Obdachlos zu sein, stetig auf der Straße leben zu müssen und dabei Regen und Schnee sowie Wind und Wetter ausgesetzt zu sein, ist für die meisten Bürgerinnen und Bürger in unserem Land unvorstellbar. Dennoch ist es für viele Tausend Menschen in Deutschland bittere Realität. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG-W) waren im Jahr 2017 rund 650.000 Tausend Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen, von denen etwa 48.000 obdachlos waren und somit kein Dach über den Kopf hatten.
Obdachlose sind in den bevorstehenden Wintermonaten besonders den Unbilden des Wetters ausgeliefert. Vor diesem Hintergrund startete das Diakonische Werk (DW) am 1. Dezember erneut das alljährliche Winternotprogramm und aktivierte ihre Mitarbeitenden, die Diplom-Sozialpädagogen Miriam Langer und Jens Frank. „Wir haben als erstes eine städtische Wohnung angemietet, in der wir auf der Straße Lebende unterbringen können, die ohne alternative Unterbringungsmöglichkeit sind. Die Räume bieten Erfrierungsschutz für drei bis vier Personen. Der Einzug wie auch der Auszug ist jederzeit möglich und geschieht in Kooperation mit unserer Beratungsstelle für Wohnungslose“, erläuterte Jens Frank in einem Pressegespräch. Nach seinen Worten ist die angemietete Wohnung mit Mobiliar, sanitären Einrichtungen, einer Küche, einem SAT-Anschluss und einer Kohleofenheizung ausgestattet. „Unter unseren Klienten gibt es viele bewegende Einzelschicksale. Sie wären ohne die Initiative des DWs nicht versorgt und in der Winterzeit dem Tod durch Erfrieren ausgesetzt. In der Wohnung werden entweder ausschließlich Männer oder Frauen untergebracht“, ergänzte Miriam Langer. Beide Sozialpädagogen versuchen, für die Betroffenen wieder eine tragfähige Wohnsituation herzustellen, für die Zeit nach deren Aufenthalt in der schützenden Wohnung. Des Weiteren werden bei den Klienten und Klientinnen die Fähigkeiten zur Haushaltsführung, wie beispielsweise die Müllentsorgung und die Pflege des Haushalts, von den beiden DW-Mitarbeitenden unterstützt.
Für ein erfolgreiches Winternotprogramm vor Ort kooperieren mehrere Institutionen. So stellt das Diakonische Werk Schleswig-Holstein die Finanzen bereit, und die Stadt Husum stellt eine kommunale Wohnung zur Verfügung. Des Weiteren sind die verschiedenen Geschäftsbereiche des DW Husum und das Sozialzentrum Husum an dem Projekt beteiligt.
Ansprechpartner sind Jens Frank (Tel 0176 51674327), Miriam Langer (Tel. 0151 6547 3320) und Erk Paulsen (04841 668045). Die Mitarbeitenden des DW bitten die Bevölkerung besonders in der Winterzeit, auf ihre obdachlosen Mitmenschen zu achten und gegebenenfalls bei drohender Lebensgefahr die Nummer des Rettungsdienstes (112) anzurufen.

Text und Foto: Uwe Knudsen

Miriam Langer und Jens Frank halten wärmende Decken und Bettwäsche für obdachlose Menschen bereit.

Weitere Beiträge