Sonja Wenzel

Eineinhalb intensive Stunden Zeit nahm sich Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen, um die Räume der Husumer Tafel zu besichtigen und um bei der Lebensmittelausgabe in der Marienkirche dabei zu sein. „Die Tafel befindet sich in gemeinsamer Trägerschaft von Arbeiterwohlfahrt und Diakonischem Werk Husum; doch die eigentliche Arbeit wird von den Menschen an der Basis getragen“, sagte DW-Geschäftsführer Volker Schümann während des Besuchstermins. Ein wichtiger Aspekt im Tafelgeschehen sei die noch intensivere Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Husum: „Während der Corona-Pandemie verbietet es sich aus Hygienegründen, dass die Lebensmittelausgabe in den ursprünglichen Tafelräumen durchgeführt wird. Deshalb wurde aus der Not eine Tugend gemacht und die Lebensmittelausgabe in die Marienkirche verlegt.“ So sei eine „neue, gute Dimension der Kooperation“ entstanden, lobte Schümann die Initiative von Pastor Friedemann Magaard, der außerdem die insgesamt neun örtlichen Serviceclubs ins Boot holte, um mit deren ehrenamtlicher Unterstützung den zweiten „Ausgabetag“ in der Marienkirche zu organisieren. „Alle haben sofort ihre Bereitschaft zur Kooperation signalisiert. Das Konzept stand schnell und es herrscht stets eine gute Stimmung“, so Magaard. Ein gut funktionierendes Gemeinwesen in dem sehr besonderen Kirchenraum mitten in der Stadt, sogar mit zeitweiser Unterstützung der Soldaten sei „das Sinnvollste, das in diesem Jahr passiert ist“. Die Arbeit sei für die beteiligten Helferinnen und Helfer prägend, erklärte der neue Tafel-Chef Charly Häuber. „Es ist eine große Aufgabe, die Freude bereitet. Einige werden dabeibleiben.“

Die Initialzündung für den Besuch des Landrats war die kostenlose Bereitstellung von 1.000 Alltagsmasken des Kreises Nordfriesland an das Diakonische Werk Husum. „Der Wunsch kam von den Kreistagsabgeordneten, besonders jene Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, zu unterstützen und mit Masken versorgen zu können“, führte Lorenzen aus. „Eine großartige Idee, wir sagen herzlichen Dank“, lobte Schümann. Bereichsleiterin Adelheit Marcinczyk ergänzte: „Unser Nähtreff im Diakoniezentrum in Tönning ist sehr aktiv und hat sich sofort daran gemacht Masken zu nähen. Diese wurden als erste Lösung verteilt. Die gespendeten Masken vom Kreis werden in der Bahnhofsmission gewaschen, so dass wir nun einen festen Bestand haben, mit dem wir wirtschaften können.“

Florian Lorenzen ließ sich die Tafelräume zeigen, die sich im Keller des historischen Gebäudes des Diakonischen Werks Husum befinden. Die beiden ehrenamtlichen Helferinnen Regina Andersch und Christel Dwinger gaben dem Landrat einen Einblick in ihre Arbeit, die fast ausschließlich im Verborgenen stattfindet: Prüfen, sortieren und fachgerecht verwahren der von Ehrenamtlichen abgeholten Lebensmittel – eine Aufgabe, die, so Häuber, „fünf Tage die Woche“ stattfindet, und ohne die eine zweckdienliche und würdevolle Lebensmittelausgabe nicht möglich wäre. Auch den anschließenden Rundgang durch die Marienkirche während der Ausgabe nutzte Lorenzen interessiert, um mit den Ehrenamtlichen ins Gespräch zu kommen: „Der Blick in die Augen der Klientinnen und Klienten, die Dankbarkeit und die Gewissheit, eine wichtige Arbeit zu erledigen, sind durch und durch erfüllend.“ „Wir stellen fest, dass seit der Corona-Krise noch mehr Menschen zur Tafel kommen. Insofern ist es gut, dass wir das Tafelangebot aufrechterhalten können“, fügte Adelheit Marcinczyk an und dankte für die „enorme Welle“ an – vielfach privaten – Lebensmittelspenden. „Sehr oft haben unsere Klienten eine vielköpfige Familie im Hintergrund, so dass wir im Moment wöchentlich schätzungsweise 500 Personen versorgen“, so Charly Häuber. Die Menge der Backwaren sei gut, fuhr er fort, die Belieferung mit Obst und Gemüse dagegen leider etwas „schwach“. Grundsätzlich „speist“ sich die Tafel aus unentgeltlichen Spenden sowie gelegentlichen zweckgebundenen Finanzspritzen und erhält keine öffentlichen Mittel. Insofern wünschen sich die Tafelverantwortlichen nichts mehr als eine gleichbleibende Spendenbereitschaft und auch in Zukunft die freundliche Sympathie der Bevölkerung. „Wir sind dankbar für jede helfende Hand“, so Volker Schümann und Adelheit Marcinczyk. Landrat Florian Lorenzen ist von dem Wert der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Tafel überzeugt: „Es wäre schön, wenn sich noch weitere Ehrenamtliche für diese sinnvolle, erfüllende Aufgabe engagieren würden“, sagte er. Wer bei der Tafel in einem netten Team mitarbeiten will, ist herzlich willkommen und kann sich unter der Nummer 04841-691410 mit dem Diakonischen Werk in Verbindung setzen.

Weitere Beiträge