Sonja Wenzel

Husumer Akteure beteiligen sich maßgeblich

Anlässlich des „Tages der wohnungslosen Menschen“ wird am 14. September im NCC eine Veranstaltung des Diakonischen Werkes Husum und des Freundeskreises Bahnhofsmission Husum e.V. stattfinden, die unter die Haut geht. Unter der Regie von Stefan Weiller agieren namhafte Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne und nehmen das Thema „Wohnungslosigkeit“ ins Visier: Es ist ein deutschlandweites, mit klassischer Musik unterlegtes Kunstprojekt mit Lebensberichten und Erfahrungen von Menschen, die keine Bleibe haben oder in anderer Form im Dunkeln stehen müssen. Betroffene kommen nicht zu Wort; Schauspieler verleihen ihnen durch das gesprochene Wort Seele und Lebendigkeit. Unter den Akteuren und Akteurinnen sind auch Husumerinnen und Husumer. Zu ihnen gehören beispielsweise Till Butterbach und Julian Gunkel. Der eine Künstler, der andere Musiker, bereiten sie sich intensiv auf ihren Part vor.

 

Till Butterbach ist für das Thema „Wohnungslosigkeit“ besonders sensibilisiert

Der 44-Jährige schöpft aus einem Fundus eigener Erfahrungen. Der ausgebildete Sprecher, Theater- und Filmschauspieler hat vor Jahren ein soziales Jahr in einer Obdachlosen-Unterkunft in Berlin-Kreuzberg absolviert und später dort ein Obdachlosen-Café geleitet. „Das war eine prägende Zeit, die im Herzen geblieben ist. Ich fühle mich als Teil des Projekts“, sagt er. Ihm sei durch diese Arbeit ein gesellschaftlicher Zustand vor Augen geführt worden, vor dem man sich nicht verschließen dürfe, sondern dem man entschlossen begegnen müsse. In der jetzigen Vorbereitungsphase jedoch erlebe er eine spannende Zeit, da er immer wieder auf nicht alltägliche Schauspiel-Charaktere treffe. Es sei ein „harter, herausfordernder Stoff“, mit dem er sich befassen müsse: „Ich mache einen Spagat. Denn einerseits konzentriere ich mich auf meine schauspielerische Aufgabe, andererseits aber berührt mich das Thema.“ Schon jetzt zeigen bestimmte Texte eindeutig, dass eben nicht jeder selbst verantwortlich ist für sein Schicksal – und dass auch nicht alle Menschen „von Natur aus“ die gleichen Chancen im Leben haben. Die Gesellschaft müsse Augen, Ohren und Seele stets offenhalten, um aktiv und nachhaltig etwas bewegen und verändern zu können. Der Künstler ist froh, dass nach der Pandemie wieder Kultur geschehen könne: „Die Kulturlandschaft ist ein zartes Pflänzchen, das gepflegt werden muss, damit die Auseinandersetzung auch mit unbequemen Themen in unmittelbarem Schauspiel und Theater stattfinden kann.“ Als gefährlich stuft Butterbach dagegen die Schließung kultureller Einrichtungen ein, die sich mit kritischen Themen befassen – so entstehe schnell eine „stille Zensur.“

Schauspieler Till Butterbach (Copyright: petitemachine)

Julian Gunkel hat Freude am Singen in der Gemeinschaft

Er ist Chorleiter und Musiklehrer an der Theodor-Storm-Schule (TSS) in Husum. Mit dem Chor „Stormy Singers“ übt er während der Schulzeit einmal pro Woche für etwa eineinhalb Stunden das Musikprogramm ein. „Derzeit singen in erster Linie Erwachsene mit: Lehrer, Eltern, Ehemalige und Freunde der TSS“, sagt er. Gunkel ist ausgebildeter Pianist mit dem „Spezialgebiet Klassik“. Er ist mit der „Deutschen Winterreise“ vertraut, doch für viele Sängerinnen und Sänger aus dem Chor war diese Art von Musik etwas ganz Neues, zumal in den letzten Projekten wenig Klassik gesungen wurde. „Dennoch haben sich alle darauf eingelassen und Gefallen an dieser Art von Musik gefunden“, so Gunkel. Für ihn steht die Freude am gemeinsamen Singen und Musikmachen im Vordergrund. Dennoch: „Der Reiz des Projekts lag für mich als Musiker in der großartigen Tonkunst von Franz Schubert, die unter der Regie von Stefan Weiller mit dem Thema „Wohnungslosigkeit“ in ein interessantes, neues Licht gerückt wird. „Die Anfrage nach einer Mitarbeit des Chores fiel für mich auch in ein passende Zeit, da ich mit den Stormy Singers generell gern einen Blick in die Welt der romantischen Chorliteratur werfen wollte – da bot dieses Projekt einen guten Anlass.“

Stormy Singers (Copyright: TSS)

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