Sonja Wenzel

Manchmal ein bisschen schwermütig, aber immer melodisch weich und voll warmen Lebens: So klingt es, wenn der Chor ukrainischer Frauen aus Husum die Stimmen erhebt und zu singen beginnt. Die Sängerinnen haben sich den Namen „Talente der Ukraine“ gegeben. Die eingängigen Melodien animieren auch Menschen, die die Lieder nicht kennen, dazu mitzusummen.

Nicht nur, dass Singen der Gesundheit dient; es ist, wie Viktoria Klymenok aus der Ukraine treffend sagt, „beruhigend für die Seele.“ Im Jahre 2022 ist sie nach Deutschland gekommen, und nur wenig später überzeugte sie mehrere ukrainische Frauen davon, dass das Herz fröhlicher und leichter wird, wenn man singt und damit die Emotionen, entstanden aus schwierigen Erlebnissen, versucht, ins Positive zu drehen: „Im August des letzten Jahres haben wir uns zusammengetan.“ Mittlerweile sind es halbwüchsige Mädchen, ein paar Jungen, hauptsächlich aber erwachsene Frauen aus der Ukraine, die sich regelmäßig zum Singen im „Eishaus“, einer Einrichtung des Diakonischen Werks Husum, treffen. Am 24. August, dem ukrainischen Unabhängigkeitstag, hat dieser lockere Zusammenschluss aus  gesangsbegeisterten Menschen voraussichtlich zwischen 15:30 Uhr und 17:00 Uhr seinen großen Auftritt auf dem Husumer Marktplatz. Zu den Gesangsproben treffen sich mittlerweile zwischen 20 und 25 Personen.

Leif Höfler sowie Sprach- und Kulturmittler Majd Al Kasir sind verantwortlich für das im „Eishaus“ verortete Projekt „Ankommen. Andocken“. In diesem Rahmen konnten – und können –  Menschen einander treffen und gemeinsame Interessen ausloten. Auf diese Weise ist auch der Chor entstanden.

Regelmäßig gibt es im „Eishaus“ Gruppentreffen, in denen alle Projektteilnehmenden ihre eigenen Ideen und Vorstellungen präsentieren können. „Über die Durchführung und mögliche Umsetzung entscheiden wir dann gemeinsam“, sagen Leif Höfler und Majd Al Kasir. Das Projekt fördert die Teilhabe am Leben von Menschen aus Drittstaaten und unterstützt somit die friedliche Begegnung sowie den Austausch zwischen Kulturkreisen, die einander zunächst völlig fremd sind. „Wir bringen das Empowerment voran mit Maßnahmen, die die Autonomie und die Selbstbestimmung verbessern. Mit diesem Projekt haben wir einen Raum geschaffen, in welchem Einheimische und Neubürger und -bürgerinnen einander besser kennenlernen können. So wird eine Brücke zwischen den Kulturen gebildet“, so Höfler und Al Kasir.

Die ukrainischen Sängerinnen und ihr „Gesangsnachwuchs“ haben eine Mischung aus sehr alten und ganz neuen Liedern im Repertoire. Manche davon sind auf Deutsch oder Englisch. Im Moment stehen gerade ukrainische Lieder auf dem Übungsplan. Erfrischend legen sich die hellen, unbekümmerten Stimmen der Jugend beim nächsten Gesangsstück über die ausgereiften der erwachsenen Frauen. „Die Kommunikation mit Hilfe der Musik macht uns allen große Freude“, sagt Viktoria Klymenok.

Die ukrainischen Frauen und Jugendlichen aus dem Projekt „Ankommen. Andocken“ freuen sich darauf, ihr Publikum am ukrainischen Unabhängigkeitstag (24. August) mit Gesang erfreuen zu können. 

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