Sonja Wenzel

Ein Marktplatz – eingebettet in ein Rund idyllischer Häuser – ist immer noch ein klassischer Treffpunkt für Menschen verschiedener Kulturen und Generationen. Deshalb konnte nichts passender sein, als die diesjährige „Lange Tafel“ in Tönning als ein lockeres, zwanglos-freundliches „Come Together“ mit gemeinsamem „Schnacken und Schmausen“ auf dem historischen Marktplatz vonstattengehen zu lassen. Es werden zeitweise um die 80 Personen gewesen sein, die den Musikdarbietungen lauschten, sich miteinander austauschten und gemeinsam eine gute Suppe aßen.

Seit einigen Jahren lädt die Tafel Eiderstedt in Tönning, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Husum, im Sommer zum gemeinsamen Essen ein. „Die lange Tafel zeigt die Kraft des Miteinanders und des Teilens. Wir sind keine Fremden, sondern Freunde“, brachte es der DW-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Stefan Krüger auf den Punkt. „Wir sind solidarisch und lassen die Menschen, die Hilfe brauchen, nicht im Stich.“ Er dankte allen, die daran mitgewirkt haben, die Veranstaltung zu einer „runden Sache“ werden zu lassen – seien es die Organisationsteams, die vielen ehrenamtlich Tätigen, die Sponsoren und Sponsorinnen und nicht zuletzt die Stadt Tönning mit ihrer großen Hilfsbereitschaft. Die Mitarbeit aller Beteiligten sei der Grundstein für den Erfolg der Veranstaltung und werde jetzt gebührend gewürdigt.

Bürgervorsteher Jens Binder fand eingängige Worte: Die  Tafel Eiderstedt, die seit nunmehr 18 Jahren existiere, folge einem einfachen Prinzip: „Völlig intakte Lebensmittel retten und damit Menschen supporten“ – ein Grundprinzip der Menschlichkeit, das oft vernachlässigt werde. Binder, dessen familiärer Hintergrund eng mit der Diakonie verwoben ist, dankte den Unterstützern und Unterstützerinnen der Tafel, besonders aber den Ehrenamtlichen, die Zeit, Kraft und Liebe in ihre Arbeit investieren: „Ihr rockt die Tafel in Tönning“, schloss er humorvoll.

„So, wie Gott einst Manna schenkte gegen Hungersnot, wollen wir mit allen teilen unser täglich Brot…“ Mit diesem Vers aus einem Tischlied leitete Pastorin Inke Thomsen-Krüger ihre Andacht ein. Manna – das Himmelsbrot – wann hält man es in der Hand? Ist es das nach altem Familienrezept gebackene, unvergleichliche Rosinenbrot, bedeutet es das Teilen von Brot in einer Gemeinschaft oder ist es  vielleicht sogar die legendäre Kombination von Brot und Salz? Auf jeden Fall: Man fühlt sich willkommen beim gemeinsamen Brechen des Brotes – „da sind Augen, die uns ins Gesicht sehen, Hände, die uns etwas Gutes reichen; der Hunger nach Gemeinschaft wird gestillt. Alle werden satt, es ist genug für alle da.“ Freundlichkeit und Zugewandtheit – dies sei „Manna“ ebenfalls. Eine reichhaltige Suppe hatten Thomas Dölitzsch und die beiden Auszubildenden im ersten und zweiten Lehrjahr Dominik Huß und Radik Martirosyan vom Jugendaufbauwerk Dithmarschen in Albersdorf gezaubert und mitgebracht: „Es gibt vegetarische Chili con Carne, also eher Chili sine Carne“, beschrieb es Thomas Dölitzsch. Auch Stephan Matschulla vom Verein der Köche Westküste e.V. hatte sich an der Aktion beteiligt: „Wir haben die Speise zusammen geplant und engagieren uns gern bei einer Aktion für den guten Zweck“, so Dölitzsch. Und außerdem: „Es ist ein gutes Training für unsere Auszubildenden, wenn sie einmal an vorderster Front stehen. Sie üben bei solch einer Veranstaltung gleichzeitig das Catering“, sagte er mit Blick auf die beiden jungen Männer, die sichtlich Spaß dabei hatten, die Suppe an die Gäste auszuteilen.

 

„Durch zu viel Lob oder Dank ist noch niemand zu Schaden gekommen“, zitierte DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk den ehemaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen und dankte der regionalen Politik, der Stadt Tönning und dem Amt Eiderstedt sowie der regionalen Wirtschaft und den Sponsoren und Sponsorinnen. Auch die Supermarktkette „Lidl“ erhielt ein Lob, wurden doch von dort die Getränke kostenlos zur Verfügung gestellt. Auch die Solo-Darbietung des Violinisten Kristofer Vio sowie der Gesang des Chores „Talente der Ukraine“ schlugen alle Anwesenden in ihren Bann: Ein guter Geist durchwehte die Veranstaltung, und DW-Geschäftsführer Volker Schümann fasste die Veranstaltung in wenigen treffenden Worten zusammen: „Diese Vielfalt und Buntheit ist immer wieder faszinierend.“

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