Sonja Wenzel

Es tut gut, bei einer gemeinsam verzehrten, nahrhaften Suppe mit völlig fremden Menschen ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen und dann, möglicherweise mit neuen gedanklichen Anregungen, wieder des Weges zu ziehen. So passiert es vielen Menschen jedes Jahr wieder, die auf dem Husumer Marktplatz an der langen Tafel teilnehmen. Sie wurde kürzlich bei „Kaiserwetter“ vom Diakonischen Werk Husum zum wiederholten Mal organisiert.

Viele Familien sind unverschuldet in Not geraten und können sich nicht aus eigener Kraft rundherum versorgen. Oft fehlt es am Nötigsten. Daher sind die Tafeln eine segensreiche Einrichtung. Die Husumer Tafel, von Anfang an in gemeinsamer Trägerschaft von AWO und Diakonischem Werk, besteht jetzt seit genau 20 Jahren. Auch dieses Jubiläum wurde bei der Veranstaltung gebührend gewürdigt. Die in der Friedenskirche beheimatete Einrichtung ist heute ein logistisch glatt funktionierendes Gefüge geworden. Es wird in Schwung gehalten von Ehrenamtlichen, die sich mit Idealismus, Liebe und Herzblut engagieren. Zudem hat die Zahl der Menschen, die versorgt werden müssen, zugenommen – durch Kriege, Flucht und Vertreibung, durch politische und gesellschaftliche Schieflagen sowie persönliche Widrigkeiten, die nicht in ein System passen.

 

„Vor Gott sind alle gleich, er sieht in unsere Herzen“, sagte Pastor Andreas Raabe in seiner vom Husumer Posaunenchor begleiteten Andacht. Er hob auf die Apostelgeschichte ab, in der es um die gerechte Versorgung aller Hungernden geht. Die Zahl derer, die nicht genug zum Leben haben, wachse; diese Entwicklung sei bereits zur Zeit der Apostelgeschichte zu erkennen gewesen. Pastor Raabe lobte das breite Angebot des Diakonischen Werks, das niemanden im Stich lässt. „Es ist ein schönes Zeichen, dass die Lebensmittelausgabe der Husumer Tafel in einer Kirche stattfindet.“ Er dankte für die gute Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Diakonie. „Immer mehr Bedürftigkeit“ gebe es, so der Vorsitzende der Husumer AWO, Ronald Schümann. DW-Geschäftsführer Volker Schümann blickte zurück auf die Anfänge vor zwei Jahrzehnten, die recht bescheiden waren: „Die Tafel nahm in einem Kellerraum im Hauptgebäude des Diakonischen Werks Husum ihre Arbeit auf.“ Der stellvertretende Bürgervorsteher Peter Empen dankte für 20 Jahre „Menschlichkeit und soziales Tun“. Respekt, Anstand, Achtung und Gleichheit seien Tugenden, die die Tafel auszeichnen. „Es ist gut, dass es Menschen gibt, die einfach helfen.“ Er lobte alle Unterstützenden, Sponsoren und Sponsorinnen. DW-Geschäftsbereichsleiterin Adelheit Marcinczyk würdigte die vielfältige Mitarbeit einer ganzen Reihe von Institutionen, die das Diakonische Werk Husum bei der Vorbereitung dieser Veranstaltung unterstützt hatten: Die Stadt Husum, insbesondere das Ordnungsamt, die Stadtwerke, den Kreis Nordfriesland und das THW, das Zelte, Tische und Bänke zur Verfügung gestellt hatte. Messe Husum & Congress haben Kabelbrücken und Moniereisen und Erik Braack von der Messe Husum Catering hat 160 Kaffeegedecke zur Verfügung gestellt. Der HGV Bredstedt hat 2 Pavillons ausgeliehen. Dank der professionellen Technik von NF Pro Audio Veranstaltungstechnik waren alle Redner- und Musiker*innen auf dem Marktplatz sehr gut zu hören. Das Unternehmen Husumer Mineralbrunnen spendete 10 Kisten Mineralwasser und verzichtete auf das Flaschenpfand. Ein 40 Kilo schweres Rinderteil hatte Danish Crown gestiftet, woraus die appetitliche Suppe gekocht worden war. Ihr Dank richtete sich auch an Klaus Carstensen, Chef der Mensa des Paulsen-Gymnasiums in Niebüll, und Thomas Friess, Restaurantleiter und Küchenchef des Handwerkerhauses Husum, die zuverlässig für Verpflegung gesorgt haben. Als Alternative zum Eintopf mit Rindfleisch und Gemüse gab es eine Pastinaken-Apfel-Suppe mit einer Einlage aus Grießklößchen. Sie bedachte den Verein der Köche Westküste e.V., die Sponsoren und Sponsorinnen, die Banken und die freie Wirtschaft der Stadt, die Serviceclubs, die DW-Hausmeister, den Küster von Sankt Marien, Sven Jensen, Sabine Kock als Hauptorganisatorin der diesjährigen Veranstaltung, die ehrenamtlichen Tafelmitarbeitenden, Rolf Riemann, Leiter der Mobilen Tafel, und last but not least Charly Häuber als Leiter der Husumer Tafel.

Umrahmt wurde die lange Tafel von verschiedenen Ständen: Es gab unter anderem eine Hüpfburg von Studio55 International für die Kleinsten, der Bonhoeffer-Kindergarten hatte für Unterhaltung der Kinder gesorgt. Das Trio „Akustik? Die saß da“ sowie die Trommelgruppe „Policia do Samba“ aus Flensburg sorgten für rhythmische Unterhaltung. Die mobile Tafel konnte besichtigt werden. Ein Höhepunkt am Nachmittag war die vom ehemaligen Bürgermeister Uwe Schmitz geleitete Versteigerung von sechs Stühlen, die die Husumer Künstlerin Marlies Spankus von der Künstler-Vereinigung „Das Atelier“ originell bemalt hatte. Der Erlös ging komplett zu Gunsten der Husumer Tafel.

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