Sonja Wenzel

Ein Gesicht mit grellblauen Augen, das Gebiss zu einem gewaltigen Lächeln gebleckt: das ist, neben einer Mainbrücke in Schweinfurt, eines der beiden Spraymotive, die seit kurzem die im Dezember des vergangenen Jahres errichteten Sprayerwände beim Skaterpark in Rödemis zieren.

„Mit dieser Aktion haben wir die Wände eingeweiht“, freut sich Marco Treptow, Streetworker vom Diakonischen Werk. Ein drolliges Gesicht und die Skizze einer über und über besprayten Brücke – diese zwei Motive kommen nicht von ungefähr, sondern sind einer mehr oder weniger spontanen Kooperation mit dem „Jugendhaus Fränz“ in Schweinfurt zu verdanken. „Während unseres Dienstes im Streetwork-Pavillon erschien vor einiger Zeit Julia Siebenhaar, Streetworkerin in Schweinfurt“, erzählt Marco Treptow die originelle Geschichte einer Begegnung „unter Berufskollegen“. Freilich kamen beim Gedankenaustausch auch die neuen Sprayerwände in Rödemis zur Sprache. Eine gemeinsame Aktion wurde in Aussicht genommen. Innerhalb von vier Wochen hatte Julia Siebenhaar den Kontakt zum „Jugendhaus Fränz“ hergestellt, und in den hohen Norden wurden zwei Entwürfe geschickt: „Für die Kids war es sicherlich großartig, dass ihre Ideen hier bei uns umgesetzt werden sollten“, so Treptow.

Etwa 25 Jugendliche aus Husum und Umgebung – über einen Tag verteilt – waren kürzlich dabei, die Schweinfurter Vorlagen auf die Wände zu bringen. Diese wurde zunächst mit weißer Farbe neutral vorbereitet. Die gesamte Spray-Aktion unterstützte Julius Filipp, Graffitikünstler aus Husum. „Alle haben gut mitgestaltet“, lautete es anerkennend von Treptow und seinen beiden neuen Mitarbeitern Erik Hähling und Kevin Petersen, die zwar noch in Kiel „Soziale Arbeit“ studieren, nebenbei aber schon im Diakonischen Werk Husum angestellt sind. Auch die Husumer „Sprayer-Gemeinde“ war nicht untätig und hat sich unter der Leitung der Streetwork mit maritimen Motiven revanchiert: Demnächst werden ein Pirat, ein Kutter und das auf Wolken schwebende Wort „Ahoi“ irgendwo in Schweinfurt zu bewundern sein. Eines ist schon ziemlich sicher, wenn es sich auch zunächst nur um eine „lose Vereinbarung“ handelt: Eine Abordnung wird sich nach den Sommerferien auf die Socken Richtung Schweinfurt machen, und der Besuch wird nicht unerwidert bleiben.

  Übrigens: Wer das „über alle Backen“ strahlende Gesicht betrachtet, wird feststellen, dass auch zwei Hände berücksichtigt wurden, von denen eine ein Kugellager präsentiert – denn immerhin ist Schweinfurt nicht nur ein wichtiger Industriestandort Nordbayerns; es ist auch „die Welthauptstadt der Kugellager“.

Sprayten einen Tag lang mit Husumer Jugendlichen Motive, die das „Jugendhaus Fränz“ aus Schweinfurt vorgeschlagen hatte (v.l.): Erik Hähling, Marco Treptow, Julius Filipp und Kevin Petersen

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