Sonja Wenzel

Das besondere Erlebnis der Geburt bringt für Eltern tiefgreifende Veränderungen und völlig neue Aufgaben mit sich. In dieser Situation, in der es oftmals viele Unsicherheiten gibt, ist es überaus hilfreich, wenn eine Institution im neuen Alltag Schutz und Fürsorge bietet. Deshalb wurde vor zirka 25 Jahren DELFI – Denken, Entwickeln, Lieben, Fühlen, Individuell – ins Leben gerufen, ein Konzept evangelischer Familienbildung für die Begleitung frisch gebackener Eltern mit Kindern bis zum ersten Lebensjahr.

„Eltern genießen die Sicherheit, die sie brauchen und können in den Kursen neue Kontakte und Netzwerke zu anderen Eltern in gleichen Lebenssituationen knüpfen“, sagt Antje Schümann, Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätten in Schleswig und Kappeln. „Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Die Bindung zur Kirche lockert sich bei vielen Menschen.“ Doch mit DELFI zeige die Kirche, was sie Eltern bieten könne, nämlich ein gewaltiges Potenzial an zuverlässiger Begleitung, Orientierung und Austausch in einer speziellen Lebensphase. Antje Schümann: „Die Menschen erleben in den Kursen unmittelbar die christliche Haltung und ein Menschenbild, nach dem jeder und jede geliebt und angenommen ist.“

Einer der Dreh- und Angelpunkte von DELFI sind die Kursleiterinnen und Kursleiter. Sie handeln einfühlsam, situationsbezogen und auch freundlich-kreativ und verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung in einem pädagogischen, medizinischen oder psychologischen Beruf. Sie erhalten eine umfassende Ausbildung durch die Evangelischen Bildungsstätten, die in Pinneberg und Schleswig – in Kooperation mit Husum und Rendsburg – vorgenommen wird und haben auch bei der späteren DELFI-Arbeit bei Bedarf fachlich versierte Ansprechpartner und -partnerinnen. 

In den Kirchenkreisen der Nordkirche ist DELFI noch nicht flächendeckend verbreitet – beziehungsweise: wenn vorhanden, dann oft noch „ausbaufähig“. Andererseits funktioniert es in manchen Regionen sehr gut und wird lebhaft wahr- und angenommen. Der Bedarf an Eltern-Kind-Kursen ist immens und die Wartelisten sind oft lang.  Das Projekt zur „strukturellen Implementierung der Ev. Marke DELFI® in der Ev-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)“ soll nun zukünftig zur flächendeckenden Verbreitung dieses Angebotes beitragen.

Annika Almstadt vom Diakonischen Werk Husum kümmert sich seit Kurzem darum, zunächst eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Sie ist dabei herauszufinden, wie und wo DELFI positioniert ist. In einem nächsten Schritt wird überlegt, wie DELFI in die kirchliche Arbeit wohnortnah eingebunden werden kann. „Ein aus kirchlichen Bereichen fachlich besetzter Beirat begleitet mich in meiner Arbeit. Bei den Eltern ist der Bedarf vorhanden. Dieses Projekt ist eine Chance für die Kirche, schon kurz nach der Geburt eines Kindes präventiv tätig zu werden“, sagt sie.

„Wünschenswert ist es, dass DELFI fest in der Nordkirche implementiert und sichergestellt ist“, erläutert Antje Schümann. Dafür seien nicht nur gut ausgebildete Kursleitende notwendig, sondern auch weitere Unterstützung aus den Kirchgemeinden, wie beispielsweise die Bereitstellung von Räumen. Kursleitende versehen ihre Arbeit bislang gegen ein sehr geringes Entgelt. Antje Schümannn hat eine Vision: „Diese Arbeit sollte sozialversicherungspflichtig sein und genauso bewertet werden wie beispielsweise die Arbeit in Kinderkrippen.“

Antje Schümann (links) und Annika Almstadt
Von links: Annika Almstadt, Doris Kratz-Hinrichsen, Antje Schümann und Leif Mennrich

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