Landespastor Heiko Naß informierte sich über die Tafelarbeit in der Friedenskirche

„Für viele Menschen ist die Tafel der letzte Anker, die letzte Anlaufstelle. Es ist eine segensreiche Aufgabe, die Sie als Ehrenamtliche erfüllen und dafür gebührt Ihnen großer Dank“, sagte Landespastor Heiko Naß, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein, bei seinem Besuch der Tafel Husum, deren Ausgabestelle in der Friedenskirche untergebracht ist.

Doch sein Besuch hatte eine gewichtigere Bedeutung, als „nur“ zu danken und eine Zeitlang eigenhändig bei der Ausgabe zu helfen: Das Diakonische Werk Husum wird in Kürze die Friedenskirche kaufen, um sie gewissermaßen als einen „Knotenpunkt“ für die Dienste am Menschen im gesamtkirchlichen Rahmen weiterzuentwickeln. So sollen unter anderem die Fachstelle für Migration und die Beratungsstelle für Suchtkranke in die Friedenskirche umziehen. Die Tafel bleibt mit ihren beiden wöchentlichen Ausgabetagen an ihrem jetzigen Standort. Im Außenverhältnis ändert sich demnach nichts: „Die Kirche wird nicht entwidmet, bleibt also auch in Zukunft ein Gotteshaus und für die Gemeinde geöffnet für Gottesdienste, spezielle Themen und Projekte“, versicherte Andreas Raabe, der weiterhin als Pastor vor Ort bleibt.

Kirche und Diakonisches Werk werden hier gleichsam „Geschwister“, wenn sie es nicht schon durch die jahrzehntelange, beispielhafte Kooperation sind, wie es unter anderem bei der Bahnhofsmission oder der „Servicestelle für Seniorenarbeit“ offenbar wird: Dies sei eine „gute Verzahnung“, so Naß. DW-Geschäftsführer Volker Schümann dankte rückblickend Pastor Friedemann Magaard: Dieser ergriff die Initiative und schlug die Marienkirche als Tafel-Ausgabestelle vor, als während der Pandemie die bisherigen Räume im Keller des DW-Hauptgebäudes in der Theodor-Storm-Straße geschlossen werden mussten. „Diese Idee wurde von allen anderen Pastoren der Husumer Kirchengemeinde mitgetragen“, so Pastor Raabe.

Die neue Nutzung der Friedenskirche ist eher eine Antwort auf den Bedarf, eine Weiterentwicklung und Anpassung an neue Anforderungen, die das Leben stellt. Sie manifestiert die Einheit zwischen Kirche und Diakonischem Werk und spiegelt letztlich das Engagement vieler handelnder Personen wider. Auch gebühre den Stiftungen, den Stifterinnen und Stiftern sowie den Serviceclubs für ihre fortwährende Unterstützung ein großes Dankeschön, wie Volker Schümann lobend erwähnte. Doch kann im Besonderen die Tafel nicht dauerhaft eine Ausfallbürgin sein, mithin ein Notnagel im Gesamtgefüge staatlichen Versagens: „Wir müssen es deutlich machen und immer wieder in den politischen Raum transportieren, dass wir eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände und eine klügere Steuerung in Bezug auf das Existenzminimum fordern“, bekräftigte Landespastor Naß. Ein großes, ungenutztes Potenzial sah Volker Schümann und stellte fest, dass die knapp eintausend Tafeln in Deutschland es noch nicht verstehen, ihre „geballte politische Kraft“ zu nutzen.

Dass es immer noch „weiße Flecken“ in der Nutzung der mobilen Tafel gebe, bestätigte Bereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. Wohl aber sei die Gardinger Ausgabestelle mittlerweile „gut besucht“ mit rund 30 bis 40 Kunden und Kundinnen. Außer Frage stehe aber, dass die Tafel stets ein kommunikativer Treff sei, ein Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen: „Sie hat einen integrativen Aspekt.“

Landespastor Naß zeigte sich beeindruckt von den großen Synergie-Effekten vor Ort, den Faktoren, die zusammenspielen und sich gegenseitig fördern und voranbringen und dadurch das Diakonische Werk Husum für alle Akteure zu einem starken, gesellschaftlich gestaltenden Partner machen, der den sozialen Überbau des lebendigen Miteinanders verbessern kann. Deshalb solle auch das Geld dorthin fließen, wo „die Arbeit gemacht“ werde. So werden laut Schümann durch die Auszahlung der einmaligen Energiepreispauschale auch mehr Kirchensteuern anfallen: „Es werden für Schleswig-Holstein etwa zwei Millionen Euro zusätzlich sein“, so Schümann. Auch das DW Husum soll dessen teilhaftig werden. „Die Gelder sollen zeitnah, schnell und großzügig verteilt werden. Ich bin sehr dankbar, dass dies die Landessynode so beschlossen hat“, so Heiko Naß.

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