Finanziert werden diese von der Initiative „Keine Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“.

Im vergangenen Jahr ist das Projekt „DrachenMut#kindernichtalleinelassen“ als Hilfe für Kinder und Jugendliche, die häusliche Gewalt erleben oder miterleben, vom Kinderschutz-Zentrum Westküste ins Leben gerufen worden – und aus dem Stand heraus hat sich gezeigt, wie dringend der Bedarf in diesem Bereich ist: „Von 500 Beratungsgesprächen, die wir 2021 geführt haben, entfielen 18 Prozent auf das Thema Häusliche Gewalt“, sagt Franziska Probst, die neue Leiterin des vom Diakonischen Werk Husum getragenen Zentrums.
„Der Drache ist ein hervorragendes Symbol für diese Arbeit, er ist groß und mutig, kann beschützen und auf seinen Flügeln davontragen – das ist das, was wir den Kindern hier mitgeben wollen“, so Probst. Entstanden sei das Projekt in Kooperation mit Kriminalpolizei und Jugendamt, dem Frauenhaus und der Initiative „Frauen helfen Frauen“. „Denn es sind überwiegend Mädchen und Mütter, die sich für eine entsprechende Beratung anmelden. So können wir über die Kooperationspartner das Angebot an Betroffene herantragen.“
Oder die Kinder bereits in der Schule oder der Kita vor Ort ansprechen, wenn etwa eine Schulsozialarbeiterin Alarm geschlagen hat. „Und sie dann zu uns hereinholen.“ Die Gespräche seien den Fällen individuell angepasst und finden mit den Kindern einzeln oder in Gruppensitzungen, mit einzelnen Elternteilen oder auch beiden oder allen zusammen statt. „Das Ziel ist, die Kinder selbstbewusster zu machen und ihnen zudem die Gewissheit zu geben, dass sie nicht allein sind und dass es auch andere Kinder gibt, die dasselbe erleben.“
Dass Drachen-Mut im Corona-Jahr 2021 aus der Taufe gehoben wurde, sei Zufall gewesen, so Franziska Probst. „Das Projekt ist vor dem Hintergrund der Istanbul-Konvention, des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, entstanden.“ Aber es habe genau gepasst, Corona habe zu einem Anstieg in diesem Bereich beigetragen. „Und durch Drachen-Mut kommt jetzt die Dunkelziffer ans Tageslicht – innerhalb nur eines Jahres hatten wir eine Verdoppelung der Fälle.“
93 Gespräche zum Thema Häusliche Gewalt habe es 2021 gegeben, davon 56 allein in Nordfriesland – das Kinderschutz-Zentrum Westküste ist mit seinen neun speziell ausgebildeten Fachkräften sowohl in NF als auch in Dithmarschen tätig. Neben dem Mutterhaus in Husum gibt es Beratungsstellen in Niebüll, Heide und Marne. „Und wir bieten nicht nur Hilfe für Betroffene an, sondern auch Fachberatungen für alle, die sich um Kinder kümmern: Kindergärtnerinnen, Schulsozialarbeiter, Jugendamt-Mitarbeiter – oder auch besorgte Nachbarn.“

Aktions-Tage in der Region geplant

Um das Projekt noch bekannter zu machen, plant das Zentrum im Sommer zwei Aktions-Tage in Schulen, je einen in beiden Kreisen. „Der Schwerpunkt soll im Bereich der Kinderrechte liegen – natürlich auch mit Spiel und Spaß, aber hauptsächlich wollen wir für unsere Formate werben“, sagt die Leiterin. Dafür seien Schulen ideal: „Da sind alle Bevölkerungsschichten versammelt, Kinder aus den verschiedensten Verhältnissen, der gesamte Querschnitt.“ Die anderen am Projekt beteiligten Akteure hole sie ebenfalls mit ins Boot.
Und unbürokratische finanzielle Unterstützung habe es für den Plan auch schon gegeben, durch die ebenfalls im vergangenen Jahr gestartete Initiative „Keine Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ von „Appen musiziert“. Die unterstützt Ideen, die nicht staatlich gefördert werden: „4000 Euro insgesamt, für jeden der beiden Aktions-Tage 2000 Euro“, sagt Franziska Probst. Das Geld sei schon überwiesen, abgerechnet werde im Nachhinein. „Und jeder Cent kommt direkt den Kindern zugute, es wird nicht für Fahrt- oder Personalkosten verwendet.“
Durch diese Initiative, deren Schirmherr Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) ist, sind mehr als 123000 Euro an Spenden zusammen gekommen. „Appen musiziert“ setzt sich seit 1990 für das Wohl kranker Kinder ein. Vereine und Institutionen, die Unterstützung für Projekte zum Thema benötigen, können weiter eine Förderung beantragen. Auch der Mädchentreff von Pro Familia hat 5000 Euro für Einzelangebote, Beratung und Begleitung bekommen. Der Erfolg sei so groß, dass eine Fortführung der Aktion über den 30. April hinaus erwogen werde, so „Appen musiziert“-Gründer Rolf Heidenberger.
Hier können Sie spenden: Konto DE 60 2305 1030 0511 2289 75, Sparkasse Südholstein, Kennwort: Keine Gewalt.

– Quelle: Husumer Nachrichten, von Stefan Petersen 31. März 2022

Franziska Probst im Spielzimmer des Kinderschutz-Zentrums Westküste.

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