Sonja Wenzel
Die Fachstellen Migration in Husum und Umgebung sowie in Tönning verzeichnen gerade einen enormen Anstieg zugewiesener geflüchteter Menschen. Die Mitarbeitenden in den Fachstellen benötigen daher dringend ehrenamtliche Unterstützung. „Die Geflüchteten sollen nicht auf sich allein gestellt sein. Wir möchten das Ankommen dieser Personen in unserem Land mitgestalten und brauchen dafür Interessierte, die sich ehrenamtlich einbringen möchten“, sagt Adelheit Marcinczyk, Geschäftsbereichsleiterin beim Diakonischen Werk in Husum.
Cordula Wulfert, Abteilungsleiterin Migration, fasst die Lage in griffige Worte: „Die Verhältnisse, in denen sich die Neuankömmlinge befinden, sind unterschiedlich. Viele brauchen mehr Zeit, um die eigene schwierige Situation verarbeiten zu können. Die Fachstellen in Husum und Tönning möchten sich noch besser um spezielle Notfälle kümmern; im Moment können wir fachgerechte Unterstützung nicht so erschöpfend geben, wie wir es uns wünschen – deshalb brauchen wir ehrenamtliche Unterstützung bei den alltäglichen Fragen.“
Auf ehrenamtlich Tätige wartet eine sinnstiftende Aufgabe in einem kommunikativen, freundlichen und zugewandten Team. „Die Rückmeldungen der Betreuten sind bereichernd. Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie sich eine Familie langsam etabliert und in der neuen Heimat Wurzeln schlägt“, sagt die Ehrenamts-Koordinatorin vom Bereich Husum und Umland, Lea Marieke Paulsen. Dringend gesucht seien Personen, die möglicherweise Lehr-Erfahrung mitbringen, um nicht nur den grundsätzlichen Einstieg in die deutsche Sprache, sondern in manchen Fällen auch die Alphabetisierung zu sichern. Häufig können auch die eigenen langjährigen Erfahrungen aus anderen Berufen erfolgreich und nutzbringend eingesetzt werden. Wer sich zutraut, Neuankömmlinge im Alltag – auch im Kontakt mit Ämtern – zu begleiten, ist herzlich willkommen. Da viele Familien in Wohnungen in den Landgemeinden untergebracht sind, werden Ehrenamtliche aus allen Amtsbereichen ausdrücklich begrüßt: „Sie können die Neubürger noch besser in ihr Umfeld einführen.“ Claudia Böskens, Ehrenamtskoordinatorin der Fachstelle Migration in Tönning, legt zudem großen Wert auf die Unterstützung junger Menschen auf Augenhöhe: „Es wäre ein großer Vorteil, wenn deutsche Jugendliche ihre geflüchteten Altersgenossen und -genossinnen gewissermaßen als Begleitende an die Hand nehmen könnten“, sagt sie.
Für Unterstützende sei es nach den Worten von Cordula Wulfert nicht unbedingt notwendig, rundherum „mobil“ zu sein: „Viele Aufgaben lassen sich sogar von daheim regeln, beispielsweise kleinere Übersetzungen. Oft reicht es für Ehrenamtliche aus, in die Fachstelle zu kommen“, erläutert sie. Es gibt regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen, auch die enge Anbindung an die Fachstellen ist selbstverständlich. Ein wichtiges Thema ist die Begleitung zu ärztlichen Untersuchungsterminen: „Deshalb wären wir dankbar, wenn wir noch mehr weibliche Ehrenamtliche für diese Aufgabe – gerade für geflüchtete Frauen – gewinnen könnten“, so Cordula Wulfert und Lea Marieke Paulsen.
Besonders hoch ist allerdings der Bedarf an Sprachmittlern und -mittlerinnen für Türkisch, Kurdisch, Arabisch und auch Englisch für Menschen aus Afrika. „Wir brauchen auch Personen, die Dari, Farsi, Urdu und vor allem Paschtu sprechen“, betont Cordula Wulfert. Wer sich ehrenamtlich beteiligen möchte, braucht ein wenig Zeit und eigene Kompetenz. Das Alter spielt dabei keinerlei Rolle. Bevor es an die Aufgabe geht, wird mit den Fachstellen genau festgelegt, was man leisten kann und möchte. In Husum kann man sich unter der Telefon-Nummer 04841-803 84 53 oder unter der E-Mail-Adresse lea-marieke.paulsen@dw-husum.de informieren. Die Fachstelle Migration Husum und Umland ist in der Familienbildungsstätte in der Woldsenstraße 45 – 47 untergebracht. Für Eiderstedter Bürgerinnen und Bürger empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit der Tönninger Fachstelle unter 04861-617 57 12 oder unter der E-Mail-Adresse claudia.boeskens@dw-husum.de. Der Sitz der Fachstelle ist in der Johann-Adolf-Straße 7 – 9 in Tönning.