Sonja Wenzel

„Insgesamt sind es rund 270 Erwachsene und mehr als 110 Kinder, die die Fachstelle Migration in Tönning potenziell nutzen, wobei die Inanspruchnahme sehr unterschiedlich ist“, berichtet Claudia Böskens. Seit Jahresanfang ist sie die dortige neue Ehrenamtskoordinatorin. Eine Fülle herausfordernder Aufgaben erwartet sie in dieser Einrichtung des Diakonischen Werks Husum. „Wichtig ist für die Geflüchteten auf Eiderstedt die in Tönning stattfindende Migrationsberatung und -begleitung“, sagt die gebürtige Hannoveranerin. Insofern könne die Tönninger Fachstelle Migration durchaus als eine Säule bezeichnet werden, auf der ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens ruhe. Hier findet zum Teil eine niedrigschwellige Versorgung statt: Unter anderem werden Dolmetscher organisiert, um beispielsweise Arztbesuche angstfrei und komplikationslos absolvieren zu können, oder Ehrenamtliche unterstützen Kinder bei den Hausaufgaben – kurz, die Fachstelle Migration auf Eiderstedt betreut, begleitet Geflüchtete und fängt sie in Notfällen auf. Adelheit Marcinczyk, Geschäftsbereichsleiterin vom Diakonischen Werk Husum, dankt für die gute Kooperation mit der Stadt Tönning und dem Amt Eiderstedt. Sie ist beruhigt und erfreut über die gute Vernetzung der Eiderstedter Fachstelle Migration im kompletten Gefüge öffentlicher Stellen.

Doch in Corona-Zeiten hat sich auch die Arbeit der Fachstelle Migration, die mit Unterstützung des Amtes und der Gemeinde Eiderstedt finanziert sowie vom Sozialministerium gefördert wird, in weiten Teilen verändert. „In Tönning ist sie einer der wenigen Orte, die die Menschen noch persönlich aufsuchen können“, sagt Christine Wittstock, Abteilungsleiterin Migration für Eiderstedt sowie für Husum und Umland. So seien der Fachstelle in diesen schwierigen Zeiten einige zusätzliche, neue Aufgaben zugefallen: „Wir sind Ansprechpartner für die Probleme einer ganzen Reihe Geflüchteter. Oft können wir auf unkomplizierte Weise Unterstützung gewähren.“ Der Zugang zu manchen Behörden sei momentan aus Hygienegründen schwierig geworden: “Deshalb müssen sich die Menschen um viele Dinge selbst kümmern, doch die Schwelle, selbst initiativ zu werden, ist recht hoch, nicht zuletzt wegen Sprachbarrieren – deshalb ist das Team der Fachstelle noch mehr zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden.“

Wie die aktuelle Arbeit vonstatten geht, beschreibt das Team der Fachstelle: „Vor Corona war die Fachstelle ein zentraler Treffpunkt. Viele unserer Klienten sind schon etwas wehmütig, dass dies im Augenblick nicht möglich ist. Zumindest haben wir dienstags, mittwochs und freitags von 11 bis 13 Uhr geöffnet.“ Wenn auch das meiste telefonisch geregelt werde, so ist es doch möglich, in diesen Zeitkorridoren persönliche Gespräche zu vereinbaren: „Oft handelt es sich um schwierige Fälle, die nicht am Telefon besprochen werden können. Wir bestellen unsere Klienten und Klientinnen unter Corona-Bedingungen in die Fachstelle, haben einen Besprechungsraum zum Warteraum umfunktioniert und führen die erforderlichen Namenslisten. Außerdem stehen an den drei Tagen stets ein Dolmetscher oder eine Dolmetscherin für die Rezeption zur Verfügung.“

Claudia Böskens‘ Start in ihr neues Arbeitsfeld hat unter erschwerten Bedingungen stattgefunden: „Viele Ehrenamtliche lassen zurzeit ihre Arbeit ruhen, weil sie sich aufgrund der Gesundheitsrisiken schützen möchten. Deshalb habe ich auch noch nicht alle ehrenamtlich Mitarbeitenden kennenlernen können.“ Einen Überblick verschaffen und die Menschen zur ehrenamtlichen Arbeit zurückgewinnen – das sind ihre vordringlichen Ziele. Sie hat sich mit einem Newsletter bei ihren Mitarbeitenden vorgestellt und möchte verschiedene kleine Projekte mit bestimmten Themenschwerpunkten anschieben und mit Leben füllen. Dazu gehört die Anwerbung von Menschen, die Vorträge über unterschiedliche Themen und Lebensbereiche halten können oder die Sprach- oder Ankommens-Patenschaften übernehmen. Diese sind auch für Personen geeignet, die sich nicht dauerhaft binden können oder möchten, beziehungsweise für jene, die nicht so viel Zeit investieren können. Wer Lust, Zeit und Interesse hat, sich aktiv im Ehrenamt zu engagieren, kann sich mit Claudia Böskens unter der Festnetznummer 04861-6175717 oder unter 0151-65460140 oder per Mail unter claudia.boeskens@dw-husum.de in Verbindung setzen. „Ich freue mich auf neue Ideen, Wünsche und Anregungen“, sagt sie.

Zur Information Im Jahre 2020 wurden Eiderstedt 22 Geflüchtete zugewiesen. Davor waren es deutlich mehr, im Jahre 2019 beispielsweise kamen 34 Menschen hinzu. Im Jahre 2015 waren es 242 Neuankömmlinge, die auf die Halbinsel kamen.

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