu wechseln. Er trat in den Polizeidienst ein, zunächst bei der Bereitschaftspolizei in Eutin. Er stieg später in den gehobenen Polizeivollzugsdienst auf. Im Jahre 1986 wurde er von Schleswig nach Husum versetzt. Hier erwarb er sich über zehn Jahre hinweg – als Leiter des Polizeireviers Husum sowie als Mitarbeiter im Stab der Polizeiinspektion Husum – hohe Anerkennung. Aufgrund von organisatorischen Veränderungen übernahm er neue Aufgaben in Flensburg, wo er sich der Förderung der grenzüberschreitenden polizeilichen Kooperation zuwandte und damit Pionierarbeit leistete. Als Hauptkommissar ging er im Jahre 2010 als erfolgreicher „Brückenbauer“ an der deutsch-dänischen Grenze in den wohlverdienten Ruhestand.

Er reiste gern und viel, am liebsten mit seiner Ehefrau Martina. Doch ganz besonders lag ihm stets das Gemeinwohl am Herzen: Im Jahre 2018 kandidierte er für die Wobbenbüller Gemeindevertretung und wurde mit höchster Stimmzahl gewählt. Als Gemeindevertreter wurde er zum Vorsitzenden des Finanzausschusses und als Mitglied des Bauausschusses bestimmt. Er übernahm das Amt des Seniorenbeauftragten und gestaltete insofern die „Wobbenbüller Notfallmappe für Senioren“ maßgeblich mit. Auch im Rahmen des Ortsentwicklungskonzeptes setzte er sich sehr für die ältere Generation ein.

Das zeigte sich auch in seiner langjährigen, ehrenamtlichen Tätigkeit als Seniortrainer beim Diakonischen Werk Husum. Johannes Schaer rief im Jahre 2012 das Projekt „Sicherheitsberater für Senioren“ ins Leben und hat es bis zu seinem Tode landesweit begleitet. Ab dem Jahre 2015 übernahm er die Funktion als Sprecher der Seniortrainer in Nordfriesland und füllte sie mit großem Engagement aus. Durch seine Bekanntheit brachte er die Arbeit der Seniortrainer positiv in die Öffentlichkeit und hat dadurch viele Ehrenamtliche gewinnen können.

Ein weiteres gewichtiges Ehrenamt war sein Engagement im Gasthaus zum Ritter Sankt Jürgen in Husum, kurz: „Kloster“ genannt. Im Februar 2019 wurde er in den Klostervorstand gebeten und war bereit, die folgenden acht Jahre für das Kloster tätig zu sein. Er leitete das Kloster gemeinsam mit seiner Ehefrau Martina. Die Würde der Traditionen des Klosters war ihm prinzipiell ein wichtiges Anliegen. Er projektierte umfangreiche Vorhaben und ihre Finanzierung für die nächsten sechs Jahre. Unter seiner Ägide als „Speisemeister“ im Februar 2021 begann die Neueindeckung des Dachs mit allen dazugehörenden Arbeiten. Die Fertigstellung zu erleben, wird ihm leider versagt bleiben. Er verlor nie den satzungsgemäßen Zweck des Klosters aus den Augen, älteren Husumer Bürgerinnen und Bürgern einen sorgenfreien Lebensabend in freundlicher Umgebung zu ermöglichen.

Johannes Schaer hat sich stets intensiv und mit viel Herzblut mit seinen beruflichen und ehrenamtlichen Aufgaben auseinandergesetzt. Er war ein kluger Visionär; er war verlässlich, ausgleichend und in seiner angenehm umsichtigen und vorausschauenden Art immer um das Wohl seiner Mitmenschen bemüht. Er begegnete allen auf Augenhöhe und mit großem Respekt und hatte die Intention, der Gesellschaft etwas Gutes zurückzugeben. Ein bekanntes Gesicht, eine würdevolle Erscheinung ist aus dem Weichbild der Stadt verschwunden. Sein Tod hinterlässt eine klaffende Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Jetzt heißt es schweren Herzens Abschied zu nehmen. Viele Menschen trauern mit seiner Familie.

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