Ganz unter dem Eindruck der menschenverachtenden Ungerechtigkeit des Ukraine-Kriegs standen die Organisatoren der Husumer Schützengilde von 1586 e.V., der damals zur Verteidigung der Stadt Husum gegründet wurde,  als sie im April den „Ukraine-Hilfe-Cup“ ausriefen: Vom 30. April bis zum 7. Mai fand ein „Fernwettkampf im Blasrohrschießen“ statt, an dem sich insgesamt rund 200 Sportschützen und -schützinnen beteiligten – sowohl Jugendliche als auch Erwachsene aus ganz Deutschland. Das Startgeld und weitere Spenden wurden in einem „Spartopf“ gesammelt. Insgesamt kamen 2.600 Euro zusammen. Dieser Betrag wurde kürzlich als Scheck dem Diakonischen Werk überreicht. Die Summe dient als Beitrag zur Unterstützung der Geflüchteten aus der Ukraine. „Um eventuell Anschaffungen zu ermöglichen, die sonst nicht getätigt werden können“, formulierten es der Vorsitzende der Husumer Schützengilde, Alfred Mordhorst sowie Trainer und Jugendbetreuer Thilo Berg. Der Geschäftsführer des Diakonischen Werks Husum, Volker Schümann, war erfreut über die bundesweite Teilnahme und die Bereitschaft, aus dem „entferntesten Winkel“ Deutschlands für eine karitative Einrichtung an der Nordsee sportlich aktiv zu werden und zu spenden. „Wir freuen uns sehr über den Betrag und werden ihn nutzbringend für Geflüchtete einsetzen“, sagte er.

„Die Teilnehmenden konnten in ihrem eigenen Verein diesen Sport ausüben. Es gab Teilnehmende aus Berlin und Baden-Württemberg, aus dem Harz genauso wie an der Grenze zu Tschechien“, sagten die beiden Wettbewerbs-Verantwortlichen. Die Hauptsache beim Wettbewerb seien „Spaß und Freude“ an der zunächst recht exotisch klingenden Disziplin „Blasrohrschießen“ gewesen, bei der man auf einfache, in bunte Ringe eingeteilte, auf Papier gedruckte Kreise zielt. Diese neue Sportart erfahre seit einigen Jahren erstaunlich viel Zulauf und werde sogar in Husumer Schulen in Kursen angeboten: „Blasrohrschießen hat einen gesundheitlichen Wert“, erklären Mordhorst und Berg. „Man lernt seinen Puls unter Kontrolle zu haben und sich absolut zu konzentrieren.“ Seit diesem Jahr hat übrigens der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das Blasrohrschießen als offizielle Sportart anerkannt.

Übrigens ist die Husumer Schützengilde ein ehrwürdiger, seit über 400 Jahren bestehender Verein. Er wurde kurz nach der Erbauung des Schlosses vor Husum gegründet – während der Regentschaft von Herzog Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf – also lange bevor Husum im Jahre 1603 überhaupt erst einmal Stadtrechte erhielt. Eine Schützengilde war zur Verteidigung der Stadt notwendig – heute geschieht das Schießen aus sportlichen Gründen und nur unter strengen Regeln.

Zum Foto: Eingefasst von Zielscheiben, die beim Blasrohrschießen eingesetzt werden, präsentieren Volker Schümann, Thilo Berg und Alfred Mordhorst den Scheck über die Spende, die beim Ukraine-Hilfe-Cup zusammengekommen ist

Text u. Foto: Sonja Wenzel

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