Sonja Wenzel

Es ist schon eine mehr als zehnjährige Tradition, dass die Fünftklässler der Gemeinschaftsschule Nord über den vorweihnachtlichen Husumer Marktplatz gehen und einen „Riesenfundus“ gespendeter Apfelsinen an die Bürgerinnen und Bürger bringen: „Die Menschen sind sehr nett zu uns und nehmen uns die Früchte gern ab“, erzählen sie eifrig. Manche langen auch gern ein wenig tiefer in die Tasche und spendieren „ein Scheinchen“, wenn sie erfahren, für welchen Zweck die Mädchen und Jungen die Orangen verkaufen.  

Der Erlös aus dem Verkauf der von einem Lebensmittelmarkt kostenlos zur Verfügung gestellten Früchte wird jedes Jahr an die Husumer Tafel gespendet, die gemeinsam vom Diakonischen Werk und der AWO geleitet wird. Die Aktion geht zurück auf die Pädagogin Simona Hartmann, und bevor die Kinder die Apfelsinen „an den Mann“ bringen, wird der große Themenkomplex „Armut“ im Unterricht behandelt.

Dieses Mal sind 400 Euro zusammengekommen, die kürzlich an Peter Fahse, Interimsleiter der Tafel und an Adelheit Marcinczyk, Leiterin des „Geschäftsbereich II – Soziales und Arbeit“ beim Diakonischen Werk Husum, überreicht wurden. Beide dankten den jungen „Geschäftstalenten“ und ihren unterstützenden Pädagogen für ihre Bemühungen. Bei der Übergabe waren außer rund 20 Fünftklässlern auch zwei Lehrkräfte und Schulrektor Dieter Boe anwesend.

„Völlig überrascht“ war Peter Fahse von den disziplinierten und konzentriert zuhörenden Schülerinnen und Schülern, die im Rahmen einer kleinen Führung nicht nur die Ausgabe- und Vorratsräume der Tafel, sondern auch die Fahrzeuge zu Gesicht bekamen: Letztere kosten viel Geld in ihrer Unterhaltung, sind aber gewissermaßen das „Herzstück“ des gesamten Betriebs, der nicht aufrecht erhalten werden könnte, wenn die Waren nicht mit ihnen herbeigeschafft werden könnten. „Wir legen Wert darauf, dass die Kinder nicht nur Fächer wie Deutsch und Geschichte haben, sondern dass sie sich auch mit Problemen aus ihrem alltäglichen Leben zu befassen lernen“, so Schulrektor Boe. Die Fragen der Kinder waren zahlreich: Wie es denn überhaupt mit einem Ehrenamt laufe, erkundigten sich manche. Andere wollten wissen, ob sich die Tafelkunden ihre Lebensmittel aussuchen können oder ob man nur dann bei der Tafel mithelfen dürfe, wenn man „schon älter“ sei. „Ihr seid sehr wissbegierig und ich danke euch für die gezielten Fragen“, so Fahse. Etwa 120 bis 130 Personen kommen an beiden wöchentlichen Ausgabetagen, um mit einer Tüte voll Lebensmittel das Haushaltsbudget etwas zu entlasten. „Zu beachten ist aber, dass hinter diesen Menschen meistens noch Familien hängen“, so Fahse. Außerdem sei die Tendenz der Besuchenden steigend, schloss er nachdenklich. Mit einem großen, selbstgestalteten Plakat, das in einen im Unterricht „in Sonderanfertigung“ hergestellten Umschlag stak, bedankten sich die Schülerinnen und Schüler bei der Tafel für die Arbeit.

Gute Tradition: Seit zehn Jahren verkaufen Fünftklässler der Gemeinschaftsschule Nord Apfelsinen auf dem weihnachtlichen Husumer Marktplatz. Der Erlös wird an die Tafel gespendet. Die Kinder lernen bei der Spendenübergabe die Räumlichkeiten der Tafel kennen.

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