Die Fachstelle Migration Eiderstedt im Diakoniezentrum Tönning, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Husum, hatte kürzlich verschiedene Workshops für jedermann veranstaltet: Interessierte konnten sich – nach vorheriger Anmeldung – einen Tag lang mit den Themen „Integration geflüchteter Menschen“, „Umgang mit Vorurteilen“ und „Zusammenarbeit auf Augenhöhe“ auseinandersetzen. Die Leitung hatte das Kolping Netzwerk für Geflüchtete. Dieses stellte auch die beiden Referenten Dr. Jacky Talonto und Ahmadullah Wardak zur Verfügung. In Sankt Peter-Ording stand zur gleichen Zeit das „Kolping Infomobil“ und klärte zu diesem Themenkomplex auf: mit der Vermittlung von Hintergrundwissen, verschiedenen Spiel- und Mitmachaktionen, Infotafeln und multimedialen Elementen. Die Gelegenheit, sich diesen Sachverhalten per Infomobil zu nähern, hatte die Bevölkerung einen Tag später auf dem Tönninger Marktplatz. Claudia Böskens, Ehrenamtskoordinatorin der Fachstelle Migration Eiderstedt, dankte den Städten Tönning und Sankt-Peter für die Unterstützung, dieses Vorhaben durchführen zu können, indem sie den Platz für das Infomobil, die Stromversorgung und das Kommunizieren der Veranstaltung über Plakate übernommen hatten.

Die drei Workshops luden die Teilnehmenden zu angeregten Diskussionen ein. Die Integration Geflüchteter ist immer wieder eine Herausforderung, der sich die Akteure und Beteiligten stets aufs Neue stellen müssen: Denn es gibt eine Menge Aspekte zu berücksichtigen, und viele Anforderungen und Vorgaben ändern sich schnell in einem teilweise nur schwer überschaubaren Geflecht aus unterschiedlichen Möglichkeiten und Angeboten. Was aber bedeutet Integration? Dieser Begriff ist nicht gleichbedeutend mit „Aufgabe der eigenen Identität“, sondern heißt vielmehr, einen Konsens zu finden, auf dessen Basis Geflüchtete und Einheimische vernünftig und friedlich miteinander leben können. Auf jeden Fall steht immer das individuelle Schicksal der neuen Mitbürger und Mitbürgerinnen im Fokus, um einen konfliktfreien, passgenauen Weg zu finden. Nichts kann pauschal „über einen Kamm geschoren“ werden. Ist es mitunter die Zurückhaltung migrierter Eltern, die die Bereitschaft ihrer Kinder zur Kontaktaufnahme nicht angemessen zu unterstützen vermögen, kann es andererseits sein, dass Ressourcen, beispielsweise für Sprachkurse, nicht bedarfsgerecht angeboten werden können.

Sie habe, seit sie sich für Geflüchtete engagiere, noch nie so viel über andere Völker gelernt, erklärte eine Ehrenamtliche. Aus Mitgefühl und aus der Notwendigkeit heraus, den zu uns kommenden Menschen eine Art Sicherheit zu geben, setze sie sich für diese ein, fuhr sie fort. Doch kann eine Kooperation auch aus missverständlichem Verhalten heraus fehlschlagen – trotz guten Willens: Das liegt, wie die Gruppe erarbeitete, oft an unterschiedlichen Positionen, an Diskrepanzen in der Herkunft und an Erwartungen, die zwar beide Seiten haben, jedoch nicht erfüllen können: So dürfe es nicht darum gehen, Vermutungen anzustellen und dabei aber die „Rechnung ohne den Wirt“ zu machen: „Hilfe kann zwar angeboten, muss jedoch nicht zwangsläufig angenommen werden“, hieß es. Sie müsse vielmehr bedarfsgerecht und individuell, gewissermaßen „personalisiert“ werden, um gelingen zu können. Es gehe darum, in bestimmten Bereichen einen Brückenschlag zu schaffen, jedoch weniger darum, Resultate zu liefern.

Vorurteile lassen sich nicht so rasch ausmerzen. Wie also kann man ihnen begegnen und wie angemessen darauf reagieren und sich gebührend positionieren? Dies war Gegenstand des dritten Workshops, der darauf abzielte, sich in der Arbeit und im Umgang mit Geflüchteten sicherer zu fühlen und besser vorbereitet zu sein auf die Widerstände aus dem näheren Umfeld. Das Engagement zu besserem Verständnis beider Seiten sei teilweise „recht sparsam“, so Claudia Böskens. „Geflüchtete kommen oft aus einer völlig anderen Kultur und haben keinen Zugang zum Leben der Menschen in ihrer neuen Heimat. Ihnen fehlt häufig die Sprache. Eine Kommunikation ist dann nur schwer möglich. So werden Ressentiments gesät, ohne dass ein Versuch gestartet werden kann, die andere Seite zu verstehen.“

Text und Foto: Sonja Wenzel

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