Sonja Wenzel

„Es ist eine Veranstaltung ohne ‚erhobenen Zeigefinger‘, nicht anstrengend und ohne jemanden bloßzustellen, sondern im Gegenteil erfrischend, kurzweilig und fröhlich.“ So beschreibt Daniela Konrädi den Workshop „Rassismus – was habe ich damit zu tun?“, der am 18. August im Christian-Jensen-Kolleg in Breklum stattfindet. Die 57-jährige Pastorin bringt Erfahrungen aus ihrer Arbeit in Eutin, Hamburg und dem australischen Sydney mit und ist seit dem 1. April dieses Jahres Referentin für Rassismus-kritische Bildungsarbeit beim Evangelischen Regionalzentrum Westküste (erw) in Breklum.

„Der Workshop bietet Gelegenheit sich damit auseinanderzusetzen, wie ‚People of Color‘ Rassismus erleben“, erklärt sie. Mehr noch: Die Veranstaltung zeigt auch auf, wie sich aus historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten Rassismus überhaupt entwickeln konnte. Daniela Konrädi weiß, wovon sie spricht, denn sie ist eine der ganz wenigen „Black People of Color“ (BPoC) in der Nordkirche und war viele Jahre in der Antirassismus-Bewegung tätig. „People of Color“ oder auch „Black People of Color“ ist eine Selbstbezeichnung aus dem anglo-amerikanischen Raum von Menschen oder Personengruppen, die den unterschiedlichsten Formen von Rassismus ausgesetzt waren und sind.

Mit einer Anzahl von Übungen erfahren die Workshop-Teilnehmenden einiges über sich selbst, beispielsweise, wie weit sie selbst in Rassismus verfangen sind beziehungsweise was sie dagegen tun können, aber auch, wie sich Rassismus überhaupt offenbart. „Niemand wird bei der Veranstaltung an den Pranger gestellt. Sie ist vielmehr eine Einladung, sich mit sich selbst zu beschäftigen, Ängste und Vorbehalte abzubauen und zu hinterfragen, was im eigenen Umfeld positiv verändert werden könnte. Wichtig ist auch die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Gleichwohl ist Rassismus nicht gleich Rassismus; er hat viele Spielarten und Ausprägungen. Manchmal sind es einfach nur die berühmten Fettnäpfchen, in die man beharrlich stapft – aus Unbedarftheit und Unwissenheit: „Deshalb nützen diese Workshops dazu, sprachfähig zu werden. Wir wollen mit- und aneinander lernen und aufklären, warum mitunter Fehler und unbedachte Äußerungen passieren. Wir möchten den Blick öffnen für eine neue, richtige und angemessene Sprache, ihre Anwendung üben sowie manche Ungeschicklichkeit aufdecken und beheben“, so Daniela Konrädi. Ein bestimmtes Vorwissen oder eine Vorbildung seien für die Workshop-Teilnahme nicht notwendig, nur die Offenheit und die Bereitschaft, einfach näher hinzuschauen, die eigene Sprache und Diktion zu hinterfragen und sich auf einer neuen Ebene mit ihr zu beschäftigen. 

„Diese Veranstaltungen werden normalerweise dankend angenommen. Denn grundsätzlich möchten die Menschen nichts anderes als ein friedliches Miteinander. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Rassismus“ ist wertvoll und hilfreich, denn niemand möchte ausgegrenzt werden. Wir entwickeln gemeinsam neue Ideen, die uns weiterbringen im Leben und wir werden so mutig, dass wir darüber reden können“, erläutert Daniela Konrädi. Einrichtungen, Gruppen, Teams und Schulklassen können sie mit Vorträgen oder Workshops buchen. „Die Kirche ist für alle da“, sagt sie. „Es wäre schön, wenn wir es schaffen, dass mehr People of Color in der evangelisch-lutherischen Kirche ein Zuhause finden.“

Der Workshop richtet sich an Mitarbeitende kirchlicher Einrichtungen und findet am 18. August von 10:00 Uhr bis 17:00 Uhr im Christian Jensen Kolleg statt. Anmeldungen unter 04841-691421 oder als E-Mail unter leese@de-husum.de.

Pastorin Daniela Konrädi vom Evangelischen Regionalzentrum Westküste in Breklum. (Foto: Petra Conrad)

Die Veranstaltung wird gefördert durch:

Weitere Beiträge