„Der Schutz des werdenden Lebens geht nur gemeinsam mit der werdenden Mutter – nicht gegen sie“, sagt Susanne Baum, Leiterin des Geschäftsbereichs „Beratung und Therapie“ beim Diakonischen Werk Husum, einer vom Land anerkannten Schwangerschafts-Konfliktberatungsstelle. Für die Beratungen steht seit vielen Jahren ein erfahrenes, dreiköpfiges Team zur Verfügung, das die Frauen behutsam bei ihrer eigenen Entscheidungsfindung begleitet.

Grundsätzlich bildet der Paragraph 218 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) den Rahmen für die vorgeschriebenen Beratungen vor Schwangerschaftsabbrüchen. Diese sind zwar nicht erlaubt, aber dennoch straffrei, wenn sie innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen stattfinden, und wenn die Schwangere eine Bescheinigung über eine erfolgte Beratung vorlegen kann. Nach dieser Beratung müssen nochmals drei Tage Wartefrist verstrichen sein, bevor der Eingriff vorgenommen werden darf. Die Schwangeren müssen sich bei der Beratung nicht rechtfertigen; sie brauchen nichts zu erklären und nichts aus ihrem persönlichen Leben zu berichten. Zwar befindet sich das Diakonische Werk Husum – und somit auch die Konfliktberatungsstelle – in kirchlicher Trägerschaft, aber: „Die Beratungen sind ergebnisoffen und neutral – wir beraten die Betroffene nicht in eine bestimmte Richtung. Die Frau muss zu ihrer eigenen Entscheidung und zu der Position finden, mit der sie leben kann“, betont Sabine Tolkmitt, die hauptsächlich diese Beratungsgespräche durchführt. Bei Terminengpässen wird sie von Susanne Baum und Uta Loose unterstützt.

Die Beratungen erfolgen kostenlos, unbürokratisch und weitestgehend anonym; der Name der Frau erscheint nur auf der auszustellenden Beratungsbescheinigung. „Unsere Beratungen ziehen sich durch alle Altersgruppen und betreffen die unterschiedlichsten Familiensituationen. Frauen in dieser Lage sind sich der Ambivalenz bewusst, spüren den tiefen Konflikt, der zwischen ihrer Schwangerschaft und ihren äußeren Lebensumständen besteht. Wir erleben aber, dass die Frauen ihre Entscheidung sehr verantwortungsvoll angehen und genau überlegen, welchen Entscheidung sie aufgrund ihrer aktuellen Situation tragen können“, erklären Susanne Baum und Sabine Tolkmitt.

Thematisieren können Frauen ohne Scheu alle ihre dringenden Sorgen: Gleichgültig, ob die Lebenssituation bedrückens ist, ob es Konflikte in der Partnerschaft oder in der Familie gibt, ob sich gesundheitliche Probleme, finanzielle Sorgen oder belastende berufliche Situationen auftun. Die Beraterinnen informieren über die Methoden des Abbruchs, über die Übernahme der Kosten und den weiteren organisatorischen Ablauf, über Verhütung und Familienplanung je nach medizinischer Sachlage. Die Frauen bekommen soziale und juristische Informationen, erhalten Kenntnis über die Rechtsansprüche von Mutter und Kindern sowie über die möglichen praktischen Hilfen für Eltern und Kindern. Je nach Wunsch unterstützen sie auch bei der Geltendmachung von Ansprüchen wie Wohnungssuche, Betreuungsmöglichkeiten oder Fortsetzung der Ausbildung.

Darüber hinaus werden den Frauen – außer der vorgeschriebenen Beratung – noch weitere Gespräche angeboten, gern auch mit einer Begleitperson, wie dem Lebenspartner, der Mutter oder einer Freundin. Auch nach dem Abbruch besteht bei Bedarf das Gesprächsangebot weiter. Das Psychologische Beratungszentrum des Diakonischen Werks Husum steht für Terminabsprachen unter der Telefon-Nummer 04841-691440 von montags bis donnerstags zwischen 8:00 und 17:00 Uhr und freitags von 8:00 bis 13:00 Uhr zur Verfügung.

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Susanne Baum, Sabine Tolkmitt und Uta Loose (v.l.) beraten Frauen vor Schwangerschaftsabbrüchen.

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