Sonja Wenzel

Irgendwann hat sich ein kluger Kopf bei der Stadtverwaltung Husum mit der „Aktion Reste-Cent“ etwas Menschenfreundliches ausgedacht: „Die Mitarbeitenden im Rathaus, die sich einverstanden erklärt haben, und das sind so gut wie alle, spenden die Cents hinter dem Komma der monatlichen Gehaltsabrechnung für einen guten Zweck“, erklärte Stefanie Rohwer. Sie ist Vorstandsmitglied im Personalrat der Stadtverwaltung Husum. Seit einigen Jahren werden mit den „Reste-Cents“ Vereine und Institutionen bedacht: „Dieses Jahr möchten wir der Bahnhofsmission und der Husumer Tafel eine Spende zukommen lassen“, so Stefanie Rohwer anlässlich der Spendenübergabe. Beide Institutionen des Diakonischen Werks Husum erhalten jeweils knapp 430 Euro.

Der Leiter der Tafel, Charly Häuber, dankte für die Akzeptanz der Einrichtung sowie für die Zuwendung und führte aus, dass an den beiden wöchentlichen Ausgabetagen durchschnittlich jeweils 50 Personen Lebensmittel erhalten: „Zu bedenken ist, dass nicht nur die Kundenzahlen ansteigen, sondern dass meistens eine vier- bis fünfköpfige Familie hinter einem Klienten oder einer Klientin steht. So versorgen wir wöchentlich zwischen 400 und 500 Menschen.“ Die Tafel wird in Gemeinschaft von Diakonischem Werk und Arbeiterwohlfahrt (AWO) Husum betrieben: Deren zweite Vorsitzende Hilde Zeugner wies darauf hin, dass die Tafel keine Rundumversorgung, sondern nur eine Ergänzung bieten könne. Der Chef der Bahnhofsmission, Erk Paulsen, klärte über die wichtigsten Schwerpunkte der Einrichtung auf: „Das sind der klassische Bahnsteigdienst, aber auch die Wohnungslosenhilfe, die Hygieneangebote, Verpflegung sowie die Übernachtungsmöglichkeit für Menschen ohne festen Wohnsitz.“ Viele dieser Angebote funktionieren in Corona-Zeiten nur eingeschränkt. Geschäftsbereichsleitung Adelheit Marcinczyk freute sich über die große gesellschaftliche Wertschätzung, die die Bahnhofsmission stets erfahre und dankte auch für das „Asyl“ der Tafel in der Marienkirche und – aktuell – in der Friedenskirche: „Sonst wäre der Betrieb nicht aufrechtzuerhalten.“ Da gerade die Tafel über ein „breites Repertoire“ von Helfenden unterschiedlichen Alters und facettenreicher Kulturen verfüge, sei sie ein integrativer Bestandteil der Öffentlichkeit und stelle eine sinnstiftende Aufgabe für alle Beteiligten dar. Außerdem haben Bahnhofsmission und Tafel mehrere Funktionen: Sie sind, zumindest in normalen Zeiten, „Hotspots“ der Kommunikation.

Die Tafel wird die Zuwendung aus den „Reste-Cents“ möglicherweise in den Unterhalt der Fahrzeuge oder in den Erwerb dauerhafter Lebensmittel investieren, die selten gespendet werden. In eine andere Richtung wird es bei der Bahnhofsmission gehen: „Wir müssen unser Gebäude am Bahnhof noch sicherer machen“, sagte Erk Paulsen. Wer eine ehrenamtliche Aufgabe sucht, ist bei der Tafel herzlich willkommen als Fahrer oder Fahrerin, um die Lebensmittelspenden von den Geschäften abzuholen. Es wird darauf geachtet, dass individuell verfügbare Zeitfenster berücksichtigt werden. Interessenten können sich unter der Telefon-Nummer des Diakonischen Werks 04841-69 14 21 melden.

Zwei Umschläge mit einer Spende aus der „Aktion Reste-Cent“ der Stadtverwaltung Husum erhielten die Tafel und die Bahnhofsmission. Von links unten: Stefanie Rohwer, Adelheit Marcinczyk, Hilde Zeugner, Erk Paulsen und Charly Häuber.

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