Sonja Wenzel

„Hier können Kinder und Jugendliche ihren kreativen Findungsprozess ausloten, verweilen, ein Feuerchen machen oder miteinander in Kontakt kommen“, freuen sich die Streetworker vom Diakonischen Werk Husum, Marco Treptow und Jörn Muschketat, über den erst kürzlich entstandenen neuen Platz für weitere jugendliche Aktivitäten auf dem Sandgelände, das unmittelbar an den Husumer Skatepark in Rödemis anschließt. Gestaltet wurde der Platz als „projektfinanzierte Maßnahme für unterschiedliche Altersstufen mit unterschiedlichen Interessen“, berichten die beiden.

Mit viel Engagement und handwerklichem Geschick sind eine Art „Naturpavillon“ aus Weidengeäst entstanden, der in der Vegetationsphase Schatten bieten wird, sowie ein von Weiden begrenzter Durchgang zu einer nebenan liegenden Sandplatzfläche. Auch eine Stelle für kontrollierte Lagerfeuer wurde angelegt. Die Hauptsache jedoch sind zwei stabile, brusthohe Wände, auf denen sich jugendliche Spraykünstler und -künstlerinnen getrost austoben können. Zwar prangt auf der Innenseite der mit Kunstverständnis gesprühte Schriftzug „Streetwork“ auf den beiden Flächen; wenn jedoch das jugendliche Bedürfnis nach individueller „Verewigung“ und Neugestaltung besteht, so ist dies freilich gern gesehen und gewollt.

Julius Filipp, 23-jähriger Graffitikünstler aus Husum nimmt die jungen Menschen gern unter seine Fittiche und bietet kleine Workshops an: „Wichtig ist, dass es legale Flächen sind, die man besprühen möchte“, sagt er. „Der Umgang mit den Spraydosen will gelernt sein, und außerdem muss man sich mit der Technik des Sprayens vertraut machen.“ Er erklärt den Jugendlichen den Umgang mit Motiven, Proportionen und Farben und inspiriert sie mit Ideen und Konzepten: „So hat jeder die Chance, einen eigenen Stil zu entwickeln mit einem unverwechselbaren Schwung.“

Ein mehrköpfiges Team steht außer der Streetwork und Julius Filipp hinter diesem Projekt: „Gemeinsam haben wir diese Idee entwickelt. Zunächst gestattete die Stadt Husum die besondere Nutzung und Gestaltung dieses Sandplatzteils; dafür danken wir sehr“, betonen Streetworker Marco Treptow und Kevin Petersen vom „Förderverein Bike und Skate Park Husum“. Die Zweige für den „Weidendom“ stiftete Dirk Krüger Petersen vom Hardenhof auf Nordstrand: „Er hat uns damit super unterstützt“, freuen sich Treptow und Muschketat.

Marc-Andre Remmer ist seit dem Jahre 2019 kontinuierlicher, ehrenamtlicher Ansprechpartner für den Nachwuchs auf dem Skategelände. Den Husumer Jan Behrend, der sich um die Pflege des Platzes kümmert, holte Remmer gleich mit ins Boot. Auf dessen Anfrage war Behrend sofort begeistert von dem Projekt und steuerte verschiedene „Hardware“ bei: „Es ist wichtig für die Jugend diese Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu haben“, befindet er. Ähnlich formuliert es Jörn Muschketat: „Es ist uns ein Bedürfnis, dass solche Plätze entstehen“, und Marco Treptow fügt hinzu: „Dieses Projekt ist nicht nur für Kids gedacht, die Graffiti einmal ausprobieren möchten, sondern auch für die Mädchen vom Mädchentreff, für den Kunstunterricht an Schulen oder für die jungen Leute vom BISS. Die jetzt vorhandenen Spraymotive sind nur der ‚Opener‘. Die Jugend ist eingeladen, sich frei auszutoben – so wie es kommt oder wie es aus dem eigenen Ideenschatz heraus gewünscht ist.“ Im nächsten Jahr soll der von der Streetwork angelegte Platz mit einigen spannenden Aktionen offiziell eingeweiht werden. Einstweilen haben Mohammad Yafari (21) und Tjade Freiberg (14) den Platz für sich entdeckt und erproben gemeinsam mit Julius Filipp die Kunst des Sprayens: „Es ist neu für uns. So etwas haben wir noch nie gemacht – aber es bringt richtig Spaß“, sagen die beiden.

Weitere Beiträge