Bilder sagen oft mehr als viele Worte. In einer Art „stummer Beredtheit“ transportieren sie eine Botschaft oder erzählen eine ganze Geschichte. Die Fachstelle Migration in Tönning, eine Einrichtung des Diakonischen Werks Husum, hat in Gemeinschaftsarbeit eine beeindruckende Fotoausstellung erarbeitet, die auf Eiderstedt lebende Menschen mit Fluchtgeschichte in den Fokus stellt. Anlässlich des Weltflüchtlingstags wurde die Ausstellung kürzlich eröffnet.

„Die Idee zu einer Fotoausstellung ist im Team entstanden. Die Mitarbeitenden haben viel Zeit und Sorgfalt investiert. Sonst wäre die Ausstellung nicht möglich gewesen“, sagt Cordula Wulfert, Abteilungsleiterin der Fachstellen Migration Husum und Tönning. Die meisten Bilder sind Farbaufnahmen. Zitate begleiten die Bilder. Omnia und ihre beiden Kinder stehen auf der Brücke am Tönninger Hafen: „Mein Lieblingsplatz, den ich vor drei Monaten entdeckt habe“, lautet ihr Zitat. Abraham dagegen hat sich für das Foto auf dem Rand des Brunnens auf dem Tönninger Marktplatz niedergelassen: „Eiderstedt ist wie meine zweite Heimat.“ Für manche ist die Kirche Sankt Laurentius architektonisch imponierend und für ein Gebet ein Ort der Geborgenheit, andere lieben den langen, flachen Strand von Sankt Peter-Ording oder den kleinen Leuchtturm am Deich. Sie alle haben hier nach stürmischen Lebenszeiten ihren Frieden und eine neue Heimat gefunden. „Sie geben uns sehr viel zurück für die gute Arbeit, die in der Fachstelle Migration geleistet wird und zeigen uns ihre Wertschätzung und Dankbarkeit“, so Cordula Wulfert. Zudem zeuge es von „Bindung und Vertrauen“ zu den Mitarbeitenden, bei der Fotoaktion mitzumachen: Es sei sicher nicht ganz einfach, sich so weit zu öffnen, dass man sich ablichten lasse und etwas Persönliches von sich preisgebe. Ein wenig „Überzeugungsarbeit“ habe es schon gekostet, auch Geduld und Einfühlsamkeit, meint Ehrenamtskoordinatorin Claudia Böskens.

Der Großteil der Fotos geht auf zwei „leidenschaftliche Hobby-Fotografinnen“ zurück: Migrationsberaterin Synje Detlefsen und Amalia Gevorgyan, Sprach- und Kulturmittlerin aus Armenien, die in ihrer Vergangenheit eine Zeit lang als Fotografin gearbeitet hat. Sie baute in der Fachstelle ein kleines Studio auf und fotografierte in Schwarz-Weiß: Junge Frauen, ausdrucksstark, zerbrechlich und trotzdem energisch und entschlossen. Für Synje Detlefsen waren die „Lichtverhältnisse eine Herausforderung“, doch habe sie große Freude beim Fotografieren gehabt.

Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk dankte allen, die mitgemacht haben. „Viele Menschen suchen ein neues Zuhause – das ist keine einfache Situation“, sagte sie. „Anrührende Bilder“ seien entstanden in einem großartigen Projekt, das zeige, wie viele Menschen in der Fachstelle Migration ein und aus gehen. Auch Tönnings Bürgermeisterin Dorothe Klömmer hatte es sich nicht nehmen lassen, der Ausstellungseröffnung – an deren Ende übrigens ein schmackhaftes, internationales Buffet stand – beizuwohnen: „Die Kombination aus Foto und Zitat ist spannend und ausdrucksstark. Es sind durchweg mutige Menschen, die bei der Fotoaktion mitgemacht haben. Sie haben alle schon den touristischen Blick verloren, sie schauen weiter und viel mehr in die Tiefe und haben bereits Wurzeln geschlagen“, befand sie. Doch für sie haben die Bilder auch noch eine andere, nachdenklich machende Aussage: „Wie würde es uns wohl ergehen, wenn wir gezwungen wären in völlig fremde Länder zu flüchten?“

Die Ausstellung kann noch bis zum 9. September besucht werden, mittwochs zwischen 10:00 Uhr und 13:00 Uhr, donnerstags zwischen 13:00 Uhr und 15:00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung.

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