Sonja Wenzel

Aktiv im Zuhören, verständnisvoll, auf Augenhöhe und hoch interessiert an der Wohlfahrtsarbeit – so nahm Ministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack (CDU) erst kürzlich im Diakonischen Werk Husum die Anwesenden für sich ein. Vor wenigen Wochen ist sie zur Ministerin für Inneres, ländliche Räume und Integration des Landes Schleswig-Holstein ernannt worden und informierte sich anlässlich ihrer „Sommertour“ über die zahlreichen Aktivitäten der Fachstelle Migration.

„Ihr Besuch ist ein wichtiges Signal für uns. Wir freuen uns, dass Sie im Rahmen Ihrer Sommertour die Arbeit mit geflüchteten Menschen als Thema gewählt haben“, sagte Landespastor Heiko Naß. Was Mut gemacht habe, sei der Wink aus dem Ministerium gewesen, die an die beschwerliche Corona-Situation angepasste Beratungsarbeit des Diakonischen Werks „ohne Verhandlung“ weiterzufinanzieren. „Wir waren die gesamte kritische Zeit über präsent und haben die Beratungen zum Teil mit großem Ideenreichtum durchgeführt“, erklärte Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. Sie führte kurz in die Organisation und die Arbeit des Diakonischen Werks Husum ein und dankte zum einen für die Förderung des Landes – unter anderem der Integrationsberatung – und zum anderen für die gute Kooperation mit Peter Martensen und Marion Bernhardi, die beim Kreis Nordfriesland für die Koordination von Integration und Teilhabe zuständig sind. Diese beiden stellten in groben Zügen ihre Arbeit vor: Ein umfangreiches Feld von der Arbeitsförderung über die psychosoziale Betreuung bis hin zur interkulturellen Öffnung der eigenen Mitarbeitenden – und stets „mit ehrlicher, lebhafter Diskussion“.

Das Herzstück der integrativen, diakonischen Arbeit ist das Projekt „Matz“, das Migranten den Weg in Vereine und Verbände erleichtern, aber auch den Weg für interkulturelles Verständnis ebnen soll. So sind – außer im Corona-Jahr 2020 – Veranstaltungen wie die „interkulturelle Woche“, das „Ehrenamtsfest“ ein fester Termin im Jahresplan. Nun ist das „offene Wohnzimmer“ dazugekommen, das zeigen soll, wie in verschiedenen Kulturen Leben, Land und Leute „funktionieren“: Mit einer Vielzahl von Speisen, mit Musik, Tanz oder landestypischen Trachten. „Zunächst wurde überlegt, diese Veranstaltungsreihe direkt bei den Familien stattfinden zu lassen, doch geben die Wohnverhältnisse dies nicht her. Deshalb hat das Diakonische Werk die Räumlichkeiten dafür bereitgestellt“, so Adelheit Marcinczyk. Nach umfangreichen und nicht ganz unkomplizierten Vorbereitungen seien mehrere „offene Wohnzimmer“ freundlich und interessiert in der Bevölkerung aufgenommen worden. „Wir haben einen Abend in traditioneller Kleidung, mit Musik, Tanz und kurdischem Essen vorbereitet“, erzählte der 23-jährige Seafullah Abdalrazad Khorshed aus Kurdistan. „Es war eine bunte Mischung aus vielen Nationalitäten anwesend – gemeinsam waren wir richtig stark“, sagte er begeistert.

Das „deutsche Wohnzimmer“ steht noch aus – zumindest mit einer „typisch deutschen Kaffeetafel“, so Tina Nissen, Uta Tank und Christa Schmidt-Stellbrink, ehrenamtlich tätig in den Landfrauenvereinen Viöl und Husum. „Wir fühlen uns von der Fachstelle Migration gut betreut“, sagten alle drei übereinstimmend. Viele Ehrenamtliche seien in der Fläche tätig und müssen begleitet werden, so Marion Bernhardi und Peter Martensen. So sei es wichtig, dass sich das Land nicht aus der Förderung zurückziehe, sondern dass dies „etwas Dauerhaftes“ werde, „das uns nicht wieder verlässt“. Eine unterstützende Begleitung sei vonnöten. Auch sei, so Christine Molter, die bei der Fachstelle Migration das Ehrenamt koordiniert, „das Thema Schule immer wieder dran“ und spreche von den Nöten geflüchteter Familien und ihrer schulpflichtigen Kinder. Gerade sei eine ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe ins Leben gerufen worden.

„Das Engagement aller ist entscheidend – es ist ein wichtiger Schritt für die Integration“, führte Adelheit Marcinczyk aus. An mehreren „runden Tischen“ an unterschiedlichen Orten treffen sich Akteure, die Wissen und Ideen bündeln. „Auch Corona hat zu mehr ehrenamtlichem Engagement geführt, darunter ist die Mithilfe vieler Migranten, beispielsweise bei der Tafel, ein bedeutender Punkt.“

Das Gewicht der „verschwiegenen Vertrauensarbeit“ hob Flora Büttner hervor. Sie ist Mitarbeiterin der Fachstelle Migration sowie Sprach- und Kulturmittlerin. „Viele Menschen, die schon jahrelang hier sind, benötigen noch unsere Hilfe. Wir übernehmen die administrativen Angelegenheiten für diese Familien.“ Ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration in die örtliche Gemeinschaft fügte DW-Mitarbeiter und Angehöriger der Friedrichstädter Feuerwehr Jens Frank an: „Abdallah trat im Jahre 2017 in die Feuerwehr ein, legte die Grundausbildung erfolgreich ab – und das trotz einer komplizierten Fachsprache. Leider ist er zwischenzeitlich in eine andere Stadt gezogen, wo er aber immer noch als Feuerwehrmann tätig ist. Doch wir alle haben viel gelernt in Bezug auf interkulturelle Kompetenz“, schloss er. „Ich freue mich von Ihrer Arbeit zu hören“, sagte Ministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack. Sie versuche, alle Themen „unseres großen Hauses“ abzubilden. Dazu gehöre die Polizei, der Verfassungsschutz, Bauen und Wohnen, Gleichstellung und Gewaltschutz, Kommunales – und freilich auch der große Bereich der Migration. „Ich finde es großartig, dass Sie als Diakonisches Werk so präsent sind.“ Das Gestalten von Begegnungen im Rahmen der Migration stoße einen Veränderungsprozess in der Gesellschaft an, betonte Landespastor Heiko Naß. Das sei etwas so Wertvolles, dass es sich lohne, weiterhin von Land und Kreis unterstützt zu werden.

Weitere Beiträge