Sonja Wenzel

„Ich habe ein Problem mit meinem Kopf“, scherzt Frauke Flügge und fährt mit beiden Händen ordnend über ihre Haarmähne. „Guckt mich doch an – da muss was passieren.“ Frauke nimmt regelmäßig teil am einmal wöchentlich stattfindenden „Frauentreff“ in der Bahnhofsmission, die dem Diakonischen Werk Husum angeschlossen ist. Außer ihr sind heute noch fünf weitere Damen erschienen – aus einem ganz besonderen Anlass: Denn für diesen Sonntagnachmittag haben drei Friseurinnen ehrenamtlich angeboten, den Teilnehmerinnen des „Frauentreffs“ das Haar schick zurechtzumachen. Susanne, Sünje und Kerstin vom Frisiersalon „Hairlich“ in Husum wurden mit dieser Idee zunächst „überrascht“, waren von dem Vorhaben aber sofort begeistert: „Wir unternehmen in Bezug auf ehrenamtliche Arbeit noch zu wenig“, ist Susanne überzeugt. „Das  Potenzial, das im Ehrenamt steckt, schöpfen wir für Nordfriesland noch zu wenig aus.“

Die Initialzündung dieser Aktion geht zurück auf Emma Sofie Goerke, Studentin der „Sozialarbeit und Gesundheit“ im letzten Semester in Kiel und im Rahmen ihres Studiums engagiert in verschiedenen Projekten der Bahnhofsmission. Vor einiger Zeit habe sie von einer ähnlichen Aktion in der Bahnhofsmission Hamburg gehört: „Ich hielt dies von Anfang an für einen ausgezeichneten Gedanken und habe mich im Laufe des Studiums darüber informiert.“ Den letzten Ausschlag gab ein Mitglied des Fördervereins, das seine Hilfe anbot: „Ich habe um Unterstützung beim Finden von Friseurinnen gebeten, die unsere Teilnehmerinnen ehrenamtlich frisieren könnten“, so die Studentin. Auf das verheißende „ich kenne da jemanden“ wurden Kontakte geknüpft und Netzwerke angezapft, und es setzten sich die drei Hairstylistinnen mit Emma Sofie Goerke in Verbindung.

Zustande gekommen ist nicht nur ein gemütlicher Klön-Nachmittag bei selbstgebackenem Kuchen, Kaffee und Tee; auch das eine oder andere kleinere Problem konnte ohne viel Aufhebens besprochen und geglättet werden. Die Hauptsache jedoch waren die neuen Haarschnitte, die die Fachfrauen, die alle notwendigen Utensilien für eine neue Föhnfrisur mitgebracht hatten, den sechs Anwesenden „verpassten“: Da fiel hier und da ziemlich viel „Wolle“ zur Erde. Für das eigene Selbstwertgefühl aber waren die unvoreingenommenen Urteile der Friseurinnen enorm wichtig: Dass natürlich auch mit feinem Haar etwas anzufangen sei, dass ein hübscher Ohrring besser zur Geltung komme, wenn das Haar hinter das Ohr gestrichen werde oder dass aus einer braven Kurzhaarfrisur mit Gel und ein paar gekonnten Handgriffen eine kesse Stachelfrisur werden könne. „Wie hübsch wir alle geworden sind“, hieß es begeistert nach der Begutachtung des Endergebnisses im Spiegel. „Jetzt könnten wir eigentlich alle tanzen gehen!“ Emma Sofie Goerke dankte den Friseurinnen Susanne, Sünje und Kerstin für ihr Kommen und ihre Arbeit. „Dieser Nachmittag hat uns großen Spaß gemacht“, versicherten diese. Auf jeden Fall haben sie dafür gesorgt, dass sich die Frauen schick aussehend und wohl in ihrer Haut fühlen. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass eine gut sitzende Frisur das Selbstbewusstsein ungemein hebt. Die Friseurinnen hatten die „Standing Ovations“ am Ende der Veranstaltung rundherum verdient. „Ich würde mich freuen, wenn wir eine solche Aktion wiederholen könnten“, sagte Emma Sofie Goerke.

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