Sonja Wenzel

Manchmal muss das Miteinander verschiedener Kulturen einen kleinen „Schubs“ bekommen, damit tatsächlich eine nachhaltige Vermischung entsteht und Vorbehalte abgebaut werden können. Deshalb hat das Diakoniezentrum in Tönning vor einiger Zeit ein passendes Projekt aufgelegt. Es heißt „Lernen und Austausch“, zielt darauf ab, kreative Möglichkeiten für ein Miteinander aller Kulturen sowie aller Geschlechter und Generationen zu schaffen. Die Förderung geschieht auf Initiative der AktivRegion Südliches Nordfriesland über das Landwirtschaftsministerium Schleswig-Holstein, durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) sowie durch das Land Schleswig-Holstein.

Insgesamt hat das Projekt eine Laufzeit von drei Jahren – bis es im Sommer 2025 auslaufen wird. „Das Projekt ruht auf drei Säulen“, sagen Projekt-Koordinatorin Martina Fröhlich-Mahrenholtz und Adelheit Marcinczyk, Geschäftsbereichsleiterin im Diakonischen Werk Husum. Da ist zunächst die zunehmende Digitalisierung, die vor niemandem haltmacht und vielen Menschen Furcht und Überforderung bereitet. „Wir haben im Diakoniezentrum in Tönning zwei PC-Arbeitsplätze eingerichtet, über die man beispielsweise eine Bewerbung schreiben könnte, denn viele Haushalte verfügen nicht über die erforderliche Ausstattung“, führt Adelheit Marcinczyk aus. Manche trauen sich auch nicht so recht ans Handy und dessen vielfältige Möglichkeiten heran: Wie geht beispielsweise Online-Banking, wie bucht man eine Reise im Internet oder wie funktioniert eine Zoom-Konferenz? „Darin wollen wir niedrigschwellig unterstützen, ohne anderen Einrichtungen Konkurrenz zu machen“, so Martina Fröhlich-Mahrenholtz.

Die zweite Säule ist die Stärkung des Zusammenhalts der Menschen, die aus verschiedenen Kulturkreisen kommen, „Haustür an Haustür“ leben und sich dennoch möglicherweise gar nicht oder nur flüchtig kennen. „Der Informationsfluss funktioniert bei uns sehr gut über die Familien, die uns regelmäßig besuchen, aber auch über die Infotafeln, die wir im Hause ausgehängt haben“, erklärt die Projektleiterin. So sei, da das Diakoniezentrum trotz seiner Angebotsfülle „für jedermann“ vielfach unbeachtet am Wege liegenbleibe, zunächst zu einem Gesprächskreis mit Tönninger Bürgern und Bürgerinnen eingeladen worden, um Wünsche und Bedarfe zu sondieren. Das ist die dritte Säule – nämlich die Schaffung kreativer Angebote, die alle zusammenbringen: So wurde bereits ein wöchentlicher Walking-Kurs angeboten – mit besonderem Pfiff: „Einmal monatlich tauschen wir die Walking-Stöcke gegen den Pieker zum Müllaufsammeln.“ Parallel dazu ist ein Hochbeet entstanden, das im Hof des Diakoniezentrums aufgestellt wird: „Um den Aufbau und die Verwaltung des Beetes kümmern sich Migranten. Dennoch dürfen alle mitmachen, die dazu Lust haben. Außerdem steht es allen frei, sich von den Pflanzen, die auf dem Beet sprießen werden, etwas zu nehmen.“

Martina Fröhlich-Mahrenholtz (r.) baut zusammen mit den Teilnehmenden ein Hochbeet zur gemeinsamen Bewirtschaftung auf.

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