Sonja Wenzel

Wer mit offenen Augen und geschärften Sinnen durch Husums Straßen geht, findet eine Fülle unterschiedlicher Hausfassaden vor: Ehrwürdige Gebäude aus rotem oder gelbem Stein, mit verschiedenfarbig abgesetzten Eingängen und Fensterumrahmungen, mit geschwungen-verspielten Vorderansichten, Treppengiebeln oder mit den an alten Speichergebäuden charakteristischen angebauten „Hütchen“, unter denen sich die Umlenk-Rollen verbergen. Gleich daneben erheben sich mehr oder weniger nüchterne Zweck- und Geschäftsbauten neueren Datums: Alle haben nebeneinander ihre Berechtigung, denn schließlich hat der Lauf der Zeit verschiedene Stil-Epochen hervorgebracht.

Bei „Möbel und Mehr“, einem Arbeitsprojekt des Diakonischen Werks Husum (DW), haben Mitarbeitende diese architektonische Vielfalt „en miniature“ eingefangen und zu einem nützlichen Zweck für die einheimische Vogelwelt umgewandelt, die unter chronischem Wohnungsmangel leidet: Jetzt können Sperlinge, Kohl- und Blaumeisen beispielsweise in der Sparkasse ihre Brut hochziehen,04 nach Belieben auch in einem Husumer Geschäfts- oder Speichergebäude. „Mit unserem Kursleiter haben wir uns markante Häuser in der Stadt genau angeschaut, fotografiert und digital so vorbereitet, dass wir sie mit ihren Details nachbauen konnten“, erzählen Gerhard Gattung und Birgit Schmidt von ihrer Arbeit mit unterschiedlichen Holz- und Verarbeitungsarten, die ihnen „großen Spaß“ gemacht habe – auch wenn mitunter „viel Feinarbeit“ erforderlich und es manchmal „ziemlicher Fummelkram“ gewesen sei. Mit insgesamt fünf bis sechs Mitarbeitenden in einem vom Kreis Nordfriesland finanzierten Arbeitsprojekt haben sie sich an die Aufgabe gemacht. Einige Nistkästen sind bereits fertig, andere befinden sich noch in der Fertigstellungs-Phase.

Die Nospa hat das Diakonische Werk Husum mit 1.800 Euro gefördert: So war die Finanzierung des Materials für die Nistkästen sichergestellt: „Wir danken der Nospa, ganz besonders dem Regionaldirektor Jan Otzen für die Bereitstellung der Summe“, sagte DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk anlässlich der Präsentation der fertigen Nistkästen. „Die Vogelwelt auf diese Weise zu unterstützen, ist eine schöne Idee“, lobte Nospa-Mitarbeiterin Martje Hinrichs und freute sich besonders über das Sparkassengebäude, in das vielleicht schon bald ein Vogelpaar einziehen kann. „Einheimischen fällt der Detailreichtum der schönen, alten Häuser nicht unbedingt auf. Deshalb ist dies eine bemerkenswerte Aktion“, befand der Aufsichtsratsvorsitzende Professor Dr. Stefan Krüger und hob die besondere Liebe zum detailgetreuen Arbeiten lobend hervor. 

Diese Idee des besonderen Nistkastenbaus sei noch ausbaufähig: „Es ist ein großartiges Geschenk zu einem besonderen Anlass – vielleicht möchte sich jemand sein Eigenheim nachbauen lassen.“ Außerdem warten noch viele markante Husumer Gebäude darauf, als „Vogelbrut-Stätten“ nachgebildet zu werden, wie die Marienkirche oder das Rathaus. Möglicherweise eignen sie sich auch für eine lustige und lehrreiche Schüler-Rallye, bei der herausgefunden werden muss, welches Gebäude dem jeweiligen Nistkasten Pate gestanden hat. Einstweilen sollen die Kästen in verschiedenen Aktionen noch weiter der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Einer späteren Aufhängung steht dann nichts mehr im Wege. Wer an einem speziellen Nistkasten interessiert ist, kann sich bei „Möbel und  Mehr“ unter 04841 9040626 oder per E-Mail an moebelundmehr@dw-husum.de informieren. Verantwortlich sind dort Ines Sagner und Helge Schmidt.

Husumer Gebäude standen Pate für Nistkästen für die einheimische Vogelwelt. Von links: Martje Hinrichs, Volker Schümann, Birgit Schmidt, Gerhard Gattung, Prof. Dr. Stefan Krüger und Adelheit Marcinczyk.

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