Faltblatt von verschiedenen Husumer Einrichtungen klärt über „Loverboys“ auf.

Liebe macht blind“ heißt es. Doch oft neigen junge Menschen dazu, in ihrem Verliebtsein nicht zu hinterfragen, ob der geliebte Mensch es wirklich gut meint oder vielleicht sehr negative Absichten verfolgt. Das nutzen die „Loverboys“ aus, die Mädchen und Frauen die große Liebe vorgaukeln, um sie in die Prostitution zu führen.

Die, die auf einen Loverboy hereingefallen sind, berichten, dass dieser anfangs sehr lieb zu ihr war und wertvolle Geschenke machte. Doch irgendwann bittet der angebliche „Traumprinz“ um Hilfe. Das Geld wird knapp und das Mädchen soll es verdienen, in dem es Sex mit anderen Männern hat. Zugleich wird es von Familie und Freundeskreis isoliert – und immer weiter in die Prostitution getrieben.

Auch in Husum gibt es derartige Fälle Loverboys wenden dabei perfide psychologische Methoden an. Betroffene werden in einer Mischung aus Abhängigkeit, „blinder Liebe“ und Bedrohung gefangen gehalten. Wichtig sei daher, dass sie Anlaufstellen haben, in denen es Verständnis statt Vorwürfe und Hilfestellung gibt, so Britta Rudolph, die städtische Gleichstellungsbeauftragte. „Mädchen und Frauen sollen in die Lage versetzt werden, auf ihr Bauchgefühl zu hören und zu erkennen, wann etwas in eine problematische Richtung geht.“ Man müsse den Betroffenen die Scham nehmen, über ihre Situation zu sprechen, ergänzt Sandra Grams vom Mädchentreff Husum.

„Wir haben überlegt, wie man auf das Thema aufmerksam machen und Präventionsangebote gestalten kann“, so Antje Friedrich vom Kinderschutz-Zentrum des Diakonischen Werks Husum bei einem Treffen des Arbeitskreises „Was machst Du aus Liebe?“. „Es braucht Menschen, an die sich Betroffene wenden können. Wir wollen Anlaufstellen schaffen und die Allgemeinheit informieren. Und wir wollen potentielle Betroffene und ihr Umfeld sensibilisieren.“ Denn auch in Husum und Nordfriesland gebe es derartige Fälle, so Antje Friedrich.Ein Faltblatt soll zum
Handeln ermutigen Der Arbeitskreis „Was machst du aus Liebe?“, der sich aus verschiedenen Institutionen zusammensetzt, die für die Belange von Jugendlichen und Frauen eintreten, hat sich 2019 des Themas angenommen. Nun ist ein Faltblatt entstanden, das Betroffene anspricht, das Umfeld zum Handeln ermutigt und Anlaufstellen nennt. Dieses wird jungen Menschen, Eltern, Lehrkräften, Pädagogen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Faltblatt steht: „Lass Dich nicht täuschen! Wenn Dein Freund Geld von Dir erbittet und Dich auffordert, Sex mit anderen Männern zu haben: Sag NEIN! Such Dir Hilfe.“ Jede Frau könne sich in einen Loverboy verlieben. Dieser Satz soll Betroffenen die Erkenntnis vermitteln, dass sie nicht „selbst schuld“ seien, sondern in eine Falle geraten sind. Betroffene sollen ermutigt werden, sich offen dem Problem zu stellen und Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen. Auch dem Umfeld wird Mut gemacht, das Problem zu thematisieren.Hier gibt es Hilfe für
Betroffene Kostenlose und vertrauliche Hilfe erhalten Betroffene und Angehörige beim Kinderschutz Zentrum Westküste, der Frauenberatung & Notruf Nordfriesland, dem Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen, bei Contra – Fachstelle gegen Frauenhandel und den psychologischen Beratungszentren in Husum und Niebüll.

Text: Stefan Petersen

Quelle: Husumer Nachrichten vom 23.12.2021

Kati Henn (BISS), Sandra Grams (Mädchentreff Husum), Antje Fredrich (Kinderschutz-Zentrum Westküste des Diakonischen Werkes Husum), Britta Rudolph (Gleichstellungsbeauftragte) und Eric Hähling (Streetwork des Diakonischen Werkes Husum) präsentieren das neue Faltblatt zum Thema „Loverboys“ – Foto: Gerrit Eggers

Weitere Beiträge