Sonja Wenzel

Es war ein buntes, fröhliches Gemisch aus Einheimischen und Neubürgern aus Eritrea, Afghanistan, Kurdistan oder der Ukraine, die sich auf der Festwiese im Schlosspark zum diesjährigen „Fest der Begegnung“ zusammenfanden. Mit goldfarbenen Fäden durchwirkte Festtagskleidung in exotischer Pracht wechselte sich ab mit den normalen Straßenanzügen; es gab selbstgebackene Kuchen nach bodenständig-bekannten Rezepten und solchen, die viele Tausende Kilometer zurückgelegt hatten sowie Kaffee, im Topf gekocht und aus einem bauchigen Tongefäß in kleine Tassen gegossen – untermalt von  fröhlichem Kindergeschrei, ausgelassenem Trubel an verschiedenen Spielstationen und überhaucht vom Geist friedlicher Kommunikation.

„Schräge Zeiten“ mit Pandemie, Krieg und Ausgrenzung seien es, die viele Menschen im Moment durchmachen müssen. So könne es vorkommen, dass manche eine relativ „kurze Lunte“ haben: „Gegen Ärger hilft es, ein Fest auf die Beine zu stellen, bei dem gemeinsam Musik gemacht, gegessen und geschnackt wird. Wir können damit die Welt in unserem Umkreis ein wenig besser machen.“ So drückte es der scheidende Bürgermeister Uwe Schmitz aus, als er mit wenigen, knackigen Worten das Fest eröffnete. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Jugendmigrationsdienst im Quartier und der Fachstelle Migration im Diakonischen Werk Husum.

„Gerade solch ein Fest hat viele Aspekte“, sagte Urte Andresen vom Jugendmigrationsdienst im Kinderschutzbund Nordfriesland. „Zum einen leben viele Zugewanderte in prekären Verhältnissen, so dass es guttut, einmal ausgelassen zu feiern und zu spielen. Auch die Begegnung und das Kennenlernen beim gemeinsamen Essen und Kaffeetrinken ist wichtig, denn so kann der Kontakt in die deutsche Bevölkerung hinein intensiviert werden. Daneben möchten wir, in Anbetracht der Ausgrenzungsdiskussion und der undifferenzierten Sicht auf das verbriefte Recht auf Asyl, ein Zeichen setzen für die Menschen, die bei uns angekommen und ein Teil der Gesellschaft geworden sind.“ Peter Martensen, Integrationsbeauftragter des Kreises Nordfriesland, sah es ähnlich und zeigte einen weiteren Gesichtspunkt auf: „Das Fest der Begegnung kann als Gegengewicht gesehen werden zu den drohenden, beträchtlichen Kürzungen. Der Kreis Nordfriesland zeigt Flagge, denn es handelt sich dabei um eine enorm wichtige Arbeit. Wir bemühen uns, alle Akteure zusammenzubringen und das koordinierende nordfriesische Unterstützungsnetzwerk aus Betreuung und Beratung noch weiter auszubauen.“

Christine Wittstock, Migrations-Fachfrau im Diakonischen Werk Husum, dankte für die vielen Menschen, die ehrenamtlich viel Zeit, Kraft und Liebe in die Vorbereitung des Festes gesteckt hatten, und für die zahlreichen Unterstützenden, die mit Finanzmitteln die Veranstaltung haben wahrwerden lassen. Dazu gehörten unter anderem das Diakonische Werk Husum, der Jugendmigrationsdienst, das Quartier „Obere Neustadt“, die Ämter Viöl und Nordsee-Treene, die Stadt Husum, die auch dankenswerterweise die Festwiese zur Verfügung stellte, der Kirchenkreis und der Kreis Nordfriesland. Wer wollte, konnte der Live-Musik und dem Gesang lauschen oder einfach mit den Tischnachbarn ein Gespräch anknüpfen. Für die Kinder waren verschiedene Stationen aufgebaut wie Schminken, Basteln, verschiedene Outdoor-Spiele zum Toben und eine von der Streetwork des Diakonischen Werks gebaute, pfiffige Wurfwand. Zahlreiche Husumer Einrichtungen hatten sich beteiligt, unter anderem der Stadtteilbeirat der Oberen Neustadt, der Mädchentreff, das BISS, das Kinderschutz- und das Familienzentrum, die Integrationsbeauftragte des Kreissportverbandes und die Husumer Insel. Bürgermeister Uwe Schmitz wird wohl Recht behalten mit seiner Einschätzung: „Wenn noch mehr Menschen solche Veranstaltungen durchführen würden, wäre unsere Welt wahrscheinlich ein bisschen besser.“

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