Sonja Wenzel

Eine gute Kombination mit Symbolkraft war es, die lange Tafel in Bredstedt gleichzeitig mit dem traditionellen Markttag stattfinden zu lassen. Ob kräftige Schauer oder kurze wettermäßige Verschnaufpausen: Sonne im Herzen brachten alle Besucherinnen und Besucher mit zur Veranstaltung bei Musik und Gesang sowie einer kräftigen Suppe, die gemeinsam an langen, freundlich vorbereiteten Tischen verzehrt wurde.

Einmal im Jahr lädt das Diakonische Werk Husum zu „langen Tafeln“ an den jeweiligen Tafel-Standorten Bredstedt, Husum und Tönning ein. Die Tafel-Trägerschaft teilt sich das Diakonische Werk mit der AWO. Seit einigen Jahren gibt es auch eine mobile Tafel, die zwar ihren „Heimathafen“ in Husum hat, aber zu bestimmten Wochentagen verschiedene Landgemeinden anfährt. „Die lange Tafel bedeutet mehr als nur Nahrungsaufnahme“, sagte der Bredstedter Pastor Peter Schuchardt in seiner Andacht. Er wies darauf hin, dass es in vielen Familien keinen Esstisch mehr gebe, weil jeder so esse, wie es gerade zupass komme; doch führe dieses Verhalten schnell zu Vereinsamung. Beim gemeinsamen Essen werde auch der „Hunger im Herzen“ gestillt, hier auf dem Bredstedter Marktplatz in einer bunt zusammengewürfelten Gemeinschaft – so, wie auch die Bibel dem gemeinsamen Essen große Bedeutung beimesse: „Jesus setzt sich mit allen Ausgegrenzten an einen Tisch, überwindet Grenzen und gibt ihnen eine Gemeinschaft.“ Klaus Carstensen, Chef der Mensa des Paulsen-Gymnasiums in Niebüll, hatte traditionell für Verpflegung gesorgt. Die Teller wurden gegen einen kleinen Obolus gefüllt: „Es gibt einen Eintopf mit Rindfleisch und Gemüse und als Alternative eine Pastinaken-Apfel-Suppe mit einer Einlage aus Grießklößchen. Das Fleisch ist eine Spende des Unternehmens Danish Crown“, sagte er.

Bürgermeister Christian Schmidt freute sich, dass die Stadt Bredstedt an der Organisation der Veranstaltung beteiligt war und hofft weiterhin auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Er lobte alle Tafel-Mitarbeitenden: „Diese Art bürgerschaftliches Engagement braucht unsere Gesellschaft. Sie leisten eine wichtige, würdevolle Arbeit“, sagte er.

Trotzdem sucht die Tafel Bredstedt händeringend Ehrenamtliche: „Wir haben wöchentlich 150 Menschen, die Waren abholen. Dahinter stehen die Familien, so dass man auf etwa 350 Personen kommt, die die Tafel versorgt“, sagte die Leiterin Sylke Watter am Rande des Festes. Denn die Arbeit wird nicht weniger: „Der Zulauf ist stetig größer geworden“, so Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. DW-Geschäftsführer Volker Schümann dankte allen ehrenamtlich Engagierten und Mitarbeitenden, die sich ins Zeug gelegt hatten, um die Veranstaltung gelingen zu lassen. „Wir sind froh, dass wir so viele Menschen versorgen können“, äußerte er. Er wie auf die Fülle verschwendeter Lebensmittel hin, die immer noch einwandfrei sind und an Menschen in Notlagen abgegeben werden. „Die Tafel hilft unabhängig von politischer Gesinnung, Hautfarbe oder Konfession. Es sind hier alle Menschen gleich.“ Doch freue sich die Tafel stets über „Geld-, Sach- und Zeitspenden“; denn es sei nicht nur die sichtbare Lebensmittelausgabe zu bewältigen, sondern eine Unmenge Arbeit im Hintergrund.

Die musikalische Umrahmung erfolgte durch den Frauenchor „Talente der Ukraine“, der von ukrainischer Geschichte, Kultur, Landschaft und Nationalität sang. Das Trio „Achterland“ unter der Leitung von Rolf Riemann sang und spielte plattdeutsche Lieder, Eigenproduktionen „mitten aus dem Leben“. Wer wollte, konnte bei der Veranstaltung einen Blick in die mobile Tafel werfen: Ein „siebeneinhalb-Tonner“, ausgestattet wie ein Kolonialwarenladen alten Stils. Mitarbeitende standen zur Verfügung, um Fragen zu beantworten und das „Innenleben“ des Transporters zu erklären. Großer Dank wurde der Wasserwacht mit Bernd Ingwersen zuteil, dem ADAC „Rund um den Stollberg e.V.“, dem Musiker Kristofer Vio für den technischen Support und dem HGV Bredstedt für die Zurverfügungstellung der Pavillons.

Weitere Beiträge