Sonja Wenzel

Die Wanderausstellung „Kunst trotz(t) Ausgrenzung“ bezieht klare Stellung gegen Diskriminierung und Hass, Hetze und Gewalt. Sie steht für die Förderung der demokratischen Kultur und für die Überwindung von Grenzen. Verschiedenen regionalen Akteuren ist es gelungen, sie für vier Monate – vom 23. April bis zum 20. August – nach Husum zu holen. Im Jahre 2018 war sie zum ersten Mal auf der Documenta in Kassel zu sehen und tourt seitdem durch Deutschland. Jetzt kommt sie erstmalig nach Schleswig-Holstein. In Auftrag gegeben wurde sie von der Diakonie Deutschland. Die Freude über die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Veranstalter vor Ort, dem Museumsverbund Nordfriesland und dem Diakonischen Werk Husum (DW), ist groß: „Allein hätten wir dieses großartige Gemeinschaftsprojekt nicht stemmen können“, sagt DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk. Schon allein der Platz hätte nicht ausgereicht: Doch das Schloss vor Husum und das Nordfriesland Museum.Nissenhaus bieten die idealen Ausstellungsräume für Exponate, die provozieren und aufwühlen sollen, die die Betrachtenden überraschen und zu eigenen Gedanken und Diskussionen animieren möchten.

„Die Ausstellung ist facettenreich aufgestellt“, erklärt Franziska Horschig. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und stellvertretende Geschäftsführerin des Museumsverbunds Nordfriesland. Mehr als 50 nationale und internationale Künstler und Künstlerinnen setzen sich mit Ausgrenzung auf dem Wege der Kunst auseinander: „Es sind Bekannte und Unbekannte mit unterschiedlichem sozialem und kulturellem Hintergrund, die sich mit dem Thema ‚Ausgrenzung‘ befassen. Sie nehmen verschiedene Perspektiven ein und bedienen sich vielfältiger künstlerischer Ausdrucksformen, beispielsweise Grafik oder Malerei, Fotografie, Skulpturen oder großformatige Installationen.“

Die Planungen, diese Ausstellung in Husum zu zeigen, laufen schon lange. Bereits im Jahre 2018 haben sich der Museumsverbund und das Diakonische Werk Husum dem Vorgänger-Projekt unter etwas anderem Namen genähert; doch die Corona-Pandemie machte alles zunichte. „Etwa vor eineinhalb Jahren haben wir gemeinsam den Faden wiederaufgenommen“, so Adelheit Marcinczyk. Es sei dabei zunächst um die Grundfrage gegangen: Wer leidet unter Ausgrenzung? Sie betrifft Menschen, die in Armut oder mit Beeinträchtigungen leben, die wohnungslos sind oder Geschlechter-Ungerechtigkeit erfahren. Zu einem sehr großen Teil seien es Gäste, Besucher und Klienten des Diakonischen Werks. Sie haben kaum die Möglichkeit, an Kunst teilzunehmen, erhalten aber jetzt die Chance, die Ausstellung und die begleitenden Veranstaltungen zu besuchen.

Diese sollte sich niemand entgehen lassen. Es gibt Workshops, Lesungen und Filme, eine Konzertlesung, Rundgänge und Diskussionen. Zu einigen Veranstaltungen muss man sich anmelden. Sie finden nicht nur in Husum statt, sondern unter anderem auch im Diakoniezentrum und im Schlosspark in Tönning sowie auf dem Marktplatz in Sankt Peter-Ording und im Christian Jensen Kolleg in Breklum. Auch verschiedene Einrichtungen des Diakonischen Werks, das Kinocenter und die Stadtbibliothek beteiligen sich.

Die Veranstaltungen sind zu einem großen Teil barrierefrei. Einige ganz spezielle seien an dieser Stelle herausgehoben. Der Filmklub begleitet die Ausstellung von Anfang bis Ende mit Filmen „verschiedener Couleur – einfühlsam, dicht und auf Augenhöhe mit den Schicksalen“, meint Angelika Zöllmer-Daniel von der bekannten Husumer Frauentheatergruppe 5plus 1. Im Kulturkeller gibt diese Gruppe am 8. Mai eine szenische Lesung über die „literarische Welt der Margarete Böhme“. „Wir beteiligen uns nicht nur mit der Ausleihe von Büchern und Filmen; sondern am 3. Juni gibt es eine besondere Veranstaltung“, so Sarah Weber, Leiterin der Husumer Stadtbibliothek. „Lebendige Bücher – die Welt einmal durch andere Augen sehen“ heißt sie. Dann kommen „echte Menschen“ mit ungewöhnlichen Lebensgeschichten, die für 15 Minuten pro Person für Gespräche über ihre eigenen Biografien zur Verfügung stehen. Diese Gespräche sind keine Einbahnstraße: Gewünscht ist der Dialog. Am 12. August liest Markus Ostermair in der Bahnhofsmission aus seinem Erstlingswerk „Der Sandler“, das im Obdachlosenmilieu spielt.

Zur Information

Schirmherrin der Ausstellung ist die schleswig-holsteinische Sozial- und Familienministerin Aminata Touré. Projektträger sind das DW Husum und der Museumsverbund Nordfriesland. Am Rahmenprogramm sind die Diakonie Schleswig-Holstein beteiligt, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Husum und die Frauengeschichtswerkstatt, der Filmklub, der Kirchenkreis Nordfriesland, die Kirchengemeinde Husum, der Pole Poppenspäler Förderkreis e.V., das Christian Jensen Kolleg, die Stadtbibliothek, einige Institutionen des DW Husum und die Frauentheatergruppe 5plus 1. Finanzielle Unterstützung leisten die Diakonie Schleswig-Holstein, die Lions Clubs, die Nospa Kulturstiftung Nordfriesland, die Johannes und Irene Thordsen Stiftung und die Stiftung „Vermächtnis Johan van Wouwer“. Das Programm liegt demnächst an vielen Stellen aus: in der Stadtbibliothek, im Nissenhaus, in den Einrichtungen des DW Husum, im Kreishaus und im Rathaus. Es erscheint auch auf den Homepages des DW Husum sowie des Museumsverbunds.

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