Sonja Wenzel

Auch wenn demnächst die „Saison“ auf der alten Slip-Anlage am Hafen zu Ende geht: Noch wird im milden Oktober-Sonnenschein eifrig gewerkelt. Marc und Reiner, zwei der Teilnehmer in dem Projekt „Aktiv-Werft“ des Diakonischen Werks Husum, sind damit beschäftigt, das Namensschild des kürzlich restaurierten, hölzernen Segelkutters zu fertigen: “Vorwärts“ soll das Boot heißen; das Schild, das den Hinweis auf den Heimathafen gibt, ist schon fertig: „Husum“ lautet der geschnitzte Schriftzug auf einem geschwungenen Holzbrett. „Für das Namensschild haben wir ein stärkeres Brett genommen und mit Hilfe einer Schablone die leichte Rundung des Schiffskörpers abgebildet. Das Brett wurde anschließend mit den entsprechenden Schnitzwerkzeugen an die Rundung angepasst“, erklärt Anleiter und Tischler Simon Dethlefs. Er ist gleichzeitig Holzbildhauer: „Diese Ausbildung kommt jetzt gut zupass“, lächelt er.

Doch es gibt noch einige andere Aktivitäten, die mindestens genauso wichtig sind, wie die Vollendung des schönen Segelkutters: Die unter Denkmalschutz stehende Slipanlage der alten Werft hat durch das Projekt teilweise eine vorsichtige Instandhaltung erfahren, die stets in Absprache mit der Denkmalschutzbehörde geschehen ist: „Wir möchten ein Schienenpaar nutzen, um später mit einer handbetriebenen Winde und einem Slipwagen Schiffe aus dem Wasser zu holen, die wir hier auf der Aktiv-Werft restaurieren können“, so Dethlefs. Dazu war es notwendig, die zum Teil reichlich morschen Holzbohlen, die den Unterbau der Schienen bilden, zu ersetzen. „Wir haben Lärchenholz-Bohlen genommen, die wir vorher mit Leinöl behandelt haben. Sie werden extrem beansprucht: Mal liegen sie an der Luft, mal sind sie überspült von Salzwasser“, erklärt er. Diese Arbeiten konnten nur bei Ebbe vorgenommen werden und gingen „in Handarbeit, mit Schaufel und Spaten“ vor sich. Tiefere „Grabungen“ im Schlick waren unumgänglich, um die Bohlen mit Querriegeln zu verbinden. So bleiben sie in ihrer Position: „Später wird auf den Schienen der Slipwagen laufen. Sind die Schienenstränge nicht parallel, könnte der Wagen aus dem Geleise springen“, erläutert Dethlefs. Das Schienenpaar, das später genutzt werden soll, wurde ebenfalls ersetzt und ist älteren Semesters: „Schienen werden in dieser Form nicht mehr hergestellt.“

Regelmäßig kehren “alle Mann“ das angespülte Treibsel zusammen, bis es abgefahren wird. So wirkt die Slipanlage stets aufgeräumt. Herrscht Flut, ruht die Arbeit auf der Aktiv-Werft nicht, auch wenn kein Schiff zur Restaurierung ansteht: „In diesem Frühsommer haben wir beispielsweise die Rückseite des Werfthäuschens mit einer Treppe versehen, überwiegend mit Handwerkszeug und ohne Maschinen“, erklärt der Anleiter. Außerdem werde das Herstellen von hölzernen Verbindungen geübt oder es gebe Theorie-Einheiten gemeinsam mit den Teilnehmenden der „Landungsbrücken“. Die Aktiv-Werft auf der Slipanlage sei, so Dethlefs, „ein schöner Arbeitsplatz“, an dem sogar Begegnungen mit Tieren möglich seien. Fischreiher und Kormoran, Enten und Möwen recken immer wieder neugierig die Hälse. Das empfinden die Teilnehmer Reiner und Marc ähnlich, wenn auch zunächst das Arbeiten „auf dem Präsentierteller“ etwas gewöhnungsbedürftig gewesen sei. Dennoch: „Viele Menschen kommen vorbei, sind wissbegierig und stellen uns Fragen. Diese Kommunikation macht Spaß. Außerdem kommen wir hier nicht nur wieder in einen geregelten Tagesablauf mit einer festen Struktur hinein, sondern wir lernen auch den Umgang mit speziellen Werkzeugen, mit denen man im Allgemeinen eher selten etwas zu tun hat“, freuen sich die beiden.

Gegen Ende Oktober wird das kleine Holzgebäude abgebaut und bei den „Landungsbrücken“ weiter genutzt als kleines Lager oder Werkstatt. Insgesamt ist bei der Aktiv-Werft und den Landungsbrücken in den momentan herrschenden Corona-Zeiten Kapazität für insgesamt 15 Teilnehmende vorhanden: „Weitere Teilnehmende, die den Umgang mit älteren Booten und traditionellen Werkzeugen lernen möchten,  sind stets herzlich willkommen“, wirbt Simon Dethlefs. Gefördert wird das Projekt vom Kreis Nordfriesland und der AktivRegion Südliches Nordfriesland.

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